Die sieben Dämonen: Roman
verständnislos drein und schüttelte den Kopf wie in einem Rauschzustand. »Sie tut nicht, was ich will. Ich muß mit Euch sprechen, aber sie denkt nur daran, ihre Lust zu befriedigen. Sie will mich nicht durchlassen, Davison.«
Mark packte Alexis fest um die Hüfte und schob sie aus dem Zelt.
Alles war dunkel und verlassen. Er führte sie durch das Lager und sagte, als sie an ihrem Zelt anlangten: »Gehen Sie schlafen, Mrs. Halstead.«
Ihre Augenlider flatterten; sie runzelte die Stirn.
»Mrs. Halstead?«
»Ja … ich bin schläfrig …«
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja … ich brauche Sie jetzt nicht …« Alexis wandte sich von ihm ab und ging schwankend durch die Zeltöffnung. Mark wartete, bis er das Feldbett unter ihrem Gewicht knarren hörte. Dann kehrte um ihn herum wieder Stille ein.
Ein Wind erhob sich plötzlich und fegte durch das Camp, wobei er feinen Sand in Wirbeln vor sich her trieb. Mark zitterte und kniff die Augen zusammen, damit ihm die Sandkörner nicht hineinflogen. Als der Wind sich legte, kam ihm die Nachtluft kälter und schneidender vor.
Sein Kopf schmerzte zum Zerspringen.
Mark entfernte sich vom Zelt der Halsteads und sah hinaus auf die dunkle Weite der Wüste. Da hörte er jemanden singen. Zuerst vernahm er es nur schwach, als käme es aus großer Ferne, doch allmählich wurde die Stimme – eine Frauenstimme – lauter, und er konnte die Worte verstehen.
»Ta em sertu en maa satet-k. Uben-f em xut abtet ent pet.«
Mark fühlte sich von dem süßen, wehmütigen Lied unwiderstehlich angezogen und bewegte sich in die Richtung, aus der es kam. Die betörende Melodie schien nach ihm zu greifen, ihn zu umfangen und ihn sanft vorwärts zu drängen.
Schließlich fand er sie. Sie saß auf dem zerfallenen, alten Mauerstück und ließ die Hände in ihrem Schoß ruhen. Ihr Kopf war vornübergebeugt. Nofretete schien ihn nicht zu bemerken. »Körper vergehen seit der Zeit der Götter, und junge Menschen nehmen ihren Platz ein. Ra zeigt sich in der Morgendämmerung. Atum begibt sich in den Westlichen Bergen zur Ruhe.«
Ihr geschmeidiger Körper wiegte sich im Takt der Melodie. Sie sang mit hoher, bezaubernder Stimme. »Männer zeugen, und Frauen empfangen. Jeder Nasenflügel atmet die Luft. Wenn die Morgendämmerung kommt, liegen alle Kinder schon im Grab.«
Sie hob ihre Hand und schaute Mark lange an. »Sei gegrüßt, Davison.«
Er blickte sie stirnrunzelnd an und spürte den Pulsschlag in seinen Schläfen.
»Mache ich Euch unsicher?«
»Ihr laßt mich an meinem Verstand zweifeln.«
»Glaubt Ihr noch immer nicht an mich?«
»Ihr seid bloß ein Produkt meiner Einbildungskraft.«
Ihr Gesicht wirkte diesmal konturierter und fester. Mark konnte nicht mehr durch ihren Körper hindurch die fernen Lichter des Dorfes sehen. Doch sie schimmerte noch immer, als wäre sie außen aus Phos
phor. Und heute abend trug der Wind einen Parfumduft von ihr zu ihm herüber. Es roch intensiv nach Gardenien.
»Deshalb versuche ich durch sie zu sprechen. In dieser Gestalt glaubt Ihr nicht an mich! Was soll ich tun, Davison?«
Mark studierte die Erscheinung mit nüchternem Blick. Diesmal konnte er das Muster auf ihrem lotosförmigen Halsband ausmachen. Er konnte den Geier und die Kobra auf ihrem Stirnband und die Lapislazuli-Skarabäen auf ihrem Armreif erkennen. Unter ihrem Gazegewand schimmerten rosafarbene Brustwarzen und eine glatte, makellose Haut.
»Habe ich das Grab gefunden, nach dem ich suche?« fragte er spontan.
»Ihr habt ein Grab gefunden, Davison.«
»Habe ich Echnatons Grab gefunden?«
»Ja.«
Seine Augen waren fest auf ihr Gesicht gerichtet, das wie eine unbewegliche Maske aus Kalkspat anmutete. Sie blitzte ihn aus unergründlichen, mandelförmigen Augen herausfordernd an. Mark wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »Und …«, Schweiß rann ihm zwischen den Schulterblättern über den Rücken, »wenn ich das Grab öffne, werde ich ihn dort finden?«
»Ja.«
Seine Knie wurden weich. Er sank zu Boden und blickte zu der strahlend schönen Frau auf. »Ich glaube, mein Gehirn spielt mir einen Streich. Ich höre das, was ich hören will.«
Die Aura um die Frau leuchtete kurz auf. »Wie könnt Ihr es wagen, an meinen Worten zu zweifeln? Beantworte ich nicht alle Eure Fragen? Davison, ich bin gekränkt.«
»Es tut mir leid, aber wie soll ich wissen, daß mein Verstand mir keinen Streich spielt? Woher soll ich wissen, daß ich nicht phantasiere?«
»Ihr seid stur wie ein
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