Die sieben Dämonen: Roman
Maulesel, mein Lieber, aber ich will geduldig sein. Ich werde Euch etwas erzählen, was Ihr nicht wissen könnt. Ich kann Euch sagen, wie die Hexe gestorben ist. Wird Euch das zufriedenstellen? Es war das Werk des Aufrechten.«
»Was …?«
»Sie forderte die Götter heraus und verlor den Kampf. Die Hexe starb
eines langen, schrecklichen Todes. Dergestalt ist die Macht des Aufrechten.«
»Diese Substanz in ihrem Mund …«
»Einer wird Euch Euer eigenes Exkrement essen lassen.«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein!«
»Könnt Ihr nicht sehen, mein Lieber, daß Euch Gefahr droht?«
»Von wem?«
»Von den sieben, die das Grab bewachen. Ihr müßt sie kennen, Davison, und Ihr müßt sie bekämpfen. Es sind sieben, und jeder von ihnen wird gemäß seiner Bestimmung strafen. Ihr müßt Euch vor den sieben in acht nehmen, Davison, denn jeder wird auf seine Weise töten. Und Euch, Davison, der Ihr der Anführer Eurer Gefährten seid, Euch wird die schrecklichste Strafe treffen …«, ihre Stimme hallte durch die Wüstennacht, »… langsame Zerstückelung.«
Mark rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich habe Halluzinationen!«
»Hegt Ihr noch immer Zweifel an mir? Ich verfüge über großes Wissen, mein Lieber. Ich kenne alle Geheimnisse der Alten.« Nofretete erhob sich anmutig; ihr Gewand schimmerte, als sie sich bewegte. »Kommt mit mir, mein Lieber, und ich werde Euch wundersame Dinge zeigen!«
Mark erwachte, weil ihm ein Lichtstrahl in die Augen stach, und er stellte fest, daß er völlig angekleidet im Bett lag und die Morgensonne bereits durch das Moskitonetz des offenen Fensters ins Zelt strömte. Verwirrt rappelte er sich auf und ächzte, als er das Pochen in seinem Kopf spürte. Er setzte seinen nackten Fuß auf den Boden und schrie auf. Als er nach unten blickte, entdeckte er, daß seine Sohlen zerschnitten und mit eingetrocknetem Blut bedeckt waren.
Mark blieb auf der Bettkante sitzen und barg seinen Kopf in den Händen.
Er erinnerte sich zunächst nur bruchstückhaft, dann kam ihm immer mehr ins Gedächtnis zurück, bis er wieder alle Einzelheiten der vergangenen Nacht vor sich sah. Er war ihr zu den Ruinen gefolgt. Er wanderte durch die eisige Nachtluft, aber die Kälte konnte ihm nichts anhaben; er lief barfuß über scharfkantigen Schotter, doch er spürte es nicht. Ihre Ausstrahlung hielt ihn in Bann. Sie ging ihm voraus
und wies ihm mit ihrem ausgestreckten, schlanken Arm die Richtung. Nofretete hatte ihn phantastische Alleen entlanggeführt, wo mit Federbüschen geschmückte Pferde gold-und silberglänzende Wagen zogen, Palmen in gepflegten Reihen standen, Häuserfronten mit bemalten Säulen in leuchtenden Farben verziert waren und Papyrus in Lotostümpeln wuchs. Nackte Kinder rannten umher, und schöne Frauen und Männer in wallenden Gewändern lustwandelten zufrieden unter den Strahlen von Aton.
Sie hatte ihn an eindrucksvollen Palästen vorbeigeführt, wo an der Spitze gewaltiger Pylonen bunte Fahnen wehten; vorbei an Tempeln, zu denen heilige Männer in weißen Roben und mit rasierten Häuptern strömten. Sie betraten prachtvolle Höfe, die mit exotischen Pflanzen und Gazellen bevölkert waren. Mark sah Kreter in den Straßen, feingliedrige Menschen, die Waren von ihrer jenseits des großen Meeres liegenden Insel feilboten. Und es gab rauhe, bärtige Babylonier, die mit lebhaften Gebärden feilschten. Aus Tavernen ertönten die Klänge von Musikinstrumenten und das Grölen Betrunkener. Wohin sie sich auch wandten, egal welchen Weg sie einschlugen, überall fanden sie gepflasterte Straßen, frisch getünchte Bauten, Bäume, Lärm und Leben.
Sie wanderten durch trostlose Ruinen, deren Mauern nicht höher als einen halben Meter waren, aber Mark sah nur die Herrlichkeit des großen Sonnentempels. Er folgte der Erscheinung Nofretetes über Sand und Gestein, doch unter seinen Füßen spürte er entweder Glas oder glatten Marmor. Der Himmel war schwarz und mit Sternen übersät, aber Mark sah ihn tiefblau und fühlte eine warme Sonne auf dem Rücken.
Sie waren kilometerweit gelaufen, hatten die Ebene durchquert und dann wieder kehrtgemacht. Sie waren die ganze Nacht unterwegs gewesen, und Nofretete hatte ihm die ganze Zeit über erzählt und ihm die Pracht von Achet-Aton vor Augen geführt.
Jetzt hielt er seinen Kopf in den Händen und fühlte sich völlig erschlagen.
Plötzlich strömte mehr Licht ins Zelt ein, und er hörte Ron sagen: »Wie gut, daß du auch schon wach
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