Die sieben Dämonen: Roman
nicht gehen, Hagg.«
»Ich verlange, mit dem Mann von der Regierung zu sprechen.«
Mark wandte sich an Jasmina. »Wo ist Hasim?«
»Es geht ihm noch immer nicht gut, Mark.«
»Ich bedaure, Hagg, Mr. al-Scheichly ist im Augenblick unpäßlich. Aber das macht nichts. Wir haben eine offizielle Genehmigung, hier zu arbeiten.«
»Ich werde zum Mudir gehen.«
»Ihr könnt meinetwegen auch zum Präsidenten gehen. Wir bleiben.«
Die Wangen des Alten liefen dunkelrot an, und seine Augen funkelten vor Zorn. Einen Augenblick lang befürchtete Mark, den ›Umda könnte der Schlag treffen, doch gleich darauf ging der Anfall vorüber, und der Alte fuhr in demütigerem Ton fort: »Ich bitte Euch inständig, Dr. Davison. Bitte verlaßt uns.«
Mark sah dem dicklichen Constantin Domenikos ins Gesicht, der eine erstaunliche Gleichgültigkeit zur Schau trug. Zu dem ›Umda gewandt, sagte Mark: »Ihr laßt Euch von überholtem Aberglauben einschüchtern, Hagg . Es gibt hier keine bösen Kräfte. Wir sind nur Wissenschaftler, die ihrer Arbeit nachgehen. Wir können gewiß alle in Frieden zusammenleben.«
»Nicht in Frieden, Dr. Davison.« Der Alte schien zu resignieren. »Ich weiß, daß Ihr an Eurem Plan festhalten und dadurch Unglück über Unglück heraufbeschwören werdet«, fuhr er niedergeschlagen fort. »So muß ich alles tun, was in meiner Macht steht, um das Schlimmste zu verhindern. Meine Männer werden ins Dorf zurückgerufen.«
»Wollt Ihr eine höhere Bezahlung? Mehr Tee? Coca-Cola?«
Der Alte wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Wie sehr Ihr mich doch mißversteht!«
»Dann seid Ihr wohl hinter den Grabbeigaben her! Mit Drohungen werdet Ihr nichts erreichen, Hagg. Ich werde persönlich dafür Sorge tragen, daß alles, was aus dem Grab zutage gefördert wird – und tut
bloß nicht so, als ob Ihr von dem Grab nichts wüßtet –, ins Ägyptische Museum nach Kairo gelangt.«
»Oh, was ist das bloß für eine unselige Stunde! Dr. Davison, meine Leute wollen nur Frieden, und da Ihr ihn uns nicht gewähren wollt, werde ich die Arbeiter ins Dorf zurückholen. Sie werden auf mich hören.«
»Ich kann Arbeiter aus Luxor kommen lassen.«
»Wir werden sehen, Dr. Davison, wir werden sehen.«
Mark sah zu, wie der Alte zu seinem Esel zurückhumpelte und mühsam aufstieg. Bevor er sich wieder auf den Weg machte, hob der ›Umda seinen Finger und rief: »Ich habe Euch gewarnt!«
Die Amerikaner, Jasmina und Abdul blieben vor dem Zelt stehen und sahen der mitleiderregenden kleinen Prozession schweigend nach. Nach einer Weile sagte Mark zu Abdul: »Schaff diese Kadaver von hier weg.«
»Effendi, was werden wir in bezug auf die Arbeiter unternehmen?«
»Ich weiß nicht. Er hat gewiß nicht die Macht, sie alle zurückzurufen.«
»Nein, Effendi, ich denke, ich kann die Männer aus Hag Qandil für einen höheren Lohn zum Bleiben überreden. Aber erinnern Sie sich, Effendi, daß wir bei der Versorgung mit Wasser und frischen Lebensmitteln auf den ›Umda angewiesen sind.«
»Sobald es Hasim bessergeht, wird er Kairo Bericht erstatten. Wenn weitere Regierungsbeamte kommen, können sie ein neues Team mitbringen. In der Zwischenzeit brauchen wir ohnehin nur eine Handvoll Männer, um den Grabeingang völlig freizulegen. Nachschub an Lebensmitteln können wir uns vom gegenüberliegenden Nilufer aus Mellawi besorgen. Jetzt laß das bitte fortschaffen, Abdul.«
Der hagere Ägypter nickte und hob mit düsterer Miene selbst die beiden Bündel auf. Als er wegging, fragte Ron leise: »Glaubst du, wir werden Ärger bekommen?«
»Keine Ahnung. Immerhin haben wir die Behörden auf unserer Seite, besonders jetzt, wo wir das Grab entdeckt haben. Der Alte kann uns nicht aus dem Tal vertreiben. Vielleicht wird es ungemütlich für uns werden, aber er wird gewiß nicht so dumm sein, sich den
Zorn der Regierungsbeamten zuzuziehen. Vergiß nicht, was seine Leute mit der Scheicha gemacht haben. Das ist Mord, Ron.«
Als die anderen zum Gemeinschaftszelt strebten, aus dem es nach Kaffee und brutzelndem Fett roch, trat Jasmina auf Mark zu. »Sie hinken ja. Tun Ihnen die Füße weh?«
»Ich habe vergessen, meine Schuhe anzuziehen.«
»Lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.«
Sie gingen in ihr Zelt, wo Mark sich auf einem Klappstuhl niederließ und Jasmina sich vor ihn hinkniete. »Das muß ziemlich schmerzhaft sein.«
»Hm, ja.«
Jasmina streckte die Hand aus und in das Medikamentenregal, das hinter Mark stand. »Rollen Sie
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