Die sieben Dämonen: Roman
bist!«
Mark hob mühsam den Kopf. »Was ist los …?«
»Du siehst ja fürchterlich aus! Hast dir gestern abend wohl ganz
schön einen hinter die Binde gekippt was? Nun, ich störe dich nur ungern, aber du wirst draußen ganz dringend gebraucht.«
»Warum?«
»Es ist etwas im Gange, was dir nicht besonders gefallen wird.«
Neunzehn
Mark blickte verwirrt auf die herannahende Delegation, doch seine Überraschung verwandelte sich schnell in Ärger.
»Die Sache gefällt mir überhaupt nicht«, murmelte Ron neben ihm.
Mark gab keine Antwort. Er stand mit verschränkten Armen vor seinem Zelt und sah den Besuchern mit äußerstem Mißvergnügen entgegen. Gerade jetzt konnte er solche Störungen gar nicht gebrauchen. Er wollte allein sein und in aller Ruhe über den Traum der letzten Nacht nachdenken. Er wollte bei der Erinnerung an Nofretete verweilen, seinen »Spaziergang« mit ihr noch einmal genießen und sich die unglaublichen Dinge, die er »gesehen« hatte, ins Gedächtnis zurückrufen. Aber auf einen Besuch der Dorfbewohner war er nun ganz und gar nicht eingestellt.
Der ›Umda wurde von drei jungen Männern in gestreiften Galabias begleitet. Dahinter folgten zwei verschleierte Frauen, die in Stoff eingeschlagene Bündel trugen, und Constantin Domenikos, der Grieche. Der gebrechliche alte ›Umda ritt auf einem Esel; die anderen gingen zu Fuß. Niemand sprach ein Wort, als sie langsam näher kamen. Das leise Tappen der Hufe und Schritte war das einzige Geräusch, das die morgendliche Ruhe störte. Zu Mark und Ron hatten sich inzwischen Jasmina, Abdul und die Halsteads gesellt. Als der Esel stehenblieb, half einer der jungen Männer dem ›Umda beim Absteigen und geleitete ihn vor das Zelt. »Ahlaan«, grüßte der ›Umda und hob die Hand, aber Mark sah Mißgunst in dem alten Gesicht.
»Willkommen, Hagg, was führt Euch her?«
»Eine unangenehme Pflicht, Dr. Davison. Ich komme als Sprecher für alle vier Dörfer. Wir müssen uns unterhalten.«
»Worum geht es denn? Ich stehe zu Eurer Verfügung.«
Der Alte kaute an seinen dünnen Lippen. »Können wir uns nicht irgendwo hinsetzen und bei einem Tee darüber sprechen?«
»Wir haben viel zu tun, Hagg. Bringt Euer Anliegen vor.«
Dessen winzige Augen flackerten zornig auf. »Ihr enttäuscht mich, Dr. Davison, ich hatte Euch für zivilisierter gehalten.«
»Zivilisiert!« stieß Mark verächtlich hervor. »Und wie nennt Ihr Euch selbst, Hagg? Wie nennt Ihr das, was Ihr und Eure Leute der Scheicha angetan habt?«
Der Greis bebte. »Sie ist nicht durch unsere Hand gestorben! Wir verehrten die Scheicha, wir brauchten sie! Und jetzt geben die Leute von Hag Qandil uns die Schuld an ihrem Tod, obwohl Ihr sie in Wirklichkeit auf dem Gewissen habt!«
»Sagt, was Ihr zu sagen habt, Hagg.«
»Jahrelang haben wir qadim in Ehren gehalten!« rief der ›Umda mit zitternder Stimme. »Und seit Jahren unterstützen und achten wir die Arbeit der ausländischen Wissenschaftler in unserem Tal. Doch jetzt ist alles auf Abwege geraten, und wir wünschen, daß Ihr diesen Ort verlaßt.«
Mark ließ die Arme sinken. »Das ist doch nicht Euer Ernst!«
»Ihr habt uralte Tabus gebrochen, Dr. Davison. Ihr habt bösen Zauber ins Tal gebracht. Jetzt wünschen wir, daß Ihr geht.«
»Wovon zum Teufel redet Ihr?«
Der ›Umda machte mit seinem Stock ein Zeichen, worauf die beiden schwarzgekleideten Frauen schüchtern vortraten. Die erste breitete die Arme aus und enthüllte den Inhalt des Bündels. Ein totes Tier fiel vor Mark und seinen Gefährten auf den Boden.
Mark warf einen raschen Blick auf das Tier und meinte dann: »Ihr habt schon früher Kälber mit zwei Köpfen gehabt, Hagg. Dafür könnt Ihr uns nicht verantwortlich machen.«
Da kniete die zweite Frau nieder und wickelte behutsam ihr Bündel aus. Mark wich einen Schritt zurück, und Alexis stieß einen erstickten Schrei aus.
»Das sollte mein Enkel werden«, erklärte der ›Umda betrübt. »Aber er wurde vier Monate zu früh geboren. Durch den bösen Zauber hat meine Tochter eine Fehlgeburt erlitten.«
Mark sammelte sich und entgegnete: »Der Fötus ist mißgebildet. Die
Natur hat ihn abgetrieben, nicht ich, Eure Tochter ist fast fünfzig Jahre alt. Sie ist zu alt, um noch weitere Kinder zu bekommen.«
»Unser Wasser ist schlecht geworden! Unsere Bohnenfelder sind von einem Schädling befallen! Unsere Frauen schreien nachts auf, weil sie schlimme Träume haben! Ihr müßt von hier weggehen!«
»Wir werden
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