Die sieben Dämonen: Roman
Danach wird er sich
besser fühlen. Aber er wird seine Hand eine Weile nicht gebrauchen können.«
»Abdul wird ein Auge auf ihn haben.«
Als sie sich Jasminas Zelt näherten, trafen sie Ron, der ihnen kopfschüttelnd entgegenkam. »Es ist mir ein Rätsel, wo sich das Mistvieh verkrochen hat. Ich habe mit vier Mann das ganze Zelt abgesucht.«
»Es muß irgendwo ein Loch geben.«
»Wir konnten aber keins entdecken.« Ron schlang fröstelnd seine langen Arme um sich. »Ich konnte spinnenartiges Getier noch nie leiden! Jetzt brauche ich einen Drink!« Er stapfte an ihnen vorbei in sein Dunkelkammerzelt.
Mark schaute Jasmina prüfend an. »Fühlen Sie sich wohl?«
Sie blickte überrascht zu ihm auf. »Ja, warum sollte ich mich nicht wohl fühlen?«
Er faßte sie an den Schultern. »Sie sehen müde aus.«
»Ich konnte nicht schlafen. Die Scheicha …«
»Ich weiß.«
Tränen traten ihr in die Augen, und als der erste Tropfen an ihrer Wange herunterlief, wischte Mark ihn behutsam weg. »Hasim hat mir erst gestern gestanden, daß er weg wolle«, begann sie mit ängstlicher Stimme. »Er sagte, er wolle nach Kairo zurückkehren und den Posten hier einem anderen überlassen.«
»Warum?«
»Er kann hier nicht schlafen. Er wird von schlimmen Träumen verfolgt, und er wird von Skorpionen regelrecht heimgesucht.«
»Und Sie? Wie denken Sie darüber?«
»Ich werde dort bleiben, wo ich gebraucht werde, aber …«, ihre Miene verfinsterte sich, »ich fürchte mich hier. Wenn Hasim die Krise überstanden hat und wieder reisen kann, werde ich vielleicht mit ihm nach Kairo zurückkehren.«
Unwillkürlich grub Mark seine Finger in ihre Schultern. »Haben Sie so große Angst?«
Sie senkte den Kopf. »Auch ich habe Alpträume gehabt …«
»Aber ich brauche Sie hier!«
Jasmina sah ihn erstaunt an.
»Bitte gehen Sie nicht weg«, bat Mark unbeholfen.
»Seien Sie unbesorgt, Mark. Ich werde mit der Abreise warten, bis ein Ersatz für mich eingetroffen ist. Vielleicht kann Dr. Rahman …«
»Darum geht es nicht. Ich brauche nicht irgendeinen Arzt, ich brauche Sie …«
Sie wich zurück und entwand sich seinem Griff. »Nein«, erwiderte sie sanft. »Wenn Sie mich brauchen, werde ich bleiben, aber als Ärztin, aus keinem anderen Grund.« Dann drehte sie sich um und verschwand in ihrem Zelt. Kurze Zeit später trat Mark in das warme Licht seines eigenen Zeltes, setzte sich auf die Bettkante und zog seine Stiefel aus. Von ferne hörte er schwach Vivaldi-Klänge aus Rons Kassettenrecorder.
Als Mark gerade seine Socken abstreifen wollte, vernahm er von draußen ein Geräusch. Er hielt inne und lauschte. Es war kaum zu hören und klang merkwürdig nah und fern zugleich: ein Zischen wie von einem riesigen Pendel, das die Nachtluft durchschnitt. Mark setzte seinen Fuß auf die Erde und saß wie erstarrt auf dem Rand des Feldbetts. Ein Windhauch drang durch die Zeltwand, ein kühler Luftzug wie beim raschen Öffnen und Schließen einer Kühlschranktür. Mark schauderte unwillkürlich.
Dann zuckte er zusammen. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Zeltwand und hielt seine Hände untätig auf den Knien. Angestrengt lauschte er auf das zischende Geräusch, das aus der furchterregenden Finsternis jenseits der Lagergrenze immer näher rückte.
Panik und Grauen durchfuhren ihn, und der stechende Schmerz in seinem Kopf verstärkte sich zusehends. Mark schluckte schwer und fing an, heftig zu zittern.
Es kam wieder …
Die Eingangsplane wurde beiseite geschoben.
Er fuhr herum und stieß einen erstickten Schrei aus.
»Dr. Davison?«
Ängstlich blickte er auf und sah Alexis Halstead vor sich stehen. Ihr flammend rotes Haar war zerzaust, ihre Kleidung unordentlich. »Darf ich hereinkommen?«
Er musterte sie aufmerksam. »Ja …«
Alexis sah sich im Zelt um und zog den Stuhl von Marks kleinem
Schreibtisch hervor. Als sie sich darauf niederließ, meinte sie: »Was für eine seltsame Kälte da draußen!«
Mark schaute ihr forschend ins Gesicht. Sie hatte wieder diese abweisende, verwirrte Art an sich. »Mrs. Halstead … haben Sie draußen gerade etwas gesehen oder gehört?«
Sie richtete ihren merkwürdig verschleierten Blick auf ihn. »Nein …« Mark dachte einen Augenblick nach und lauschte auf die nächtliche Stille jenseits der Zeltwand. Dann zog er seine Socken aus. Mit ihren verführerisch grünen Augen folgte Alexis jeder seiner Bewegungen. »Ich habe zufällig
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