Die sieben Dämonen: Roman
»Er-der-keinen-Namen-hat« Bezug genommen wird. Unglücklicherweise ist die Stele hier entzweigebrochen, und ich kann die Identität von Er-der-keinen-Namen-hat nicht entziffern.
»Damit ist bestimmt Echnaton gemeint«, kommentierte Mark, während er auf den stürmischen Ozean hinausblickte. »Nach dem Ende seiner Herrschaft erklärten es die Amun-Priester zum Verbrechen, seinen Namen auszusprechen.« Ron blätterte flink weiter. »Dann fand Ramsgates Aufseher Mohammed am zehnten Juli das zweite Stelenfragment, aber Ramsgate gibt nicht an, wo. Und jetzt, Mark, hör dir das an.« Ron dämpfte die Stimme und las atemlos.
12. Juli 1881: Ein unwiderstehlicher Drang hat uns alle gepackt, diesen Hund und das dritte Fragment zu finden. Beim Übersetzen des zweiten Teilstücks ermittelte ich gerade noch Anfänge eines Abschnitts, von dem ich sicher bin, daß er die Lage des Grabes angibt.
Ron hielt das Tagebuch noch immer geöffnet auf seinem Schoß und schaute auf. »Auf all diesen Seiten berichtet Ramsgate in einem fort über die Ausgrabung – das Ziehen der Gräben, das Ausheben der runden Schächte und Testlöcher –, er beschreibt sogar das Leben im Lager, das zu jener Zeit äußerst beschwerlich war. Aber nirgends erwähnt er, wo genau er gräbt.«
»Lies weiter vorn, Ron. Lies den Absatz über das Rätsel.«
»Ach ja, das Rätsel. Hinweis Nummer drei.« Er blätterte weiter und klatschte mit der Hand flach auf die Seite.
»Die Schlüsselpassage.«
16. Juli 1881: Kurz nach Sonnenaufgang, als die Arbeitsgruppen bereits im Wadi ihrer Arbeit nachgingen, wurde das dritte Frag
ment gefunden. Es ist kein loser Stein, sondern ein Sockel aus festem Fels, der aus dem Sand ragt. Die Stele war aus gewachsenem Fels herausgemeißelt worden. Der Sockel ist daher feststehend und unbeweglich. Obgleich sich das Fragment in schlechterem Zustand befindet als die übrigen dazugehörigen Stücke, ist die Inschrift doch noch lesbar, und ich habe den ganzen Tag hart gearbeitet, um das Ende des Hieroglyphentextes zu übersetzen. Während die arme Amanda unter ihren Decken unruhig schläft und von Alpträumen geplagt wird, sitze ich hier und zerbreche mit den Kopf über die rätselhaften Worte, die ich herausgebracht habe. Die Warnung setzt sich darin fort. Eine Mahnung an alle, die zufällig vorbeikommen, sich fernzuhalten. Bis zur letzten Hieroglyphenreihe, in der es heißt: »Wenn Amun-Ra stromabwärts fährt, so liegt der Verbrecher darunter; um mit dem Auge der Isis versehen zu werden.«
Sir Robert und ich haben uns den ganzen Abend bemüht, das Rätsel dieser Inschrift zu lösen. Es kann kein Zweifel bestehen, daß diese letzte Zeile auf die Lage des Grabes verweist, und doch finde ich darin keine Anspielung auf einen Hund. In welchem Zusammenhang steht dieser Absatz zu dem, was die alte Ziegelsammlerin uns erzählt hat?
»Verdammt«, brummte Mark und lief hinüber zur Bar, »er liefert uns genug, um uns zur Verzweiflung zu bringen!« Während Mark sich einen Schluck Bourbon einschenkte und dabei mit finsterem Blick auf den mit unverminderter Heftigkeit tobenden Regensturm starrte, las Ron weiter in dem Tagebuch. Nach ein paar Minuten des Schweigens, das nur gelegentlich durch einen Donnerschlag unterbrochen wurde, sagte Ron mit tonloser Stimme: »Das ist der Teil, der mich am meisten beschäftigt. Die Inschrift, die Ramsgate am Eingang zum Grab fand …«
Mark hörte nicht zu. Während er auf den schäumenden grauen Ozean hinabstarrte und spürte, wie sein Haus bei jeder Woge erzitterte, hielt ihn der quälende Gedanke an seine eigene Unentschlossenheit völlig gefangen.
Halstead hatte ihn gebeten, nach Ägypten aufzubrechen. Und nur eines hinderte ihn daran, sofort einzuwilligen: ein Versprechen.
Mark dachte wieder an Nancy, stellte sich ihr hübsches Gesicht vor, hörte ihr leises, befreiendes Lachen. Er war ihr vor sieben Jahren im Kunstmuseum von Los Angeles begegnet, als er dort einen Vortrag über Königin Nofretete gehalten hatte. Ihre Beziehung hatte sich anfangs auf gelegentliche Treffen beschränkt, war aber nach jeder seiner Ägyptenreisen enger geworden, bis ihnen nach seiner letzten Reise bewußt geworden war, daß sie sich liebten. Seitdem hatten sie sich nicht mehr für längere Zeit trennen wollen. Nancy reiste sehr ungern und sehnte sich nach Beständigkeit, und irgendwann im Verlauf der langen Liebesnächte, die sie in seinem Bett verbrachten, hatte Mark nachgegeben.
Er hatte ihr versprochen, daß die
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