Die sieben Dämonen: Roman
ägyptisches Pfund zu bieten (was für sie sicher ein Vermögen darstellte) und zwei Pfund, wenn sie uns helfen würde, die anderen beiden ausfindig zu machen. Doch sie lehnte ab und sagte, sie wolle überhaupt kein Geld! Sir Robert und ich vermuteten einen Trick, denn es gibt wohl kein habgierigeres Volk als die Araber. Aber Mohammed übersetzte weiter, daß die Dörfler froh seien, den Stein loszuwerden, denn seitdem ein heftiger Regenguß ihn vor Monaten aus dem Wadi heruntergeschwemmt habe, seien sie vom Unglück verfolgt. Während sich Mohammed weiter mit ihr unterhielt und immer wieder versuchte, die alte Frau zum Bleiben zu bewegen und weitere Auskünfte von ihr zu erhalten, nahm ich das, was ich da in Händen hielt, sorgfältig in Augenschein. Und als mir bewußt wurde, daß dieses Fragment Teil einer Grabstele war – das heißt ein Stein, der den Eingang zu einem Grab kennzeichnet – und sogar auf die Grabstätte einer Person königlicher Abkunft hinzudeuten schien, vermochte ich meine Erregung kaum noch zu verbergen.
›Stammt dies etwa von dem sogenannten Königlichen Grab?‹ ließ ich durch Mohammed fragen. ›Stand dieser Stein ursprünglich vor dem Grab, das sich vier Meilen wadiaufwärts befindet?‹
Sie schüttelte heftig den Kopf und äußerte etwas von einer ›verbotenen Zone‹.
Ich versuchte weiter in sie zu dringen, aber die Alte ließ sich durch nichts halten. Ich erhöhte mein Angebot, doch sie schlug es abermals aus, wobei sie aufgeregt in ihrer verworrenen Sprache drauflosplapperte. Nachdem die alte Frau gegangen war, übersetzte mir Mohammed, was sie zum Schluß gesagt hatte: Der Stein habe einen verbotenen Ort markiert, den ihre Leute seit Jahrhunderten wohlweislich gemieden haben. Doch jetzt hätten Gewitter und Regen den Markierungsstein, der unter dem Hund gestanden habe, auseinandergebrochen und die Fragmente aufs Geratewohl verstreut. »Jetzt seien die Teufel freigekommen.«
Dies waren Mohammed zufolge genau ihre Worte.
Ron blickte zu Mark auf. »Hinweis Nummer eins. Die Stele, die den Eingang zum Grab kennzeichnete, hatte unter einem Hund gestanden, was immer das ist, aber ein Blitzschlag hat sie in drei Teile zerbrochen, und ein plötzlich einsetzender heftiger Regenguß hat eines der Teile in die Ebene hinuntergeschwemmt. Nun machte sich Ramsgate auf, um dieses Grab zu finden, wobei er dieses Stelenfragment benutzte und nach dem Hund Ausschau hielt.«
»Und er hat ihn gefunden.«
»Ja, aber wieder einmal nur durch Zufall, nicht dank des Steinfragments. Seitenlang beschreibt er seine Suche nach diesem Hund, und als er ihn dann findet, sagt er nicht einmal, wo genau er sich befand, sondern nur: ›Ich habe den Hund endlich gefundene.‹«
»Ich stelle mir vor, daß es sich dabei um eine Felsformation handelt, die einem Hund oder einem Hundekopf ähnelt.«
Ron zuckte mit den Schultern. »Nun zu Hinweis Nummer zwei.«
Als er die vergilbten Seiten wendete, brach ein Blitzstrahl durch die dahinziehenden Wolken, auf den eine Sekunde später ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte.
»Das Gewitter ist jetzt direkt über uns«, murmelte Mark und blickte zur Decke auf.
»Hier«, fuhr Ron leise fort.
3. Juli 1881: Es gibt irgend etwas Eigenartiges an dieser Stele. Ich habe ihre Gravuren gestern abend einer eingehenden Prüfung unterzogen und machte die erstaunliche Entdeckung, daß diese Stele keiner bisher bekannten gleicht. Sie ähnelt weder der gewöhnlichen Gedenkplatte, die einen König auf dem Schlachtfeld zeigt, noch der Art von Grabstein, auf denen der Verstorbene Osiris und Anubis huldigt. Tatsächlich wird im oberen Teil des Steins kein einziges menschliches Wesen dargestellt, dafür aber sieben ziemlich seltsame und faszinierende Gestalten, von denen ich annehme, daß es Götter sind. Nur ein Name ist erkennbar, und dieser steht in der Kartusche eines unbekannten Pharaos namens Tutanchamun. Ich habe noch nie von ihm gehört und Sir Robert ebensowenig.
Es sieht aus wie eine Art Gedenktafel, und dennoch scheinen die Hieroglyphen, welche in waagerechten Reihen verlaufen und von rechts nach links gelesen werden, eine Warnung auszusprechen.
Ron blätterte die Seite um, und wieder ließ ein Donnerschlag das Haus bis in die Grundfesten erzittern.
4. Juli 1881: Ich habe die Inschrift auf dem Stein übersetzt. Es handelt sich, wie ich vermutet habe, um eine Bestattungstafel und bezeichnet die Lage eines Grabes, das jemandem gehört, auf den als
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