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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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über das Skelett, stützte sich mit einer Hand an der Tür ab und bohrte die Messerspitze in ein winziges Loch im Stein.
    »Was ist das?« fragte Halstead.
    Mark brachte einen kleinen Gegenstand aus dem Loch zum Vorschein, untersuchte ihn in der flachen Hand und reichte ihn zu Halstead hinauf.
    »Eine Revolverkugel!«
    »Und ich möchte wetten«, sagte Mark, während er sich wieder neben das Skelett kniete, »ich möchte wetten, daß sie sowohl zu dem Loch im Schädel als auch zu der Pistole paßt, die wir gefunden haben.«
    »Das begreife ich nicht«, erwiderte Ron. »Wer sollte den Toten erschossen haben?«
    Mark betrachtete das Skelett noch einen Moment und versuchte, sich das Geschehen vor Augen zu führen. Dann stand er auf und
    klopfte sich die Hände ab. Er drehte sich um, so daß er der steilen Treppe gegenüberstand, und meinte: »Wir können den Tathergang rekonstruieren. Wer immer der Tote war, er rannte diese Treppe hinunter – vielleicht weil er verfolgt wurde –, fiel gegen die Tür, kratzte daran und wurde durch einen Schuß in den Hinterkopf getötet. Dann sank er nieder und blieb an Ort und Stelle liegen.«
    »Aber warum?« wunderte sich Halstead. »Wer sollte ihn verfolgt haben? Und warum versuchte er, ins Grab zu gelangen?«
    »Ich habe nur gesagt, daß wir das Geschehen rekonstruieren können. Erklären können wir es nicht.«
    »Warum würde jemand auf eine so aussichtslose Weise versuchen, ins Grab vorzudringen? Ich meine«, Halsteads Stimme klang fest, »er hat seine Fingernägel in den Stein gekrallt!«
    »Da kann ich auch nur raten.«
    »Und warum wurde er nicht zusammen mit den anderen verbrannt?« fragte Ron.
    »Ich vermute, die Soldaten des Paschas fanden ihn so und begruben ihn, wo er war, weil sie Angst hatten, ihn anzufassen.«
    »Aber sie haben die anderen doch auch angefaßt.«
    »Ja …« Mark rieb sich den Bart und dachte angestrengt nach.
    »Ich kann mir nicht erklären, warum man diesen Toten hier begrub, den Fund der Grabstelle aber niemals meldete«, gab Halstead zu bedenken.
    Mark schaute wieder auf das intakte Skelett, die Knochen, die Flechsen und Sehnen, die Pergamenthaut, die verkrümmte Haltung des Körpers, alles noch genauso, wie der Tote vor hundert Jahren zu Boden gefallen war – kein Aasfresser hatten die Leiche angerührt, weder Hunde noch Geier. Nicht einmal Ameisen …
    Halstead fuhr fort: »Die Soldaten des Paschas kommen in diesen Cañon, finden ein Camp voller Leichen, verbrennen sie samt ihrer Habe und kommen dann hierher und schaufeln nur die Treppe zu? Ohne diesen Leichnam ebenfalls ins Feuer zu werfen? Ohne den Behörden von dem neuentdeckten Grab Mitteilung zu machen? Das entbehrt jeder Logik! Irgend etwas stimmt hier nicht!«
    »Vielleicht«, wandte Ron leise ein, »vielleicht sind sie nie so weit gekommen. Vielleicht hatten sie Angst, bis zu diesem Ende des Cañons vorzudringen.«
    »Wovon reden Sie?«
    Ron sah mit glasigem Blick zu Halstead auf. »Vielleicht hat ihnen jemand einen Riesenschrecken eingejagt.«
    Unvermittelt gab Mark seine Anweisungen: »Laßt uns das Ding hier herausholen. Abdul, du und deine Männer, ihr entfernt es von dieser Stelle, so vorsichtig ihr könnt. Wir werden uns später vielleicht noch damit befassen müssen.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Es ist fast Mittag. Dann machen wir für heute Schluß. Morgen früh werden wir das Grab öffnen.«

    Nach dem Mittagessen saßen sie im Gemeinschaftszelt beisammen. »Wie denken Sie darüber, Hasim?« fragte Mark, der an einem Glas kalten Tee nippte.
    Der junge Ägypter blickte von seinem Glas auf und schien Schwierigkeiten zu haben, Mark deutlich zu sehen. »Was meinen Sie?«
    »Über dieses Skelett. Werden Sie den Fund melden?«
    »Die Behörden werden nicht daran interessiert sein …«
    Mark beobachtete, wie ein dünner Schweißfilm auf Hasims fahles Gesicht trat, und bemerkte, daß das Weiße in seinen Augen sich gelb verfärbt hatte. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja … es geht mir besser.«
    Mark schaute zu Jasmina hinüber, die kaum merklich den Kopf schüttelte, und meinte dann: »Die Entdeckung dieses Skeletts ändert die Sachlage.«
    »Inwiefern?« wollte Halstead wissen.
    »Diese Totenscheine in der Kartei des Ministeriums. Entweder ist bei einem von ihnen ein Irrtum unterlaufen, oder es handelt sich bei dem Skelett um jemanden, den wir nicht kennen.«
    »Alle diese Totenscheine trugen falsche Angaben, das weißt du ganz genau«, entgegnete Ron, während er trübsinnig

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