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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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langsam bis zehn. Danach löschte er das Licht, zog das Papier vorsichtig unter der Glasplatte hervor und tauchte es in die Entwicklerflüssigkeit. Während er das Entwicklerbecken vorsichtig hin und her bewegte, beugte er sich vor und versuchte, das Thermometer auf dem Regal abzulesen. Der Abend war die beste Tageszeit zum Entwickeln. Die Temperatur war niedriger, obgleich sie im Augenblick ein wenig zu hoch zu sein schien, und es bestand ein geringeres Risiko, daß durch irgendeine undichte Stelle Licht einfiel. Er hatte eine ganze Stunde damit zugebracht, die Zeltwände nach Löchern abzusuchen, dann hatte er die Fenster mit schwarzem, lichtundurchlässigem Papier und Kreppband verklebt. Ein schwarzes Tuch, das er über dem Eingang aufgerollt ließ, wenn er gerade nicht entwickelte, war nun heruntergezogen und an allen Ecken sorgfältig befestigt. Vor das Zelt hatte er ein englischarabisches BITTE NICHT STÖREN-Schild gehängt, das er aus dem Nil-Hilton hatte mitgehen lassen.
    Während er sich mit der freien Hand den Schweiß von der Stirn wischte, hob er das Blatt aus dem Entwicklerbad, ließ es einige Sekunden abtropfen und tauchte es ins Unterbrecherbad. Er schwenkte das Becken sieben Sekunden lang und legte das Blatt dann ins Fixiermittel. Zwei Minuten später schaltete er alle Lichter wieder ein.
    Prüfend betrachtete er nun die fertig entwickelten Bilder, murmelte gleich darauf »Scheiße« und nahm einen großen Schluck aus seinem mit Wein gefüllten Pappbecher.
    Irgend etwas stimmte nicht mit den Fotos. Er mußte wohl noch einmal von vorne beginnen.

    Mark fühlte sich wieder viel besser. Abdul hatte recht behalten: Samira war trotz ihres wenig vertrauenerweckenden Äußeren eine ausgezeichnete Köchin. Jetzt kühlte die Luft merklich ab, der Mond ging auf, und eine heitere Ruhe legte sich über das Camp.
    Vor zehn Jahren hatte Mark noch nicht geraucht, aber ein erfahrener »Schatzgräber« hatte ihm den Tip gegeben, daß eine Pfeife die Insekten fernhalte. So hatte Mark sich das Pfeiferauchen angewöhnt und festgestellt, daß es ihn wirklich einigermaßen vor den Fliegen und Stechmücken schützte, die im Nahen Osten eine Plage waren. Heute abend jedoch, als er sich langsam vom Speisezelt entfernte, wollte er aus reinem Vergnügen und zur Entspannung rauchen. Er trat aus dem Lichtkreis der rund um das Lager aufgehängten Laternen heraus und schlenderte über den steinigen Boden zu einer alten Nilschlammziegelmauer, die etwa einen halben Meter aus dem Sand aufragte. Er ließ sich darauf nieder, zog seinen Tabaksbeutel hervor und begann, seine Pfeife zu stopfen.
    Rechts von ihm lagen in ein paar hundert Metern Entfernung hinter einem leicht abschüssigen Geländeteil die im Mondlicht kaum erkennbaren Ruinen der Arbeitersiedlung. Vor dreitausend Jahren waren die Arbeiter und ihre Familien in diesen Irrgarten von winzigen Behausungen gepfercht worden, hatten in überfüllten, stickigen Unterkünften ihr Dasein gefristet, während sie in den Gräbern des Adels zur Sklavenarbeit verdammt waren. Allem Anschein nach hatte die Struktur des Lagers, das mit hohen Mauern und Wachhäusern umgeben gewesen war, viel Ähnlichkeit mit dem eines Gefängnisses gehabt. Es gab auch Hinweise darauf, daß viele von den Arbeitern die alten Götter insgeheim weiter verehrt hatten und nicht Echnatons alleinigen Sonnengott Aton.
    Jetzt wurden die Ruinen zum ersten Mal seit dreißig Jahrhunderten wieder bewohnt. Mark konnte den Schein der Lagerfeuer sehen, und der leichte Abendwind trug den Klang der Stimmen der Fellachen bis zu ihm herüber. Abdul war gerade bei ihnen und erklärte ihnen, wonach sie am nächsten Tag suchen sollten und wie sie dabei vorzugehen hätten.
    Als Mark seine Pfeife anzündete, bemerkte er eine dunkle Gestalt, die sich zwischen den schwach erleuchteten Zelten leise davonmachte. Es war Samira, die nach Erledigung der Küchenarbeit zu dem abgeschiedenen Quartier eilte, das sie in einer Ecke der Arbeitersiedlung bezogen hatte. Mark beobachtete sie einen Augenblick lang neugierig, wie sie, einer schwarzen Motte gleich, ins Licht hinein und wieder heraus huschte.
    Als die Scheicha in der Dunkelheit verschwand, schweiften seine Gedanken wieder zu Nancy. Er fragte sich, was sie im Augenblick, sechzehntausend Kilometer von ihm entfernt, wohl tat, warum sie ihr Telefon abgemeldet hatte, ob sie auf ihn warten würde. Er hoffte immer noch, daß sie sich mit ihm über seinen Erfolg freuen würde, wenn er überhaupt

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