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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hier oben hatte man einen einzigartigen Blick auf die Ebene von Tell el-Amarna, die dahinter liegenden Bauernhöfe, den Nil und die landwirtschaftlich genutzten Gebiete auf der anderen Seite des Stromes. Jenseits davon begann wieder die Wüste, die sich wie der Grund eines Meeres, dessen Wasser verdunstet war, bis ans Ende der Welt zu erstrecken schien.
    Die Sonne war schon im Begriff, hinter dem Horizont zu verschwinden und die Welt in abendliches Dämmerlicht zu tauchen, als die drei völlig erschöpft ins Camp zurückkehrten.
    »Was haben Sie in Erfahrung bringen können, Dr. Davison?« fragte Sanford Halstead, der im Speisezelt über einer Schüssel mit Luzernen und Mandeln saß und ganz frisch nach Eau de Cologne duftete. Er hielt sich ein gestärktes weißes Taschentuch vor die Nase.
    Mark saß auf der Bank ihm gegenüber und verbarg sein Gesicht in den Händen. Die alte Fellachin beeilte sich, ihn zu bedienen, da die anderen bereits aßen, aber Mark hatte keinen rechten Appetit. Er hatte ein Gefühl, als sei sein Magen voller Sand. »Nicht viel«, antwortete er, während er dicke Sahne in seinen Kaffee goß, »aber ich habe auch gar nicht erwartet, irgend etwas zu sehen. Wir haben nur die Einteilung in Quadrate vorgenommen, so daß die Teams morgen früh mit der Arbeit beginnen können. Ich möchte mir dann auch kurz das Königsgrab ansehen.«
    »Was ist das Königsgrab?« erkundigte sich Alexis Halstead, die lustlos in ihrem Essen herumstocherte.
    »Es ist das Grab, das Echnaton ursprünglich für sich selbst und seine Familie bauen ließ, aber es wurde nie fertiggestellt, und Ägyptologen bezweifeln, daß es jemals benutzt wurde. Ich werde morgen früh einen Blick hineinwerfen, obgleich ich nicht annehme, daß es uns Anhaltspunkte auf die Lage von Ramsgates Grab gibt.«
    Alexis schaute nicht von ihrer gebratenen Ente auf. »Ramsgate schreibt, er habe eine Treppe freigelegt, die zum Grab des Verbrechers hinunterführte. Wäre diese Treppe nicht auch heute noch sichtbar?«
    Mark schüttelte den Kopf und murmelte »Schukran« , als Samira einen Teller vor ihn hinstellte. »Hundert Jahre in der Wüste werden alles begraben und keine Spuren hinterlassen haben. Es ist ein ständiger Kampf in diesem Land, den Sand fernzuhalten.«
    »Wo werden die Männer zuerst suchen?«
    »Auf der Hochebene, an den Mündungen der Wadis und in einigen der Schluchten, die am ehesten in Frage kommen.«
    Der Duft von Ente und gewürztem Reis machte Mark plötzlich heißhungrig. Während er aß, schaute er ein-oder zweimal zu Jasmina auf, die allein am anderen Tisch saß. »Hat jemand einen Teller mit Essen zu Ron gebracht?«
    Als niemand antwortete, drehte sich Jasmina zu Mark um und sagte:
    »Er ließ sich durch nichts dazu bewegen, im Bett zu bleiben, Dr. Davison. Er hält sich in seiner Dunkelkammer auf. Er meinte, er wolle später essen, nachdem seine Fotos entwickelt sind.«

    Sie sahen aus wie Leichname aus Konzentrationslagern. Ihre Gesichter waren schreckenerregend und erweckten den Eindruck, als wären sie verbrannt worden. Schwarze Löcher klafften dort, wo die Augen im Zuge der Verwesung in den Schädel zurückgetreten waren. Breite, lippenlose Münder entblößten furchteinflößende Zahnstummel, wobei ihr makabres Grinsen in grausiger Weise an den Tod erinnerte. Knochige Schultern ragten aus eingesunkenen Brustkörben hervor, während sich teerige Haut über die ausgemergelten Bauchhöhlen spannte. Arme und Beine glichen blattlosen Ästen verkohlten Holzes. Die Hände waren starr ausgestreckt und zeugten vom Entsetzen über den plötzlich eintretenden Tod. Ron lächelte zufrieden. Dies war der Film, den er in der Mumienkammer des Ägyptischen Museums aufgenommen hatte, und jedes Bild stellte für sich allein ein Glanzstück dar. Er wandte sich nun den Fotos zu, die er am Morgen in der Ebene gemacht hatte.
    Ron löste die Klammern von dem Filmstreifen, der an dem quer durch das ganze Zelt verlaufenden Draht hing, und legte ihn auf den
    Arbeitstisch. Dann löschte er alle Lichter, mit Ausnahme der gelben Dunkelkammerlampe, die einen Meter über der Laborbank angebracht war, zog ein Blatt Fotopapier aus der betreffenden Schachtel auf dem Regal und breitete es auf dem Entwicklungstisch aus. Anschließend legte er die Negative mit der stumpfen Seite nach unten auf das Papier und deckte sie mit einer dünnen Glasplatte ab. Er schaltete die Sieben-Watt-Birne ein, die fünfzig Zentimeter über der Glasplatte hing, und zählte

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