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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Blutverlust wird ihn nur ermüden.«
    »Gott, ich dachte schon, er würde verbluten.«
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?« fragte Jasmina nach kurzer Überlegung.
    Mark schüttelte den Kopf. Er versuchte, seinen Blick nicht im Zelt umherschweifen zu lassen, konnte seine Neugierde aber nicht recht im Zaum halten. Unwillkürlich starrte er auf einen Streifen Fliegenpapier, der über ihrem Bett hing und mit Insekten gespickt war. Manche von ihnen zappelten noch. Er schaute weg und deutete mit dem Kopf auf das Mikroskop. »Darf ich fragen, wozu Sie das Mikroskop benötigen?«
    »Ich brauche es für Arbeiten in meinem Spezialgebiet, Dr. Davison. Ich befasse mich mit Parasitologie. In dieser Gegend leiden viele Menschen an schrecklichen Krankheiten, die durch im Boden lebende Parasiten übertragen werden. Durch angemessene Aufklärung könnten sie leicht davor geschützt werden. Im Augenblick gilt mein besonderes Augenmerk der Bilharziose. Sie wird durch einen Saugwurm hervorgerufen, dessen Larven im Boden leben und durch die Haut in den menschlichen Körper eindringen. Die Fellachen verrichten ihre Notdurft, wo immer sie sich gerade aufhalten, und mit dem Urin der Infizierten gelangen die Parasiten in den Boden. Später laufen andere Leute barfuß über denselben Boden. Die Larven dringen in die Blutbahn ein und verzehren die roten Blutkörperchen. Ein an Bilharziose Erkrankter kann im Alter von fünfundzwanzig Jahren sterben und nicht wissen, wie leicht er seinen frühen Tod hätte verhindern können.«
    Jasmina senkte den Blick. Ihr Wortschwall machte sie plötzlich verlegen. »Ich möchte ein Heilmittel gegen all diese Krankheiten finden und einen Weg, wie man die Leute aufklären kann. Aber sie sind ungebildet und für moderne medizinische Erkenntnisse nur schwer zugänglich.«
    »Kommen Sie deswegen so schlecht mit der alten Frau aus?«
    Jasmina schaute auf; ihr Blick flackerte unruhig. »Sie verachtet mich meiner westlichen Einstellung wegen.«
    »Wissen Sie, was die Tätowierung auf ihrer Stirn zu bedeuten hat?«
    »Samira ist Koptin. Die Tätowierung erinnert an das Jahr, in dem sie eine Pilgerfahrt nach Jerusalem machte.«
    »Koptin …«
    »Dr. Davison«, der Anflug eines Lächelns umspielte Jasminas Mund, »ich habe zufällig mitbekommen, was Sie zu Mr. Domenikos sagten. Ich fand Ihre Reaktion einfach großartig.«
    »Hm, na ja …« Mark fuhr sich mit den Händen über die Knie und dachte verlegen darüber nach, wie er die Unterhaltung beenden könnte. »Sie brauchen dringend einen Ventilator hier im Zelt. Vielleicht wird das die Fliegen draußen halten.«
    Ihre Miene verdüsterte sich ein wenig. »Sie bringen da einen Punkt zur Sprache, Dr. Davison, der mir ziemlich große Sorgen bereitet. Wenn ich nämlich die Eingangsplane öffne, um eine Fliege herauszulassen, kommen zehn andere herein. Anscheinend werde ich besonders von ihnen heimgesucht, denn außer mir hat sich noch niemand darüber beschwert.«
    Marks Blick schweifte wieder zu dem spiralförmigen Band, das von der Zeltdecke herabhing. Es war nun dicht mit Fliegen besetzt. »Großer Gott! Wie lange hängt der Fliegenfänger schon hier?«
    »Seit heute morgen.«
    Mark runzelte die Stirn. »Die Biester sind wohl scharf auf Medikamente.«
    »Und nachts, wenn die Fliegen schlafen, plagen mich die Stechmücken. Die Moskitonetze scheinen überhaupt nichts zu nützen.«
    »Ich werde Abdul danach sehen lassen.«
    Jasmina lächelte erneut, und das überraschte Mark. In dem sanften Licht und der Wärme ihres Zeltes fühlte er sich genötigt, ihren Blick freundlich zu erwidern. Sie hatte eine ganz besondere Art, ihn anzusehen: Es kam ihm vor wie eine Bewertung, als wäre er ein Mann, dem sie einerseits mißtraute, zu dem sie sich andererseits aber hingezogen fühlte; der sie faszinierte und doch gleichzeitig mit Verachtung erfüllte.
    Ihre Augen waren unbeschreiblich schön. Es kam ihm aber so vor, als
    ob ein Schleier die untere Hälfte ihres Gesichtes verbarg; der Schleier, den zu tragen ihre Mutter und Großmutter gezwungen gewesen waren. Seit den Tagen Mohammeds hatten Generationen von Frauen darunter zu leiden gehabt, daß ihre Wangen, Nasen und Münder verhüllt sein mußten, und vielleicht hatten sie deshalb im Laufe der Zeit sinnliche Augen entwickelt, mit denen sie einen Mann beglücken oder vernichten konnten.
    Mark vermutete, daß sie sich nicht bewußt war, wie sie ihn ansah und daß Jasmina nicht ahnte, welche Wirkung ihre Augen auf ihn

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