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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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heiseres Flüstern. »Warum sind diese Wanddarstellungen absichtlich verunstaltet und verwischt worden?«
    Mark versuchte, seine Lippen mit der Zunge zu befeuchten, mußte jedoch feststellen, daß sein Mund ungewöhnlich trocken war. »Die
    Amun-Priester wollten Echnaton und Nofretete kein Leben nach dem Tod ermöglichen.«
    »Was meinen Sie damit …?«
    Der Duft ihres Gardenien-Parfums stieg ihm zu Kopf. Hinter ihnen ertönte ein Klicken von Rons Kamera, das sich in der kahlen Steinkammer unnatürlich laut ausnahm.
    Ohne sich dessen bewußt zu sein, senkte Mark die Stimme. »Für die alten Ägypter besaßen auf Wände gemalte oder eingemeißelte Figuren lebendige Kraft. Tiere konnten sich bewegen, Vogelsymbole konnten von der Wand wegfliegen.«
    »Und die Menschen?«
    Mark spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Vielleicht überkam ihn eine Art Platzangst. Plötzlich hatte er den Wunsch, so schnell wie möglich aus dem Grab herauszukommen. »Für Menschen galt dasselbe. Einmal auf eine Wand gemalt, hatten auch menschliche Gestalten sozusagen magische Kräfte. Sie konnten jederzeit heruntersteigen und umhergehen …«
    Alexis wandte sich von ihm ab; sie wirkte jedoch gelassen und ein wenig matt, als bewege sie sich in einem Traum, und trat in die Dunkelheit einer Türöffnung. Vor ihr tat sich ein scheinbar grenzenloser schwarzer Abgrund auf. »Was ist da drinnen?«
    Mark blieb wie angewurzelt vor dem Wandgemälde stehen und versuchte Alexis’ milchigweißen Körper richtig zu erkennen. Hielten seine Augen ihn zum Narren? Alexis schien zu glühen.
    »Die Grabkammern der Töchter Echnatons.«
    »Wurden sie je benutzt?«
    Wieder erfüllte ein metallisches Klicken die Grabkammer – das anhaltende Summen bei einer langen Belichtungszeit.
    »Nein.«
    Alexis drehte sich um und sah ihn aus der pechschwarzen Umgebung der Türöffnung an. Ihr Gesicht lag im Dunkeln. »Wo wurden seine Töchter bestattet?«
    Mark wollte einen Finger unter seinen Hemdkragen schieben, doch er hatte keine Gewalt über seinen Arm. »Niemand weiß es …«
    »Niemand weiß es? Sind alle sechs verschwunden?«
    Mark zwang sich dazu, seinen Blick von Alexis abzuwenden, und starrte statt dessen auf das Wandgemälde. Wie gebannt hielt er seinen
    Blick auf das Gesicht von Nofretete geheftet, auf ihr Profil, ihr Profil …
    Rons Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Ihre Gräber wurden zweifellos bereits vor Jahrtausenden geplündert« – klick – »und ihr Goldschmuck zur Herstellung von Münzen eingeschmolzen« – klick – »und ihre Mumien für Arzneipulver zermahlen.«
    Das Profil, Nofretetes Profil, es war unverwechselbar ihr Profil …
    Sein Hemdkragen schien ihm den Hals zuzuschnüren. Er konnte nicht mehr schlucken. Mark hatte das Gefühl, daß ihm irgend etwas im Bauch herumkrabbelte, und er konnte sich plötzlich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Tolle Bilder!« verkündete auf einmal Ron mit dröhnender Stimme, während er das Stativ geräuschvoll zusammenklappte. »Aufregende Motivzusammenstellungen, schlichte menschliche Wesen zu Füßen des riesenhaften lebendigen Gottes!«
    Mark starrte mit offenem Mund hinauf zu der überlebensgroß dargestellten Königin, die für alle Zeiten in der Kalksteinwand des Grabes verewigt war, im Profil … Alexis Halsteads Profil …
    Mark gab einen kurzen, dumpfen Laut von sich, taumelte rückwärts, machte auf dem Absatz kehrt und meinte mit fester Stimme: »Wir verschwenden nur unsere Zeit. Machen wir, daß wir hier herauskommen!«

    Im Gemeinschaftszelt war es unangenehm warm, und die Luft darin war rauchgeschwängert, aber die Alternative hätte darin bestanden, draußen bei den Fliegen zu essen. Zwei tragbare Ventilatoren, die von einem der Benzingeneratoren angetrieben wurden, hielten die Luft in ständiger Bewegung, aber es gab nicht genug Licht, und die Essensgerüche beherrschten den ganzen Raum.
    Samira hatte die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgerollt und knetete Maismehl zu einem Teig. Hin und wieder hielt sie inne, um der Masse ein wenig Wasser und Kümmel beizumengen. Mehrere runde Holzteller standen für den fertigen Teig bereit, der darauf zu Fladen geformt wurde und in dem Steinofen im hinteren Teil des Zeltes gebacken werden sollte. Schmackhafte, goldbraune Brotfladen aus zwei weichen, nicht krümelnden Krusten wären das Ergebnis. Sie wurden als Pitta -Brot bezeichnet, im mittelägyptischen Dialekt als Bettaw,
    nach dem alten pharaonischen Wort für Brot, Ptaw. Mark war

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