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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sich nicht bewußt, daß er Samira, während er seinen Tee trank, die ganze Zeit über anstarrte. Einmal rutschte ihr schwarzer Schleier nach oben und ließ abermals die rote Tätowierung auf ihrer Stirn erkennen, aber die Fellachin hatte sie im Handumdrehen wieder verhüllt, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
    Ron war der einzige, der aß, wobei er seinen Ful kräftig mit Pfeffer würzte. Neben seinem Teller stand ein Becher Chianti.
    »Wann wird Abdul Ihnen über die Ergebnisse des Tages Bericht erstatten?« erkundigte sich Sanford Halstead, der vor einer Tüte mit Rosinen und Mandeln saß.
    »In etwa einer Stunde.« Mark zwang sich, seinen Blick von Samira zu wenden.
    »Glauben Sie, daß sie etwas gefunden haben?«
    Mark bemühte sich, freundlich zu bleiben. Halstead, der ihm in einem modischen, enganliegenden Sporthemd und weißen Freizeithosen gegenübersaß, wirkte so beneidenswert jugendlich und kraftvoll. Mark fragte sich, was wohl das Geheimnis dieses Mannes war. Verjüngte ihn Alexis mit ihrer sexuellen Vitalität? »Wenn irgend etwas Bedeutendes gefunden worden wäre, dann hätte Abdul mir sofort davon berichtet.«
    »Sagen Sie mir, Dr. Davison«, mischte sich Alexis in die Unterhaltung, »warum wurde Echnatons Monotheismus eigentlich so erbittert bekämpft?«
    In der alltäglichen Umgebung des Gemeinschaftszelts und bei besserem Licht kam ihm Alexis Halstead nicht mehr gespenstisch und unheimlich vor. Sie war nichts anderes als eine bemerkenswert schöne Frau. Und doch mußte Mark zugeben, daß sich die Ähnlichkeit auch jetzt nicht leugnen ließ. Sie war ganz eindeutig vorhanden. Hätte sie ihr Haar zurückgesteckt und sich altägyptische Schminke aufgelegt, so hätte man Alexis Halstead für die Reinkarnation von Königin Nofretete halten können.
    »Weil er damit die bestehende Staats-und Gesellschaftsordnung über den Haufen warf. Die alten Ägypter glaubten, daß die Welt sich niemals wandeln dürfe. Was gestern war, mußte auch heute so sein und sollte auch morgen noch Gültigkeit haben.«
    »Warum waren sie so sehr gegen Veränderungen?«
    Mark blickte auf Sanford und bemerkte, daß aus einem seiner Nasenlöcher langsam ein Tröpfchen Blut hervorzuquellen begann. »Weil die Ägypter in einem Land lebten, das selbst keinerlei Veränderungen durchmachte. Die Naturkräfte im Niltal sind jahraus, jahrein gleichbleibend und voraussagbar; das Klima ist beständig. Es gibt weder sintflutartige Regenfälle noch sonstige plötzliche Witterungseinbrüche. In ihrer Religion und Philosophie ahmen die Ägypter die Natur nach. Für sie hatte sich die Welt seit ihrer Erschaffung nicht verändert.
    Deshalb mußten auch die Menschen bleiben, wie sie waren. Aus diesem Grund gibt es im ägyptischen Pantheon auch keine wirklich zornigen oder feindseligen Gottheiten.«
    Mark schaute wieder zu Halstead hinüber, der sich diskret eine Stoffserviette vor die Nase hielt. An der Stelle, wo das Blut durchging, bildete sich nach und nach ein purpurroter Fleck.
    »Vergleichen Sie die ägyptischen Götter mit den Göttern der Sumerer, der Babylonier und der Assyrer in Mesopotamien«, fuhr Mark fort. »Die Menschen dort lebten in einem Land mit unberechenbaren Jahreszeiten, in dem sie jederzeit von Überschwemmungen und Erdbeben heimgesucht werden konnten. Auch deren Götter spiegelten die Natur wider. Sie waren düster und geheimnisvoll, zornig und rachsüchtig wie der Jahure der Hebräer. Dagegen machten sich die Ägypter stets nur eine Vorstellung von fröhlichen und wohlwollenden Göttern, weil sie an die milde Beständigkeit eines Landes gewöhnt waren, das keine ausgeprägten Jahreszeiten kennt.«
    Abermals schweifte Marks Blick zu Halstead hinüber. Frisches Blut kam auf seiner Oberlippe zum Vorschein und versickerte in seinem silbergrauen Schnurrbart.
    »Die einzige Ausnahme bildete der Gott Seth, der seinen Bruder Osiris ermordete. Er war der Gott der Finsternis, verkörpert durch einen rothaarigen Dämon. Zweifellos hatte er seinen Ursprung in irgendeinem furchterregenden Urtier. Es gab auch noch ein paar weniger bedeutende Gottheiten, die ebenfalls Teufeln ähnelten, aber sie kamen ihrem Wesen nach eher lästigen Poltergeistern gleich.«
    »Woher nahm Echnaton die Idee zum Monotheismus?« fragte Halstead, der sich die blutbefleckte Serviette nun fest gegen die Nase preßte.
    »Das kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Es gibt eine Menge Theorien zu dem Thema, aber nichts wirklich Greifbares. Einige Leute halten ihn für

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