Die sieben Finger des Todes
über die Königin gebreitet hatte, bat uns, wir sollten den Körper in ihr Zimmer schaffen, wo wir ihn aufs Bett legten. Dann schickte sie uns mit den Worten fort:
»Laßt mich mit ihr allein. Es müssen noch viele Stunden vergehen, und ich möchte nicht, daß sie da unten im grellen Licht liegt. Das mag vielleicht die Hochzeit sein, auf die sie sich vorbereitete – die Todeshochzeit. Da soll sie wenigstens ihr schönes Gewand anlegen.«
Als Margaret mich später in ihr Zimmer führte, trug die Königin das Gewand aus feinem Leinen mit der Goldstickerei. Und das herrliche Geschmeide war an seinem Platz. Um sie herum brannten Kerzen, auf ihrer Brust lagen weiße Blumen.
Hand in Hand standen wir vor ihr und sahen sie an. Dann deckte Margaret sie mit einem schneeweißen Laken zu, tief aufseufzend. Sie wandte sich ab. Nachdem sie leise die Tür geschlossen hatte, ging sie mit mir zurück zu den anderen, die sich mittlerweile im Speisezimmer versammelt hatten. Hier besprachen wir nun alles was sich zugetragen hatte und auch, was uns noch bevorstand.
Wieder mußte ich die Feststellung machen, daß der eine oder andere das Gespräch mit aller Gewalt am Leben erhielt, als hätte sich Unsicherheit unter uns breitgemacht. Die lange Wartezeit beanspruchte unsere Nerven. Mir war nun klar, daß Mr. Trelawny mehr an den Folgen seines langen Trancezustandes litt, als wir ahnten oder als er zeigen wollte. Gewiß, Willen und Entschlußkraft waren ungebrochen, doch seine körperliche Verfassung hatte gelitten. Dies war allerdings nur natürlich. Kein Mensch kann eine viertägige Periode der Leblosigkeit durchmachen, ohne daß es ihn schwächt.
Mit dem Vergehen der Stunden schleppte sich die Zeit immer träger dahin. Die anderen schienen von Schläfrigkeit übermannt. Ich fragte mich, ob sich im Falle Trelawnys und Corbecks, die ja dem hypnotischen Einfluß der Königin bereits ausgesetzt gewesen waren, derselbe Schlafzustand ankündigte. Dr. Winchester hingegen zeigte Perioden der Geistesabwesenheit, die mit der Zeit immer länger und häufiger auftraten.
Was nun Margaret anlangte, so machte sich die Spannung besonders stark bemerkbar. Sie wurde immer bleicher und stiller, bis ich mir schließlich, es war um Mitternacht, ernsthaft um sie Sorgen zu machen begann. Ich bewog sie, mit mir in die Bibliothek zu gehen und dort auf dem Sofa eine Weile zu ruhen. Da Mr. Trelawny entschieden hatte, das Experiment müsse genau zur siebten Stunde nach Sonnenuntergang stattfinden, würde es drei Uhr morgens werden, ehe man damit anfing. Auch wenn man noch eine ganze Stunde für die allerletzten Vorbereitungen ansetzte, blieben uns zwei Stunden Wartezeit. Ich versprach ihr hoch und heilig, ich würde sie zu jedem gewünschten Zeitpunkt wecken, doch sie wollte vom Einschlafen nichts wissen. Sie sei nicht müde, versicherte sie mir mit einem reizenden Lächeln, und sei sehr wohl imstande wach zu bleiben. Anspannung und Erregung trügen Schuld an ihrer Blässe. Schließlich gab ich mich geschlagen. Aber ich unterhielt mich über eine Stunde lang über die verschiedensten Dinge mit ihr, so daß ich doch das Gefühl hatte, ihr die Wartezeit verkürzt zu haben, als wir schließlich wieder ins Zimmer ihres Vaters gingen.
Wir trafen die drei Männer schweigend an. Mit mannhafter Tapferkeit fügten sie sich ins Schweigen, da sie spürten, sie hätten alles in ihrer Kraft Stehende getan. Und wir warteten und warteten. Als die Uhr zwei schlug, schien uns dies aufzurichten. Die Schatten, die sich während der langen, vorausgegangenen Stunden auf uns gesenkt hatten, waren wie weggeblasen. Jeder von uns machte sich hellwach und voller Eifer an seine Arbeit. Als erstes überzeugten wir uns davon, daß die Fenster geschlossen waren und holten unsere Atemgeräte, damit wir sie rechtzeitig zur Hand hätten. Es war von Anfang an eingeplant gewesen, diese Geräte anzuwenden, da wir ja nicht wußten, ob beim öffnen des magischen Behälters nicht giftige Dämpfe entweichen würden. Daß er sich womöglich gar nicht öffnen könnte, kam keinem in den Sinn.
Und dann trugen wir unter Margarets Anleitung den mumifizierten Leib der Königin Tera aus ihrem Zimmer in das ihres Vaters und legten sie auf eine Couch. Das Laken breiteten wir ganz locker über sie, so daß sie, sollte sie erwachen, mit Leichtigkeit hervorschlüpfen konnte. Die verstümmelte Hand wurde auf die ihr zugedachte Stelle auf der Brust gelegt, unter die Hand das Siebengestirnjuwel, das Mr.
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