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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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denn sein Argument betreffend den Anwaltsberuf war ein sehr schwaches.
    »Mein Kind, du wirst selbst dabeisein. Glaubst du, wir würden etwas tun, was dich beleidigen könnte? Komm schon, nimm Vernunft an! Das hier ist kein vergnügter Ausflug. Wir sind ernste Menschen, die sich voller Ernst an ein Experiment wagen, das uns die Weisheit der Urväter enthüllen und das Wissen der Menschen unendlich erweitern könnte. Der menschliche Verstand wird in der Forschung ganz neue Wege beschreiten können. Dieses Experiment kann für uns alle den Tod bedeuten! Aus dem bisher Vorgefallenen wissen wir, daß gewaltige, unbekannte Gefahren vor uns liegen können, deren Ende vielleicht keiner von uns erleben wird. Mein Kind, du kannst versichert sein, daß wir nicht leichtfertig handeln, sondern mit dem Ernst verantwortungsbewußter Menschen! Abgesehen von deinen oder den Gefühlen anderer, kann ich dir sagen, daß es für den Erfolg des Experiments unbedingt erforderlich ist, sie zu entblößen. Die Hüllen müssen entfernt werden, ehe sie sich von einem geisterfüllten Leichnam mit einem zusätzlichen Astralleib wieder in ein lebendiges Menschenwesen verwandelt. Würde man ihre Absicht verwirklichen und sie würde innerhalb ihrer Umhüllung zum neuen Leben erwachen, dann hieße das den Sarg mit dem Grab tauschen! Sie würde den Tod der lebendig Begrabenen sterben! Nun aber, da sie zeitweilig freiwillig auf ihre Astralkraft verzichtet, bestehen für mich keine Zweifel mehr.«
    Margarets Miene erhellte sich. »Also gut Vater«, sagte sie, und gab ihm einen Kuß. »Dennoch erscheint es mir als schreckliche Entwürdigung einer Königin und einer Frau.«
    Ich wollte zur Treppe, als sie mir zurief:
    »Wohin gehst du!«
    Kehrtmachend faßte ich nach ihrer Hand, um sie zu streicheln und ihr zu sagen:
    »Wenn das Auswickeln vorbei ist, komme ich wieder!«
    Sie schenkte mir einen langen Blick, der von einem schwachen Lächeln begleitet wurde, als sie sagte:
    »Vielleicht solltest du lieber bleiben! Es könnte für deinen Beruf als Anwalt wichtig sein.«
    Nun lächelte sie unverhohlen, wurde aber sofort wieder ernst und bleich. Mit entrückter Stimme sagte sie:
    »Vater hat recht! Es ist ein schrecklicher Anlaß, wir müssen also ernst bleiben. Trotzdem – nein, gerade deswegen ist es besser, wenn du bleibst, Malcolm. Später einmal wirst du vielleicht froh sein, daß du heute nacht dabei warst!«
    Bei ihren Worten sank mir das Herz, doch hielt ich es für besser, darauf nichts zu sagen. Die Angst hatte sich schon unverschämt genug unter uns eingenistet!
    Inzwischen hatte Mr. Trelawny unter Mithilfe von Mr. Corbeck und Dr. Winchester den Deckel des Eisenstein-Sarkophags gehoben, in dem die Mumie der Königin lag. Es war eine große Mumie, gottlob aber nicht zu groß. Sie war nicht nur lang, sondern auch ziemlich breit und hoch. Ihr Gewicht war so, daß wir zu viert Mühe hatten sie herauszuheben. Unter Mr. Trelawnys Anleitung legten wir sie auf den dafür vorbereiteten Tisch.

 
     
     

Jetzt, erst in diesem Augenblick, überfiel mich die Erkenntnis, wie schrecklich das war, was wir da taten! Hier, im grellen Schein des Lichts erschien die materielle und niedrige Seite des Todes so wirklich wie nie zuvor. Die äußeren Hüllen, die durch unsachgemäße Berührung teilweise zerrissen oder gelockert waren und deren Farbe entweder vom Staub nachgedunkelt oder durch Reibung abgeschabt war, wirkte zerknittert, als wäre man unsanft damit umgegangen. Die Ränder der Wickeltücher waren ausgefranst, die Bemalung war fleckig, die Farbe abgebröckelt. Dem Umfang der Mumie nach zu schließen mußten es sehr viele Tücher sein. Aber dennoch war die menschliche Gestalt unverkennbar, wenn auch durch ihre Hülle furchteinflößend. Was da vor uns lag, war der Tod, und nichts anderes. Die ganze Romantik und Gefühlsträchtigkeit unserer Vorstellungskraft war verschwunden. Die zwei Älteren, die als Experten diese Arbeit oft getan hatten und in ihrem Element waren, zeigten sich nicht im mindesten schockiert. Und Dr. Winchester bewahrte sich sachliche Ruhe und Gelassenheit, als stünde er vor dem Operationstisch. Ich hingegen fühlte mich elendiglich, ja, ich schämte mich. Und überdies bereitete mir Margarets geisterhafte Blässe Kummer und Schmerz.
    Und dann gingen wir ans Werk. Das Auswickeln der Katzenmumie hatte mich ein wenig auf das Kommende vorbereitet. Diese Mumie war aber um so viel größer und viel komplizierter eingehüllt, daß es wieder

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