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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Unterwegs zu meinem Zimmer sagte er:
    »Hm, mir gefällt es ja gar nicht, daß ich die Sachen zurücklasse, in der Obhut dieser zwei Polizisten! Sie sind viel zu kostbar, als daß man sie der Polizei überlassen könnte!«
    Woraus zu ersehen ist, daß das Äußern von Verdächtigungen sich nicht allein auf Sergeant Daw beschränkte.
    Nach einem einzigen flüchtigen Blick standen Mr. Corbeck und Dr. Winchester bereits auf freundschaftlichem Fuß miteinander. Der Orientreisende sagte uns seine Hilfe zu, vorausgesetzt, wie er hinzufügte, es handle sich um etwas, worüber er frei sprechen könnte. Nun, das war nicht sehr vielversprechend. Aber Dr. Winchester hakte sofort ein:
    »Wenn es Ihnen recht ist, könnten Sie uns ein wenig von der Hieroglyphenschrift übersetzen.«
    »Aber gewiß doch, mit dem größten Vergnügen, soweit ich es vermag. Denn ich muß Ihnen sagen, daß die Hieroglyphenschrift noch nicht ganz entschlüsselt wurde, obwohl wir die Sache langsam, aber sicher in den Griff bekommen! Und welche Inschrift meinen Sie?«
    »Da wären zwei«, antwortete Winchester. »Eine will ich sofort bringen.«
    Er ging hinaus und kehrte gleich darauf mit der Katzenmumie wieder, die er vorhin Silvio präsentiert hatte. Der Gelehrte besah sie sich und meinte nach kurzer Überlegung:
    »Das ist wirklich nichts Besonderes. Es ist die Bitte an Bast, die Herrin von Bubastis, dem Tier im Jenseits Brot und Milch zu geben. Im Inneren steht vielleicht noch mehr. Falls Sie sich die Mühe machen, sie aufzuwickeln, werde ich mein Bestes tun. Aber ich glaube nicht, daß da viel zu erwarten ist. Nach der Wickelmethode zu schließen, würde ich sagen, daß die Mumie aus der Deltagegend stammt, aus einer späten Periode, als das Einbalsamieren allgemein üblich und billig war. Und wo ist die zweite Inschrift, die ich entziffern soll?«
    »Die Inschrift auf der Katzenmumie in Mr. Trelawnys Zimmer.« Mr. Corbeck machte ein langes Gesicht. »Nein! Das geht nicht. Ich bin – zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt – zur Verschwiegenheit verpflichtet, was die Dinge in diesem Zimmer angeht.«
    Dr. Winchester und ich reagierten gleichzeitig. Ich sagte nur das eine Wort »Schachmatt!«, woraus er vielleicht schließen mochte, daß ich mehr von seinem Plan und seinem Ziel wußte, als ich bislang hatte durchblicken lassen. Winchester murmelte: »Zur Verschwiegenheit verpflichtet?«
    Mr. Corbeck nahm die Herausforderung an:
    »Mißverstehen Sie mich nicht! Ich wurde nicht ausdrücklich dazu verpflichtet. Doch meine Ehre zwingt mich, Mr. Trelawnys Vertrauen zu rechtfertigen, das er mir, wie ich Ihnen versichern kann, in so großem Ausmaß schenkte. Es befinden sich viele Dinge in seinem Zimmer, mit denen er einen bestimmten Zweck verfolgt. Und für mich, seinen Freund und Vertrauten, wäre es weder recht noch zuträglich, diesen Zweck zu verraten. Wie Sie vielleicht wissen oder vielmehr nicht wissen, sonst hätten Sie meine Bemerkung nicht so ausgelegt, ist Mr. Trelawny ein Gelehrter, ein großer Gelehrter. Seit Jahren schon arbeitet er auf ein gestecktes Ziel hin. Dafür hat er keine Mühen gescheut, keine Unkosten, keine persönliche Gefahr und keine Selbstverleugnung. Gelangt er an sein Ziel, dann ist ihm ein Platz unter den größten Entdeckern und Forschern unserer Zeit sicher. Und eben jetzt, da jede Stunde den Erfolg bringen kann, liegt er krank darnieder!«

 

Er hielt, von Gefühlen überwältigt, inne. Als er sich wieder gefaßt hatte, fuhr er fort:
    »Noch einmal: Sie dürfen mich auch in einem anderen Punkt nicht mißverstehen. Ich sagte schon, daß Mr. Trelawny mir großes Vertrauen entgegenbrachte. Das will aber nicht heißen, daß ich alle seine Pläne, alle seine Ziele kenne. Ich kenne die Periode, die er eingehend studierte, und ich kenne die ganz bestimmte historische Persönlichkeit, deren Leben er erforschte. Darüber hinaus aber weiß ich nichts. Daß er mit seinen Forschungen ein bestimmtes Ziel verfolgt, davon bin ich überzeugt. Was es ist, das kann ich nur vermuten. Aber ich darf darüber nichts sagen. Denken Sie bitte daran, meine Herren, daß ich die Rolle des teilweise Eingeweihten freiwillig übernahm. Ich habe sie stets respektiert, und ich muß alle meine Freunde bitten, ebenso zu verfahren.«
    Er hatte mit großer Würde gesprochen, und war in meiner und Dr. Winchesters Wertschätzung und Achtung immer mehr gestiegen. Wir spürten, daß er noch nicht zu Ende gesprochen hatte und schwiegen deshalb still. Er fuhr

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