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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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daraus?«
    Er antwortete, daß es gar kein Raub war. Die Sachen wurden von jemandem zu diesem Haus geschafft, wo sie ein anderer durchs Fenster in Empfang nahm. Sie wurden im Schrank untergebracht, um zum richtigen Zeitpunkt entdeckt zu werden.«
    Irgendwie war ich erleichtert, denn seine Vermutung war zu grotesk. Andererseits aber wollte ich mir meine Erleichterung nicht anmerken lassen, deshalb antwortete ich so ernst als möglich:
    »Und wer soll sie zum Haus gebracht haben?«
    »In diesem Punkt möchte ich mich noch nicht festlegen. Möglich, daß es Mr. Corbeck selbst war. Einen Dritten zuzuziehen wäre vielleicht zu riskant gewesen.«
    »Führt man ihre Folgerung weiter aus, dann steht Mr. Corbeck als Lügner und Betrüger da, der unter der Mittäterschaft von Miß Trelawny irgend jemanden über diese Leuchten täuschen wollte.«
    »Mr. Ross, das sind harte Worte, ja unverblümte Worte, so daß man darauf keine Antwort weiß und von neuen Zweifeln geplagt wird. Doch ich muß in der Richtung weiter, die mir mein Verstand zeigt. Gut möglich, daß nicht Miß Trelawny die Mittäterin ist, sondern jemand anders. Wären da nicht jene anderen Umstände gewesen, die meine Zweifel an ihr geweckt hätten, dann hätte ich nicht im Traum daran gedacht, sie hiermit in Zusammenhang zu bringen. Bei Corbeck aber bin ich meiner Sache sicher. Die Dinge können ohne sein Wissen nicht fortgebracht worden sein – wenn er uns die Wahrheit gesagt hat. Wenn nicht – nun, dann ist er ohnehin ein Lügner. Ich halte es für ein Unding, daß er hier im Haus inmitten dieser vielen Kostbarkeiten untergebracht wurde. Nun, so haben ich und mein Kollege wenigstens Gelegenheit, ihn zu beobachten. Und wir werden ihn gut im Auge behalten, das sage ich Ihnen. Im Moment ist Corbeck oben in meinem Zimmer und bewacht die Leuchten. Aber Johnny Wright ist oben bei ihm. Ich werde ihn nachher ablösen. Einen zweiten Einbruch wird es nicht geben. Mr. Ross, das alles muß natürlich unter uns bleiben.«
    »Versteht sich! Sie können sich auf meine Verschwiegenheit verlassen!« sagte ich. Und er entfernte sich, um den Ägyptologen zu überwachen.
    Es sollte sich zeigen, daß diese schmerzlichen Erlebnisse stets zweifach über mich kamen und daß die Ereignisse des Vortages sich wiederholen sollten. Es dauerte nicht lange, und Doktor Winchester suchte mich auf. Er hatte eben die abendliche Visite bei seinem Patienten hinter sich und wollte nach Hause. Sich auf den angebotenen Stuhl setzend, begann er ohne Umschweife:
    »Alles in allem eine höchst sonderbare Sache. Miß Trelawny hat mir eben von den gestohlenen und wiedergefundenen Leuchten berichtet. Sieht mir nach einer neuen Komplikation des ganzen Rätsels aus. Und doch stellt die Sache für mich eine Erleichterung dar. Ich habe alle menschlichen und natürlichen Möglichkeiten des Falles ausgeschöpft und greife nun langsam auf übermenschliche und übernatürliche Möglichkeiten zurück. Wir haben es hier mit so seltsamen Dingen zu tun, daß wir bald zu einer Lösung kommen müssen, ansonsten verliere ich noch den Verstand. Ich frage mich nun, ob ich nicht Mr. Corbeck um Mithilfe bitten soll. Sein Wissen über Ägypten und alles, was damit in Zusammenhang steht, ist gewaltig. Sicher hätte er nichts dagegen, uns etwas von den Hieroglyphen zu übersetzen. Für ihn ein reines Kinderspiel. Was meinen Sie dazu?«
    Nachdem ich mir die Sache überlegt hatte, gab ich ihm Antwort. Wir brauchten Hilfe, von welcher Seite auch immer. Was mich anlangte, so hatte ich vollstes Zutrauen zu beiden. Ein Vergleichen von Meinungen und gegenseitige Hilfe konnten nicht schaden, im Gegenteil, es würde nur nützen.
    »Ja, ich würde ihn darum bitten. Er ist ein hervorragender Kenner des alten Ägyptens, und scheint mir ein guter und begeisterungsfähiger Mensch. Übrigens wird es nötig sein, daß Sie das, was er ihnen sagt, für sich behalten.«
    »Aber natürlich!« gab er zurück. »Nicht im Traum würde mir einfallen zu jemandem ein Wort zu sagen. Wir müssen dessen eingedenk sein, daß Mr. Trelawny, wenn er zu sich gekommen ist, nicht entzückt sein wird, falls wir seine Angelegenheiten ungebührlich beredet hätten.«
    »Warum bleiben Sie nicht noch eine Weile?« fragte ich daraufhin. »Ich werde ihn auf ein Pfeifchen zu uns bitten. Dann können wir alles besprechen.«
    Er zeigte sich einverstanden. Ich ging also, um Mr. Corbeck zu uns zu holen. Die Detektive waren, so glaube ich, recht froh, daß er ging.

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