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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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sind wir so abgeschieden und einsam wie Königin Tera es in ihrer Felsgruft gewesen wäre und befinden uns zudem auch in einer Felshöhle. Zum Guten oder Schlechten, wir müssen hier ausharren und die Folgen auf uns nehmen. Ist uns Erfolg vergönnt, dann werden wir die Welt der modernen Wissenschaft mit einer Lichtflut aus der alten Welt erhellen und sämtliche Bedingungen, seien es Gedanken, Experimente oder Praktiken, ändern. Wird es ein Fehlschlag, dann wird sogar das Wissen um unseren Versuch mit uns untergehen. Darauf und alles andere, was kommen mag, sind wir, wie ich meine, vorbereitet!«
    In der nun eintretenden Pause sagte niemand ein Wort, wir nickten stumm unser Einverständnis. Er fuhr nun mit einem gewissen Zögern fort:
    »Noch ist es nicht zu spät! Sollte einer unter Ihnen Zweifel oder Befürchtungen haben, so soll er sie um Gottes willen äußern! Wer es auch sein mag, er kann ungehindert gehen. Wir, die wir übrigbleiben, gehen unseren Weg allein!«
    Wieder machte er eine Pause und sah uns reihum eindringlich an. Wir blickten einander fragend an. Keiner hatte den Mut sinken lassen. Hätte ich für meinen Teil Zweifel gehabt, so hätte ein einziger Blick in Margarets Gesicht mir wieder Sicherheit gegeben. Es war frei von Furcht, es war voller Leben, es war von göttlicher Gelassenheit.
    Mr. Trelawny holte tief Luft und fuhr in lebhafterem und auch entschiedenerem Ton fort:
    »Da wir nun alle eines Sinnes sind, bringen wir am besten die ganze Sache so bald als möglich in Fluß. Lassen Sie mich Ihnen erklären, daß diese Höhle wie das ganze Haus über elektrische Beleuchtung verfügt. Um keinen Verdacht zu erregen, haben wir die Höhle nicht an die Hauptleitung angeschlossen, aber ich habe hier ein Kabel, das wir in der Halle anschließen und damit den Kreis schließen können!«
    Er ging die Treppe hoch und holte ein Kabelende vom Eingang her. Dieses zog er mit und steckte es in einen Wandstecker. Sodann drehte er einen Schalter, und die ganze Höhle samt der Treppe wurde mit Licht überflutet. Nun konnte man sehen, daß das Loch neben der Treppe direkt in die Höhle führte. Darüber war ein Flaschenzug mit verschiedenen Gewichtseinstellungen angebracht.
    Mr. Trelawny, der meinem Blick gefolgt war und meine Gedanken richtig deutete, sagte:
    »Ja, der ist neu. Ich habe ihn selbst angebracht, da ich wußte, wir würden Dinge von größerem Gewicht hinunterlassen. Und da ich nicht zu viele ins Vertrauen ziehen wollte, fertigte ich einen Flaschenzug an, den ich nötigenfalls allein bedienen konnte.«
    Wir machten uns unverzüglich an die Arbeit. Und noch ehe es dunkel geworden war, hatten wir die großen Sarkophage und alle Altertümer hinuntergeschafft und genau dort aufgestellt, wo Mr. Trelawny es wünschte.
    Ein sonderbarer, ja unheimlicher Vorgang war es, diese herrlichen Denkmäler einer vergangenen Epoche hier in dieser grünen Höhle aufzustellen, die in ihrer Anlage, ihrem Zweck mit ihrem modernen Einrichtungen und dem elektrischen Licht sowohl die alte als auch die neue Welt darstellte. Doch mit der Zeit erkannte ich immer mehr die Klugheit und Richtigkeit der Wahl des Ortes. Ich war höchst beunruhigt, als Silvio, der in den Armen seiner Herrin in die Höhle gelangt war und nun auf meinem Mantel, den ich abgelegt hatte, schlief, aufsprang, als die Katzenmumie ausgepackt wurde. Er stürzte sich mit derselben Wildheit auf sie, die er jüngst auch gezeigt hatte. Dieser Vorfall zeigte Margaret in einer neuen Phase, einer Phase, die mir einen Stich ins Herz versetzte. Sie hatte ganz still, auf einen Sarkophag gestützt, dagestanden, in einer jener Zustände von Geistesabwesenheit befangen, die sie in jüngster Zeit öfter heimsuchten. Doch als sie das Geräusch hörte und Silvios heftigen Angriff sah, war es, als bekäme sie einen richtigen Wutanfall. Ihre Augen blitzten, um ihren Mund legte sich ein harter grausamer Zug der Anspannung, der mir neu war. Instinktiv trat sie auf Silvio zu, wie um ihn in seinem Angriff zu hindern. Aber auch ich war vorgesprungen, und als sie meinen Blick auffing, überfiel sie ein sonderbarer Krampf, und sie hielt inne. Die Heftigkeit dieses Krampfes ließ mich den Atem anhalten, und ich fuhr mir mit der Hand über die Augen. Doch sie hatte indessen ihre Ruhe wiedergewonnen, und ihre Miene drückte Verwunderung aus. Mit ihrer gewohnten Anmut und dem ihr eigenen Liebreiz lief sie hin und hob Silvio hoch, wie sie es immer getan hatte, hielt ihn in den Armen,

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