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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Der Zweifel an dem Erfolg des Großen Experimentes war von der Art, wie sie alle risikoreichen Unternehmungen begleiten. Für mich, dessen Leben eine Abfolge intellektueller Kämpfe dargestellt hatte, war diese Form des Zweifels eher belebend als niederdrückend. Was war es dann, das mich ängstigte, ja sich in mir zur Qual steigerte, wenn ich meine Gedanken zu lange dabei verweilen ließ?
    Ich fing an, an Margret zu zweifeln!
    Worauf sich meine Zweifel bezogen, das wußte ich nicht. Ich zweifelte nicht an ihrer Liebe, an ihrer Ehrenhaftigkeit und Offenheit, an ihrer Güte, an ihrer Begeisterung. Woran zweifelte ich dann?
    An ihr selbst!
    Margaret unterlag ständig Veränderungen! Während der vergangenen Tage hatte es Zeiten gegeben, da ich in ihr kaum das Mädchen wiedererkannte, dem ich bei dem Picknick begegnet war, dessen Nachtwachen ich am Krankenbett ihres Vaters geteilt hatte. Denn damals war sie auch in Momenten größten Kummers, größter Angst und ärgster Befürchtungen voller Leben gewesen, scharfsinnig und gedankenvoll. Jetzt aber war sie meist gedankenverloren, ja zuweilen in einem negativen Zustand, als wäre ihr Bewußtsein, ihr eigentliches Sein, gar nicht zugegen. In solchen Augenblicken waren Beobachtungsvermögen und Gedächtnis zwar ungetrübt. Im nachhinein wußte sie immer, was um sie herum vorgegangen war. Doch die Rückkehr zu ihrem alten Ich war für mich immer so, als beträte eine andere Person den Raum. Bis zum Zeitpunkt unserer Abreise aus London war ich in ihrer Gegenwart stets zufrieden und glücklich gewesen. Ich hatte dabei jenes köstliche Gefühl der Sicherheit verspürt, das mit dem Bewußtsein einhergeht, daß die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Nun aber hatte der Zweifel diese Stelle eingenommen. Nie konnte ich sicher sein, daß die Persönlichkeit an meiner Seite meine Margaret war – die Margaret von einst, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt hatte – oder jene neue Margaret, die ich kaum verstehen konnte, und deren geistige Reserviertheit eine undurchdringliche Schranke zwischen uns errichtete. Manchmal erwachte sie momentan aus diesem Zustand und sagte mir liebe und höchst angenehme Dinge, die sie mir schon oft gesagt hatte, und doch wirkte sie dabei ganz anders. Mir war es, als spräche sie papageienhaft etwas nach, was einer ihr diktierte, der zwar Worte und Taten lenken konnte, nicht aber Gedanken. Nach ein oder zwei Erlebnissen dieser Art richteten meine eigenen Zweifel eine Schranke auf, denn ich konnte nun nicht mehr mit der gewohnten Freimütigkeit und Gelassenheit sprechen. Und so trieben wir Stunde für Stunde immer weiter aus einander. Hätte es nicht hin und wieder Augenblicke gegeben, da die alte Margaret wieder an meiner Seite war, ich weiß nicht, was dann geschehen wäre. So aber verhalf mir jeder dieser Augenblicke zu einem neuen Anfang und verhinderte, daß meine Liebe sich wandelte.
    Was hätte ich darum gegeben, mich jemandem anvertrauen zu können! Dies aber war unmöglich. Wie konnte ich irgend jemandem, und wäre es ihrem Vater gegenüber, Zweifel an ihr äußern! Wie hätte ich ihr gegenüber davon sprechen sollen, da sie selbst doch Gegenstand dieser Zweifel war! Mir blieb nichts übrig als sie auszuhalten und zu hoffen! Dabei war das Ausharren das geringere Übel.
    Margaret muß zuweilen wohl gespürt haben, daß sich Wolken zwischen uns drängten, denn gegen Ende des ersten Tages begann sie, mich zu meiden. Vielleicht geschah es aber deswegen weil sie sich mir gegenüber viel schüchterner gab. Bislang hatte sie jede Gelegenheit zum Zusammensein gesucht, so wie ich stets ihre Gesellschaft suchte. Um so schmerzlicher war nun dieses gegenseitige Meiden für beide von uns.
    An jenem Tag war es im Haus sehr still. Jeder ging einer Beschäftigung nach oder gab sich seinen Gedanken hin. Nur zu den Mahlzeiten kamen wir zusammen. Auch dann waren aber alle mehr oder weniger in Gedanken, selbst wenn sie sich an der Unterhaltung beteiligten. Die durch die Routine des Hauspersonals erzeugte Betriebsamkeit fehlte nun ganz. Doch Mr. Trelawny hatte Vorsorge getroffen, daß es uns auch ohne Dienstboten an nichts mangelte. Im Speisezimmer standen vorgekochte Gerichte, die für mehrere Tage ausreichten. Gegen Abend brach ich zu einem kleinen Spaziergang auf. Ich hatte nach Margaret Ausschau gehalten um sie zu fragen, ob sie mich begleiten wolle. Doch als ich sie fand, befand sie sich eben in einer ihrer apathischen Phasen, und ihre Gesellschaft

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