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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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liebkoste ihn und ging so mit ihm um wie mit einem kleinen Kind, das unartig gewesen war.
    Beim Hinsehen wurde ich von sonderbarer Angst erfaßt. Die Margaret, die ich kannte, schien sich zu verändern, und in meinem tiefsten Herzen betete ich darum, daß diese höchst beunruhigende Sache bald zu einem Ende kommen möge. Ich ersehnte ein erfolgreiches Ende unseres schrecklichen Experimentes herbei.
    Nachdem alles in der Höhle nach Mr. Trelawnys Wünschen angeordnet war, wandte er sich uns zu, der Reihe nach, bis er unser aller Aufmerksamkeit auf sich konzentriert hatte. Nun sagte er:
    »Nun ist alles bereit und an Ort und Stelle. Jetzt heißt es nur noch, die richtige Zeit für den Beginn abzuwarten.«
    Dr. Winchester war der erste, der nach einer kleinen Pause das Wort ergriff:
    »Und was ist die richtige Zeit? Können Sie sie ungefähr abschätzen, auch wenn Sie keinen genauen Tag angeben können?«
    Die Antwort kam ohne Zögern: »Nach langem und gründlichem Nachdenken habe ich den 31. Juli festgesetzt!«
    »Darf ich fragen, warum ausgerechnet dieses Datum?«
    Die Antwort kam langsam:
    »Königin Tera ließ sich in großem Ausmaß von der Mystik leiten, und es existieren so zahlreiche Beweise, daß sie auf eine Wiederauferstehung hoffte, so daß der Gedanke naheliegt, sie würde sich eine Periode aussuchen, die unter der Herrschaft einer für diesen Zweck geeigneten Gottheit steht. Nun wurde der vierte Monat der Überschwemmungszeit von Harmachis regiert, was der Name des Sonnengottes Ra bei seinem morgendlichen Aufgehen ist und daher für das Erwachen oder Auferstehen steht. Dieses Aufgehen ist mit dem leiblichen Leben eng verknüpft, da es der Mittelpunkt des menschlichen täglichen Lebens darstellt. Da dieser Monat an unserem 25. Juli beginnt, ist der siebente Monatstag der 31. Juli, denn Sie können versichert sein, daß die mystikbesessene Königin keinen beliebigen Tag, sondern den siebenten oder ein Vielfaches der Sieben wählte. Sicher haben Sie sich gefragt, warum wir unsere Vorbereitungen so zielbewußt trafen. Jetzt kennen Sie den Grund dafür! Wir müssen in jeder Hinsicht gerüstet sein, wenn der Zeitpunkt kommt. Andererseits hat es keinen Sinn, wenn man nutzlos herumsitzt und tagelang wartet.«
    Und so erwarteten wir den 31. Juli, den übernächsten Tag, an dem das Große Experiment stattfinden sollte.
     

17. KAPITEL
     
    ZWEIFEL UND BEFÜRCHTUNGEN
     
    Kleine Erlebnisse können uns große Dinge lehren. Die Geschichte der Zeitalter ist nichts anderes als eine unendliche Wiederholung der Geschichte von Stunden. Der Rechenschaftsbericht einer Seele setzt sich aus einer Vielzahl von Augenblicken zusammen. Das was der Engel der Gerechtigkeit im Großen Buch verzeichnet, wird nicht in Regenbogenfarben geschrieben, nein, er taucht seine Feder nur in Licht und Dunkel. Denn das Auge der unendlichen Weisheit bedarf keiner Farbe. Alle Dinge, alle Gedanken, alle Gefühle und Wünsche sind, wenn man sie auf der niedersten Ebene ihrer konkreten und vielfachen Elemente betrachtet, auf zwei Gegensätze einschränkbar.
    Falls es irgend jemanden nach der Kurzfassung eines ganzen Menschenlebens samt allen seinen Erfahrungen gelüstet, dann böte ihm die vollständige und offenherzige Schilderung meines Bewußtseinszustandes in den folgenden achtundvierzig Stunden das Gewünschte. Und der Engel der Gerechtigkeit hätte wie gewohnt seine Aufzeichnungen mit Sonnenschein und Schatten machen können, die man als endgültigen Ausdruck von Himmel und Hölle sehen könnte. Denn im Himmel herrscht der Glaube, während über der gähnenden Schwärze der Hölle der Zweifel dräut.
    Zwar schien auch in jenen zwei Tagen zuweilen die Sonne, Augenblicke in denen alle Zweifel wie der Morgennebel angesichts der Sonne schwindet – immer dann, wenn mir Margaretes Liebreiz und ihre Liebe zu mir zu Bewußtsein kam. Doch als Ausgleich dafür – und es war ein wahrhaft überwältigender Ausgleich – hing Düsternis über mir wie ein Bahrtuch. Die Stunde, deren Kommen mir eine Beruhigung dünkte, rückte nun so rasch heran, daß mich das Gefühl der Endgültigkeit niederdrückte! Es konnte für uns alle um Tod oder Leben gehen. Doch darauf waren wir vorbereitet. Margaret und ich waren uns einig, was das Risiko anlangte. Der moralische Aspekt der Frage, der den religiösen Glauben betraf, in dem ich erzogen worden war, bekümmerte mich nicht. Denn das Ziel und die dahinterliegenden Ursachen vermochte ich nicht annähernd zu erfassen.

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