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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Überraschung! »Nicht doch«, murmelte Ludger. Mit einem großen Schritt trat er zu ihnen und streckte gleichzeitig seine Hand aus, um das Kästchen wieder an sich zu bringen.
    Otto fuhr zusammen. Das Kästchen wackelte bedrohlich, geriet gefährlich nah an die Kerze. Ludger riß sich zusammen. Kinder und Tiere sollte man nie erschrecken – das gab nur ein Unglück. Er räusperte sich und setzte eine gespielt fröhliche Miene auf.
    »Gib es mir. Das ist kein Spielzeug«, forderte er den Jungen freundlich auf und hoffte zugleich, er möge das nervöse Schwanken in seiner Stimme und das Zittern seiner Finger nicht bemerken.
    Otto sah ihn mit großen Augen an. Johann betrachtete das Holzpferd, auf dem graue Spuren schimmerten.
    »Ist nur dunkles, schlechtes Mehl. Das ist langweilig«, plapperte Otto vor sich hin, verschloß den Deckel des Kästchens wieder und reichte es Ludger, der so schnell, aber gleichzeitig behutsam danach griff, als müßte er glühende Kohlen aus dem Feuer holen.
    »Warum hütest du es wie einen Schatz, wenn es langweilig ist?« fragte Otto mit geneigtem Kopf.
    »Nun … es …« Ludger suchte angestrengt nach einer Ausrede, die keine weiteren Fragen mehr aufwerfen würde, und da fiel ihm nur eine Antwort ein, die sie in Angst und Schrecken versetzen mußte. Sie schloß neuerliches kindliches Nachbohren aus, und sie kam einem Verbot für alle Zeiten gleich. »Nun, es gehört mir nicht. … Es gehört Vater Thaddäus.«
    Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, daß die Jungen erschrockeninnehielten. Johann, der Pferd und Kerze in Händen hielt, ließ beides sinken. Die Flamme züngelte gen Pferdemähne; darin hatte sich ein wenig Pulver verfangen.
    Würden sie rechtzeitig ankommen? Würden sie den Sitz des Erzbischofs erreichen, bevor der Drachen losgelassen wurde? Oder würden sie nur noch Trümmer vorfinden und Rauchsäulen, die sich in den Himmel schraubten? Vielleicht würden die Klauen des Drachen nur den Erzbischof mit sich in die Hölle reißen und die anderen verschonen? Die anderen. Ludger war es, um den sie sich Sorgen machte. Nur er und kein anderer. Nicht der Erzbischof, nicht die beiden Jungen.
    Die Hufe der Pferde donnerten über die staubige Straße, hämmerten seinen Namen in ihr Herz. Ludger. Ludger.
    Sie mußten noch schneller sein. Roswitha drückte dem Pferd ihre Fersen in die Flanken. Das Tier fügte sich ihrem Willen. Die Pferde waren noch ausgeruht, konnten das Tempo halten und trugen sie dem Erzbischof entgegen. Und damit Ludger.
    Am Morgen hatten sie die Pferde in einem Gasthof gemietet. Anfangs hatte Bernhard beinahe amüsiert beobachtet, wie Roswitha sich im Herrensitz in den Sattel schwang, wie sie das Tier beherrschte und mühelos dazu brachte, noch schneller zu galoppieren. Doch mit der Zeit hatte sich sein Blick geändert. Die alte Lust, die unersättliche Gier waren wieder zu erkennen gewesen. Seltsamerweise vermengt mit dem Ausdruck erstaunter Bewunderung und Anerkennung.
    Konnte es sein, daß sich Bernhards Gefühle ihr gegenüber zu wandeln begannen? Für einen Augenblick erinnerte Roswitha sich wieder an den Kuß im Wald, und das erregte sie und ließ gleichwohl heiße Scham und kalte Wut in ihr aufsteigen. Verärgert fegte sie die Gedanken, die sich ihrer bemächtigt hatten, beiseite. Es war jetzt nicht die Zeit, daran zu denken, wieBernhards Lenden auf sie reagierten und was sie im Gegenzug für ihn empfand. – Ludger war wichtig. Er war in Gefahr, und sie mußte ihn retten. Und möglicherweise konnten sie den Drachensamen an sich bringen!
    »Werden wir es schaffen?« rief sie Bernhard zu.
    »Das will ich hoffen!« brüllte Bernhard in den lauen Vormittag.
    Als die Sonne höher stieg, machten sie Rast an einem Bachlauf und tränkten die Pferde. Roswitha beugte sich über das klare Wasser, schöpfte das Naß mit beiden Händen, um ihr Gesicht darin einzutauchen.
    Bernhards Schatten fiel über sie. Sie blinzelte zu ihm hoch.
    »Wir müssen weiter.«
    Bernhard nickte nur stumm, betrachtete sie lange und eingehend, faßte sie schließlich an den Schultern und zog sie hoch, dicht an sich heran. Sie fühlte seine Muskeln, seinen warmen Atem dicht bei ihrem Gesicht, wagte es aber nicht, ihn direkt anzusehen. Sein Griff um ihre Oberarme war fest, aber nicht fordernd. Merkwürdig neu und unbekannt hielt er sie, sprach kein Wort, drang nicht mit fordernden Fingern unter ihren Mantel.
    Er roch nach einer Mischung aus Schweiß und Pferdefell; es war der Geruch des

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