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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Hinterteil. Sie fuhr herum, aber seine echte Fröhlichkeit löschte ihren Ärger über seine Grobschlächtigkeit aus. »Wenn das noch mal klappt, gehe ich wirklich unter die Reliquienhändler!«
    Die ersten Meilen hätte Ludger schwören können, daß ihn jemand verfolgte; das Gefühl war so stark geworden, daß er angehalten und die stille Straße entlang geschrien hatte, wer immer dort sei, solle sich zeigen. Seine eigene Stimme hatte schrill geklungen. Ein paar Vögel waren aus einem Gebüsch gestoben, sonst hatte sich nichts geregt. Schließlich hatte er sich umgewandt und war weitergeritten. Nach einer gewissen Wegstrecke war das Gefühl vergangen; oder seine steigende Beklommenheit hatte es überdeckt.
    Als Ludger am »Glücklichen Keiler« vorüberkam, trieb er sein Pferd schneller an. Nichts, was er dort erlebt hatte, lud ihn zu einer nochmaligen Rast ein; noch nicht einmal die Erinnerung, wie Konrad von Rietzmeck sich ausgezogen hatte und zu Roswitha von Eichholz geworden war … Nein, diese Enthüllung trieb ihn nur um so schneller weiter, denn am Ende seines Auftrags lag die Möglichkeit, in Frieden nach Nienburg zurückzukehren, die Gnade Graf Heinrichs für sich zu erflehen und mit Roswitha … und Roswitha zu fragen … und festzustellen, ob sie für ihn …
    Er schlug dem Pferd die Fersen in die Weichen. Vater Thaddäus hatte gesagt, seine Fracht solle vorsichtshalber nicht zu stark geschaukelt werden, aber ein paar Stöße würde sie schon aushalten. Ein einziger lästiger Auftrag trennte ihn von einemMenschen, der in den vergangenen Wochen sein ganzes Fühlen eingenommen hatte, und ob dieser Auftrag ihm nun faul erschien oder nicht – er würde ihn zu Roswitha zurückbringen.
    Ludger brachte das Pferd zum Galoppieren. Das Bündel hinter seinem Sattel hüpfte auf der Pferdekruppe auf und ab. Die Zeit drängte.
    Der rote Drache war auf dem Weg zum Ziel.

20. Kapitel
    Erzbischöflicher Sitz in Magdeburg, Juni 1223
    E r hatte noch vor Anbruch der Dunkelheit den Bischofssitz erreicht. Nun stand er an der schmalen Dachluke und starrte in die sternenklare Nacht. Sich als Bote des Grafen auszuweisen hatte ihm problemlos den Zugang ermöglicht, warme Brühe mit frischem Brot als spätes Abendmahl gesichert und eine einsame Kammer unter dem Dach verschafft.
    Er ließ seinen Blick über den Hof tief unter sich schweifen, erkannte Fackeln und einige dienstbare Geister, die schattengleich über das Pflaster huschten, vielleicht einen Abendtrunk oder ein spätes Mahl für den Erzbischof von den Küchengebäuden zum Großen Saal trugen oder ein Stelldichein hinter Säulen und in Torbögen suchten. Einfache Menschen, die ihren einfachen Ansinnen nachgingen. Keiner von ihnen hatte eine Bürde zu tragen wie er.
    Sein Blick schweifte zu dem Kästchen, das auf seiner Bettstatt lag. Unscheinbar, harmlos und nicht sehr groß. Was barg es in sich? Eine Überraschung für den Bischof? Wirklich und wahrhaftig? Warum war er dann als Bote für diese Überraschung ausersehen worden? Um zu beweisen, daß er ein treuer Diener des Grafen war?
    Nein, das konnte nicht sein. Ludger lachte heiser auf. Irgend etwas war nicht stimmig an der ganzen Geschichte, aber immer, wenn er darüber nachdachte, konnte er keine sinnvollen Zusammenhänge herstellen, die Licht in die Angelegenheit gebracht hätten.
    War es eine freudige Überraschung, ein wunderbarer Moment der Glückseligkeit, der die Augen und das Herz des Bischofs entzücken sollte, dann, ja – dann hätte Vater Thaddäus es sich niemals nehmen lassen, das Kästchen selbst zu überbringen. Aber Vater Thaddäus war nicht hier, sondern er, Ludger, der Bote, der keine Ahnung davon hatte, was er wirklich in Gang setzen würde.
    Das eiserne Kästchen gab keine Auskunft. Kalt schimmerte das Metall im Licht des einfallenden Mondes. Eine Schnur, vielleicht eine Handspanne lang, wand sich harmlos aus einem kleinen Loch in dem Kästchen. Ludger nahm sie behutsam zwischen die Fingerspitzen.
    Diese Schnur sollte er entzünden und damit der Überraschung Leben einhauchen, so lautete die Anweisung von Vater Thaddäus. Und genau das war es aber auch, was Ludger sehr nachdenklich stimmte. Feuer brachte nicht nur Wärme. Feuer konnte ganze Städte zerstören. Was, wenn er, Ludger, die Überraschung verdarb? Wenn er die Schnur falsch entzündete und damit den Bischof selbst dem Feuer überantwortete? Und mit ihm die Kinder?
    Ludger wies den Gedanken, der ihm beinahe wie Häresie erschien,

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