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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Abenteuers, das sie gemeinsam bestritten, in dem er sie gerettet hatte, wie es Minnesänger in heroischen Liedern besangen.
    Doch umgehend schalt sie sich für ihre Schwäche: Dummes Weib, Roswitha. Du mußt Ludger erreichen, ihn retten. Er ist der Minnesänger, nicht Bernhard.
    »Was, wenn wir zu spät kommen?« flüsterte sie, um der prickelnden Stille ihren aufwühlenden Moment zu nehmen.
    Bernhard löste seinen Griff, trat zurück, beugte sich über den Bach und goß sich mit der hohlen Hand Wasser über Gesicht, Stirn und Haare.
    »Das darf einfach nicht sein«, knurrte er, während er sich wieder aufrichtete, seine Hände an den Beinlingen abwischte und nach den Zügeln des Pferdes griff.
    Er haßte diese vielsagenden und gleichzeitig fragenden Blicke, das amüsierte Flüstern in seinem Rücken, das unterdrückte Kichern hinter vorgehaltenen Händen.
    Nun denn, der Drachensamen hatte ihm lediglich die Augenbrauen geraubt und sein Gesicht rot gefärbt, aber die unliebsamen Buben würde er an Leib und Seele mit sich reißen, mitsamt dem Erzbischof. Und er, der ehrwürdige Thaddäus, würde zuletzt lachen. Und wie er lachen würde, dachte er grimmig, während er einem Pagen in die ihm zugedachte Unterkunft im Bischofssitz folgte und mit den Augen Blitze aussandte in alle Richtungen, aus denen er Spott und Hohn über sein Aussehen zu hören glaubte.
    Er legte seinen Mantel ab, ließ ihn achtlos über den Scherenstuhl gleiten, wusch seine Hände in der dargereichten Schüssel und sog den Duft von Rosenblüten und Lavendel ein. Der Bischofssitz entfaltete erstaunliche Pracht. Ein kostbarer Teppich schmückte die Wand, in einer geschnitzten Truhe konnte der Gast seine Habseligkeiten aufbewahren. Das Bett war über und über mit Kissen belegt, die weich und duftig aussahen und ihn beinahe dazu verführten, sein Haupt für einen kurzen Augenblick der Ruhe und Glückseligkeit einfach darauf zu betten und seine Sinne einem köstlichen Traum hinzugeben.
    Aber wozu mit geschlossenen Augen träumen, wenn die Träume Wirklichkeit werden konnten? Thaddäus lachte auf, schickte den Höfling mit einer harschen Handbewegung nach draußen und griff nach dem Becher mit gewürztem Wein, der eilig für ihn bereitgestellt worden war.
    Er nippte daran, ließ sich den edlen Tropfen auf der Zungezergehen, verwehrte es sich, abermals nachzugießen, und ging statt dessen noch einmal seinen Plan durch. Er mußte einen kühlen Kopf bewahren, durfte sich nicht mit zuviel Wein außer Gefecht setzen. Oh, was litt er in Fastenzeiten! Aber diesmal versagte er sich gerne den Genuß.
    Zuerst galt es herauszufinden, wo sich Ludger herumtrieb. Dann mußte er dem Schwächling Beine machen. Innig hatte er gehofft, Ludger hätte bereits am Vormittag beim Erzbischof vorgesprochen und seine zündende Überraschung präsentiert. Aber dem war wohl nicht so. Die hektische Betriebsamkeit draußen auf dem Hof und drinnen in den Gängen kündete von einem normalen Tagesablauf, nicht von Chaos und Unglück.
    Seine eigene Anwesenheit konnte er mit der schlichten Tatsache begründen, die beiden Jungen nicht zu lange aus seiner religiösen Obhut geben zu wollen. Ihre Seelen könnten Schaden nehmen, und der Erzbischof wäre wohl der letzte, der sich an diesem Umstand erfreuen könnte. Und Ludger mußte er nur das Zauberwort »Irmgard« entgegenschleudern, um ihm Feuer unter dem Hintern zu machen. Ja, das würde ihn antreiben, den romantischen Minnesänger, der so unglückselig in die Sache hineingestolpert war, daß er einem beinahe schon leid tun konnte.
    Thaddäus schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf, während er an Ludger dachte. Doch gleich darauf verdüsterte sich seine Miene wieder. Es lag an ihm, alles in die Wege zu leiten. Den Besuch Ludgers vorzubereiten, darauf hinzuweisen, nein, zu drängen, daß die Kinder der Unterredung folgen durften.
    Er mußte zur Tat schreiten. Jeder Augenblick, der verstrich, ohne daß der Drache seine sieben Häupter nach dem Erzbischof und den Kindern reckte, war vergeudet.
    Mit großen Schritten eilte er aus seinem Zimmer, stellte sich grimmig auf die Blicke der Bediensteten ein und winkte miteiner herrischen Bewegung den ersten Pagen zu sich, dessen er habhaft werden konnte.
    »Ich möchte Johann und Otto von Brandenburg sprechen. Sofort. Ich bin Vater Thaddäus.«
    Der Page zuckte zusammen, verneigte sich leicht, deutete dann mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.
    Gut so, sein Name zeigte also auch hier Wirkung,

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