Die sieben Schätze des Yoga
Form eines solchen Retreats anzufreunden. Aber dann merkte ich, dass durch Meditieren das Gefühl entstand, von jeglichen Problemen befreit zu werden. Und ich lernte, was es heißt, im Hier und Jetzt zu leben.
In den folgenden Jahren habe ich sehr viel meditiert. Ich reiste sogar nach Sri Lanka und ging für drei Monate in ein Kloster, um die Vipassana-Meditation noch gründlicher zu lernen. Anschließend sagte der Abt, der Ehrenwerte Pemasiri Thera, es sei nun für mich an der Zeit, das Wissen weiterzugeben. So begann ich, auch Meditation zu unterrichten.
Dass aber neben dem Yoga in meinem Unterricht nun die Meditation überwiegt, hat damit zu tun, dass ich Ayya Khema ( > ) traf und ihre Schülerin wurde. Von ihr lernte ich, meinen Schülern zu helfen und sie zu geleiten, und was es heißt, die Lehren der Meditation auf mein tägliches Leben zu übertragen. Ich durfte Ayya Khema als Schülerin für 12 Jahre bis zu ihrem Tod 1997 begleiten und wurde von ihr zur Weitergabe der Lehren autorisiert.
Vivekananda (1863–1902) war ein hinduistischer Mönch und Gelehrter. Er ist der erste Hindu, der Ende des 19. Jh. auf dem Weltparlament der Religionen in Chicago die Gedankenwelt des Yoga im Westen vorstellte. Seine Bücher »Jñana-Yoga«, »Raja-Yoga«, »Bhakti-Yoga« und »Karma-Yoga« sind Klassiker der Yogaliteratur.
Ursula Lyon
»Wenn man Werte hat, die man hoch schätzt und die man selbst übt, dann entsteht dadurch auch ein Gefühl der Wertschätzung sich selbst gegenüber. Das gilt ganz besonders für das Einüben von Maitri – der Güte. Wenn wir sie einüben, werden wir sie eines Tages auch uns selber schenken können.«
Warum ist deiner Einschätzung nach der Yoga ein Schatz für die Menschheit?
Der Yoga ist ein Schatz für die Menschheit, weil er die yogische Lebensführung, zu der auch die Körperarbeit gehört, mit der Meditation verbindet. Der Buddhismus gibt uns dazu die strukturierten Übungswege und eine lebensnahe Ethik. All das zusammen zeigt uns, wie wir wieder zu uns kommen können. Die Menschen sehnen sich danach, zu sich zu kommen und die Welt zu verstehen.
Die Werte der heutigen Gesellschaft fördern gerade das Gegenteil. Die Schnelllebigkeit, das Haben-Wollen lassen uns ein Leben führen, das fremdbestimmt und sinnlos ist. Die Menschen klagen über einen Mangel an Selbstwert, ja sie empfinden häufig genug sogar ihr Leben als wertlos.
Ihr Leid entspringt aus einem Zustand der »Nicht-Erfülltheit« und aus der Annahme, dass sie draußen in der Welt Erfüllung finden könnten. Aber die Lösung all meiner Probleme kann ich nur in mir finden!
»Was du suchst, ist in dir! Du siehst es nur nicht – und klopfst wie ein Bettler an fremde Türen.« Das hat Ernst Schönwiese gesagt, ein österreichischer Schriftsteller.
Yoga und Meditation sind ein Schatz für die Menschheit, weil sie uns helfen, die Naturgesetze zu verstehen. Wenn ich sie verstehen lerne, kann ich mich selbst, meine Mitmenschen und die Welt verstehen. Das, was uns Leid erschafft – Krankheit, Alter und Vergänglichkeit –, beruht ja auf Naturgesetzen. Denn alles, was erschaffen – und damit zusammengesetzt – ist, ist vergänglich und wird wieder in seine Einzelteile zerfallen. Yoga und Meditation helfen uns, mit den Naturgesetzen zu arbeiten und zu leben – und nicht gegen sie! Weil sie uns helfen, das, was ist (die Phänomene), zu durchschauen, unterstützen sie uns darin, uns von unserer Gebundenheit an Angst, Schuld und Unglück zu lösen und unbeschwert und frei zu werden. Ich kann zum Beispiel erkennen lernen, dass das, was ich als mein »Ich« erachtete, eigentlich substanzlos ist. Ich bin ja nicht etwas Festes oder Einheitliches, denn ich bin nicht mein Körper, bin nicht meine Gedanken und auch nicht meine Gefühle. Diese ändern sich doch unaufhörlich, sodass sich unser Ich eher wie ein Flüssigkristall ständig neu zu formen scheint. Erst wenn ich die Flüchtigkeit und Substanzlosigkeit dessen erkenne, was ich als mein »Ich« erachte, kann ich wirklich zu mir kommen. Und dann kann ich mir immer wieder – nach jeder Yogaübung – sagen: »Ich bin bei mir! Meine Heimat ist in mir!«
Ayya Khema (1923–1997) war eine buddhistische Nonne in der Theravada-Tradition. Die gebürtige Deutsche machte die Vipassana-Meditation in der westlichen Welt bekannt. Ihr wurde die Fähigkeit nachgesagt, die Lehre des Buddha in klaren und einfachen Worten zu vermitteln und so die Herzen der Menschen im Innersten zu
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