Die sieben Schätze des Yoga
Begeisterung, die sie schon für den Yoga gezeigt hatte, nun die verschiedenen Richtungen der buddhistischen Lehre zu studieren.
Eine regelmäßige Meditationspraxis ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Ursulas Lyons Leben.
Yoga und Meditation verbinden
In langen Meditationsseminaren – wie einem dreimonatigen Vipassana-Retreat (retreat = Rückzug) auf Sri Lanka – wurde ihr klar, dass westliche Menschen unbedingt Körperübungen zum Ausgleich für das stundenlange Sitzen brauchen. So begann sie später, im buddhistischen Zentrum in Wien Yoga anzubieten, und ließ Methoden des Vipassana mit in ihren Yogaunterricht einfließen. Diese damals bei uns noch vollkommen ungewöhnliche Verbindung von Yoga und Meditation wurde sowohl von ihren Yogakolleg(inn)en als auch von den Verantwortlichen der buddhistischen Verbände mit großer Skepsis beobachtet. Dass Ursula Lyon sich davon nicht beirren ließ, ist sicher einer der Gründe dafür, dass wir im deutschsprachigen Raum heute Yoga und Meditation als gleichwertige Glieder des einen Übungsweges ansehen.
Der Fokus dieses Yogawegs
• Die Körper- und Atemübungen des Yoga werden wirksamer, weil sich die Wahrnehmung durch die Meditation verfeinert. Das hilft, zu sich selbst zu finden und sich intensiv in der eigenen Lebendigkeit zu erfahren.
• Das Geistestraining des Yoga und des Buddhismus hilft den Menschen, sich selbst zu verstehen.
• Aus dem Selbst-Verständnis heraus entsteht die Empfindung für den eigenen Wert und die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens.
• Die Naturgesetze zu erkennen und zu akzeptieren, vor allem dass Wandel und Vergänglichkeit unvermeidlich sind, schenkt innere Freiheit.
• Zu erkennen und zu akzeptieren, dass das Ich substanzlos ist – dass es sich im Laufe des Lebens im Denken, Fühlen, Handeln und in seiner Erscheinung unablässig wandelt, dass es vergeht und sich neu erschafft –, kann die Leid erschaffenden Anhaftungen an das Ego ( > ) lösen.
Was dies für das tägliche Leben bedeutet
• Die Yogaübungspraxis in Verbindung mit dem intensiven Geistestraining der Achtsamkeitsmeditation führt zu einer Verankerung im Hier und Jetzt.
• Die Verbindung von Körper und Atem, Geistesschulung und dem Lösen gestauter Gefühlskräfte führt zu einer ganzheitlichen Gesundung.
• Die Erarbeitung der Fünf heilsamen geistigen Kräfte – Vertrauen, Willenskraft, Einsicht, Ruhe und Achtsamkeit – hilft, Selbstwert zu entwickeln und eine ausgeglichene Persönlichkeit zu werden, die den Ereignissen des Lebens mit Gelassenheit zu begegnen vermag.
• Die Entwicklung der Vier Herzqualitäten – Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Geduld (auch Fehler-Freundlichkeit) – entspannt einen selbst und die Menschen, die einen umgeben.
Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens und bedeutet so viel wie »Die Dinge sehen, wie sie wirklich sind«. Vipassana wurde in Indien vor 2500 Jahren von Gautama, dem Buddha, wiederentdeckt und von ihm als ein universelles Heilmittel gegen Krankheiten und als eine Kunst zu leben gelehrt.
Fragen an Ursula Lyon
Wir gehen den Yogaweg schon 25 Jahre zusammen. Dabei war mir Ursula mit ihrer Ruhe und Weisheit eine verlässliche Begleiterin – durch manches Tal hindurch und auch wieder hinaus.
Anna Trökes: Wie hast du zum Yoga gefunden?
Ursula Lyon: Die ersten Yogastunden bekam ich in São Paulo von einem Schüler Indra Devis. Was ich durch den Yoga erfuhr, begeisterte mich so, dass ich fortan übte. Ich begann also mit der Körperarbeit, denn ich brauchte Bewegung. Gleichzeitig merkte ich aber, dass der Yoga mit der Philosophie noch viel mehr zu bieten hatte. Als ich ab 1964 wieder in Deutschland lebte, besuchte ich deswegen viele Yogafortbildungen und -kongresse, denn mich interessierte die Vielfalt der Yogatraditionen und -stile. Offenheit und Toleranz sind mir in dieser Hinsicht sehr wichtig. Gleichzeitig begann ich auch, die wichtigen Yogatexte zu studieren, vor allem die Lehrschriften von Vivekananda und Patañjalis Yoga-Sutra. Dadurch hatte ich das Gefühl, das Herz des Yoga gefunden zu haben.
Du bist dem Buddhismus sehr innig verbunden. Warum wurde gerade diese Weltsicht so wichtig für dich?
Zu dieser Zeit merkte ich, dass meiner Praxis etwas fehlte: die Meditation. Sie wurde damals nur wenig gelehrt, und so passte es gut, dass mein Mann mich fragte, ob ich ihn zu einem Meditations-Schweige-Retreat begleiten wolle.
Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten, mich mit der
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