Die Sieben unterirdischen Könige
sieben
geschlafen.”
„Um dann im siebenten auf Kosten der Bürger zu prassen?”
„Das stimmt allerdings”, gab Rushero zu.
„Könnt Ihr denn nicht die ganze saubere Gesellschaft einschläfern?” fragte
der Scheuch.
„Alle sieben Könige auf einmal?” fragte Rushero. „Oh, das ist ein
glänzender Einfall! Aber was tun wir, wenn sie unsere Absicht erraten und
nicht schlafen wollen?”
„Könnt Ihr es nicht so anstellen, daß sie keinen Verdacht schöpfen?”
„Das wird kaum gehen”, entgegnete Rushero. „Jetzt regiert Mentacho, der
sehr klug und scharfsinnig ist.”
„Oh, wir werden schon dafür sorgen, daß ihm seine Klugheit nichts hilft!
Freund Lestar, erzähl mal, was Euch in der Höhle passiert ist!”
Als Rushero hörte, daß die Menschen unter den Ausdünstungen des
Zauberwassers eingeschlafen waren, rief er aus:
„Das ändert ja die Sache! Dann versammeln wir eben die ganze Gesellschaft
in der Höhle und überlassen sie dem Zauberschlaf. Nur fürchte ich, daß wir,
die das ganze zu bewerkstelligen haben, auch einschlafen werden. Gehen
wir aber nicht hin, so werden sie Verdacht schöpfen.”
„Keine Sorge”, entgegnete Lestar. „Für diesen Fall haben wir Talismane”,
und er erzählte dem Hüter der Zeit von dem Brillanten.
„Oh, das ist ja großartig!” rief Rushero. „Wir schläfern die Tagediebe ein,
und das Land ist sie los.”
„Und was geschieht danach?” fragte der Scheuch. „Wieso danach?”
„Ich meine, wenn sie wieder aufwachen?”
„Wenn sie bei der Quelle bleiben, werden sie nicht mehr aufwachen”, sagte
Rushero.
„Mit Verlaub, mein Freund”, entgegnete der Scheuch bedächtig, „das wäre
ja der reinste Mord!”
„Verzeiht, Majestät, daran hab ich nicht gedacht. Dann werden wir sie wohl
in den Regenbogenpalast tragen und in die Kammern legen müssen.”
„Und was geschieht danach?” fragte der Scheuch wieder. „Ich versteh Euch
nicht”, sagte Rushero, der allmählich die Geduld verlor.
„Einmal werden sie ja aufwachen!”
„Dann werden wir ihnen wieder Wasser geben”, erwiderte der Hüter der
Zeit unsicher.
„Vielleicht lassen wir sie lieber in der Heiligen Höhle sterben?” fragte der
Scheuch verschmitzt. „Das geht wohl schneller und erspart euch viele
Scherereien.”
„Majestät, drückt Euch doch bitte klarer aus!” bat Rushero. „Eure Gedanken
sind mir zu tief. Nicht umsonst nennen Euch die Einwohner der
Smaragdenstadt den Dreimalklugen!”
„Oh, auch das ist Euch bekannt?” lächelte der Scheuch freundlich. „Gut,
dann will ich Euch meine Idee erklären: Nach dem Zauberschlaf benehmen
sich die Menschen wie Säuglinge, nicht wahr?”
„Ja!”
„Man muß sie von neuem erziehen und ihnen in wenigen Tagen alles wieder
ins Gedächtnis zurückrufen, was sie einst wußten und im Schlaf vergessen
haben.”
„Ja!”
„Was hindert Euch denn, dem König Mentacho zum Beispiel nach seinem
Erwachen einzuflüstern, daß er früher nicht König, sondern Hufschmied,
Schlosser oder Ackerbauer war?”
Hätte in diesem Augenblick ein Blitz vor Rusheros Füßen eingeschlagen, er
wäre nicht so verblüfft gewesen wie nach dieser Eröffnung. Strahlenden
Angesichts rief er:
„Eure Majestät, Ihr seid wahrhaftig der klügste Mensch auf der Welt!”
„Das ist ja längst bekannt!” wehrte der Scheuch bescheiden ab.
SIEBEN SCHLAUE PLÄNE
Die Freude Rusheros verflog jedoch, als einer der Hofleute ihm die
Botschaft überbrachte, daß König Mentacho ihn zu sehen wünsche.
Als er sich beim König meldete, führte ihn dieser in ein kleines Zimmer und
verschloß sorgfältig die Tür hinter sich. Daran erkannte Rushero, daß das
Gespräch vertraulich sein werde. Mentacho bot ihm einen weichen Sessel an
und nahm ihm gegenüber Platz.
„Wie geht es Euch, mein lieber Freund?” begann der König liebenswürdig.
„Ihr seid, sagt man, sehr überlastet?”
„Ja”, gab Rushero zu.
„Oh, Ihr müßt Eure kostbare Gesundheit schonen und einen Teil Eurer
Sorgen anderen überlassen”, fuhr Mentacho in salbigem Ton fort.
Der Hüter der Zeit stutzte - Mentacho hatte ja noch nie so liebenswürdig mit
ihm gesprochen.
,Sei auf der Hut, Rushero`, dachte er. Der König will da etwas von dir, das
für ihn sehr wichtig ist!`
„Übrigens”, sagte Mentacho nebenbei, „ich habe gehört, daß die
Entzauberung der Heiligen Quelle zu Ende geht?” „Das stimmt, Majestät!”
„Mir ist ein komischer Gedanke gekommen”, kicherte Mentacho. „Werdet
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