Die sieben Weltwunder
ambrosischen Locken des Königs wallten ihm vorwärts von dem unsterblichen Haupt: es erbebten die Höhen des Olympos.«
In der Statue des Zeus von Olympia, 433 v. Chr. vollendet, hatte der Bildhauer Phidias den Gott und das Göttliche als Ziel der Sehnsucht der Griechen nach Vollkommenheit gestaltet. Den olympischen Zeus nicht gesehen zu haben, wurde deshalb als Unheil angesehen, ihn in seinem großen Tempel anzubeten, bedeutete Glück. Und mit Recht wurde später das Zeusbild zu den Sieben Weltwundern gezählt. Aber bis dahin war es ein weiter Weg.
Selten ist der Gipfel des Olympos ganz frei von Wolken, denn die den Berg bewachenden schöngelockten und heiteren Horen schließen die Tore des Göttersitzes sorgsam mit goldenen Wolken und öffnen sie nur, wenn ein Gott aus ihnen hervorgeht. Von dort bewegt Zeus die Wolken, erregt er Gewitter, löst er den Donner und schleudert er die Blitze.
Zeus bildet den Mittelpunkt des Olymps der Götter. Er wägt die Geschicke der Menschen und wacht über Familie und Ratsversammlung. Er schützt die Heiligkeit des Gastrechts und des Eides. Er allein kennt die Zukunft aller Wesen, gibt den Menschen im Gewitter, im Vogelflug, in Träumen und im Rauschen des Eichenhaines seinen Willen und ihre Zukunft kund. Zeus war für ganz Hellas der verbindliche Bezugspunkt.
Die Geschichte der heiligen Stätte Olympia reicht weit, bin in das 3. Jahrtausend v. Chr., zurück, wie Scherbenfunde bewiesen. Die Tradition war mehr als dreitausend Jahre lang lebendig. Pausanias, der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Olympia besuchte, schrieb von sechzig Altären, an denen die Priester Opferungen darbrachten. Auf einem sieben Meter hohen Zeus-Altar wurden täglich Geschenke niedergelegt. Die alle vier Jahre wiederkehrenden, festlichen Olympischen Spiele waren dem Zeus geweiht.
O LYMPIA
In der Antike war Olympia zunächst ein kleiner, idyllischer Ort, 360 Kilometer nordwestlich von Athen auf dem Peloponnes in der griechischen Landschaft Elis gelegen. Ein heiliger Bezirk, aber auch eine Stadt für Menschen.
Zu Füßen eines dicht bewaldeten Hügels lag der Heilige Hain, auch Altis genannt, zwischen den beiden Flüßchen Kladeos und Alphaios. In klassischer Zeit ein unregelmäßiges Viereck (etwa 200 mal 160 Meter groß). Der älteste Tempelbau Olympias – und überhaupt einer der frühesten Tempelbauten Griechenlands, entstanden Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. – war das im Norden gelegene Heraion, das Heiligtum von Hera, der Gemahlin des Zeus, mit sechs Säulen an der Schmalseite und sechzehn Säulen an den Längsseiten. Unter ihrem Kultbild soll die Gründungsurkunde der Olympischen Spiele aufbewahrt worden sein. In einer der Nischen dieses Tempels stand die Statue des Götterboten Hermes, des Gottes des Wohlstandes, gefertigt von Praxiteles, des größten Meisters aus Athen. Wie durch ein Wunder blieb sie erhalten.
Dann gab es noch die Schatzhäuser, ein kleines Haus, in dem das heilige olympische Feuer brannte, und einen Altar im Freien. Das war alles.
Mit der Zeit gewann der Heilige Hain jedoch an Bedeutung. Hier sollte neben Hera auch Zeus verehrt werden. Und so entstand die Idee, hier ein Heiligtum zu errichten.
Außerhalb der Altis lagen im Osten das Stadion, das Hippodrom für die Wagenrennen, im Süden ein doppelter Apsidenbau, der vermutlich als Rathaus oder Stadtverwaltung genutzt wurde, im Südwesten das Gästehaus und im Westen das Gymnasion und die Palästra, in denen die Wettkämpfer trainierten, ferner eine Therme mit Schwimmbad, Sitz- und Schwitzbädern.
D IE O LYMPISCHEN S PIELE
Nike, die Siegesgöttin, schwebte über Griechenland und nahm Wohnung in Olympia, das der Sage zufolge Herakles, der löwenherzige Sohn des Zeus, nach langen Kämpfen gegründet hatte. Er vermaß das Heiligtum des Zeus, er gründete die umgrenzende Mauer und gab den Olympischen Spielen Ordnung und Satzung.
Spiele in Olympia gab es seit 776 v. Chr. – man nannte jedoch nicht die Spiele Olympiade, sondern die vier spielfreien Jahre bis zum nächsten Fest.
Alle vier Jahre, zwischen den Monaten August und September, versammelten sich um Zeus die Hellenen des Festlandes, der Ionischen Inseln und der griechischen Städte an den Küsten Asiens und Afrikas, Italiens, Siziliens und Galliens.
Alle vier Jahre eilten die Boten von Olympia aus durch Griechenland, um den Landesfrieden zu verkünden. Es gab Verträge, die sicherstellen sollten, dass aller Streit zwischen den Menschen und Stadtstaaten ruhte,
Weitere Kostenlose Bücher