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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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Haut hervorzurufen, die Augen aus leuchtenden Edelsteinen. Zeus erfreute sich an Haar und Bart aus reinem Gold, und aus Gold war auch die Statue der schwebenden, menschengroßen Nike, den Ölzweig in der Hand, die der Gott auf der ausgestreckten Rechten hielt. Das Zepter, das er in der linken Hand hielt, Symbol der von ihm beherrschten Erde, das in allen Farben erglänzte, bestand aus einer Legierung verschiedener Edelmetalle. Auf dem Zepter ruhte ein Adler. Das Gewand, das den Unterkörper umhüllte, war ebenfalls aus Gold und mit Blumen, Ranken und Tierverzierungen geschmückt.

    Bronzemünzen aus der Zeit Kaiser Hadrians (133 n. Chr.) mit dem Kopf der Zeus-Statue des Phidias und mit vollständiger Darstellung
.

    Die beiden Niobidenfriese am Thron des Zeus.
(Rekonstruktion von B. Schweitzer)
    Es gibt eine Münze aus der Zeit des Kaisers Hadrian, die eine Vorstellung von dem berühmten Kultbild als Ganzes gibt, wenn auch die Einzelheiten auf einer kleinen Münze nur angedeutet werden können. Auch auf dieser Münze hielt Zeus mit der Linken ein kostbares Zepter; in seiner rechten Handfläche stand eine Nike, die dem Gott einen Siegerkranz entgegenhielt.
    Philon von Byzanz hat auszudrücken versucht, was seiner Meinung nach die Schöpfung des Phidias aus der Reihe der Weltwunder heraushob: Für die anderen großen Sehenswürdigkeiten habe man, so schrieb er, »einfach Bewunderung. Dieses aber verehren wir kniefällig«.
P HIDIAS UND SEINE W ERKSTATT
    Bei Ausgrabungen in Olympia wurde die Werkstatt des Phidias wiederentdeckt. Man fand zahlreiche Gussformen sowohl für den Goldmantel wie auch für den Schmuck des Zeus, ja sogar Bruchstücke des verwendeten Schmelzflussmaterials, Elfenbeinreste, Goldfolie, Tonstücke, Halbedelsteine, Werkzeuge, ein Tonkännchen mit einer Inschrift des Besitzers und die Scherbe eines Kruges mit der Darstellung der Beschwörung dämonischer Kräfte durch den »Meister« und seine »Gehilfen«. Und als zweifelsfreies Beweisstück des rechtmäßigen Besitzers einen kleinen Kamm mit der Aufschrift: »Des Phidias bin ich« – Ich gehöre dem Phidias.
    Die wiederentdeckte Werkstatt entspricht in ihren Ausmaßen, in ihrer Ausrichtung und damit auch den Lichtverhältnissen genau der Cella des Zeus-Tempels. Die Statue, die Phidias dort in mehrjähriger Arbeit schuf, konnte also in voller Größe aus der Werkstatt herausgebracht und in dem ihr gegenüberliegenden Kultraum des Tempels aufgestellt werden. Möglicherweise wurde sie aber auch in Einzelteilen gefertigt, die dann im Tempel zusammengesetzt wurden.
    Über das Schicksal des Künstlers kursieren nur Spekulationen. Hat er bis zu seinem Tod als angesehener Bürger gelebt? Ist er nach Fertigstellung der Zeus-Statue zurück nach Athen gegangen? Plutarch berichtet, Phidias sei mit dem großen Staatsmann Perikles befreundet gewesen, aber auch angeklagt gewesen, Gold für das Standbild der Göttin Athene im Parthenon-Tempel entwendet zu haben. Doch dann wäre er zweifellos mit Gefängnis oder gar Tod bestraft worden. Das berühmte Standbild der Athena Parthenos trug ihm zweifellos große Bewunderung ein, aber es rief wohl auch Neider auf den Plan. Möglicherweise sah Phidias sich gezwungen, seine Vaterstadt Athen zu verlassen. Und der große Auftrag in Olympia kam genau zur rechten Zeit: ein Bildnis des höchsten Gottes, prunkvoller, großartiger und hoheitsvoller noch als das der Athena.
    Die Nachwelt jedenfalls hat Phidias von jeglichem Verdacht freigesprochen. Er allein, kein anderer Bildhauer der Geschichte, kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, ein Weltwunder geschaffen zu haben.
    Berichten zufolge hat Phidias seinen Zeus nur ungern vielen Besuchern zugleich gezeigt. Am liebsten stand er stundenlang allein im Tempel und betrachtete ihn. Auf den Goldschemel zu Füßen des Gottes habe er die stolzen Worte gesetzt: »Phidias, Sohn des Charmides aus Athen, hat mich geschaffen.«
G ÖTTERDÄMMERUNG
    Wie ein Magnet zogen die gewaltigen Reichtümer aus Opfergeschenken und Kriegsbeute Feldherren und Glücksritter nach Olympia. Zu verführerisch war der sagenumwobene Schatz dieses Tempels, um zu Geld und Macht zu gelangen.
    In römischer Zeit ließen Kaiser und Millionäre hier Bauten und Bäder errichten, die nur ihrem Luxus dienten. Nero gar missbrauchte Olympia als Bühne für eitle Gauklereien. Die römischen Kaiser aus Byzanz trugen die Tempel Olympias ab, um aus ihren Steinen Verteidigungsmauern gegen die Barbaren zu errichten.
    Als das

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