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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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verschiedenartige Räumlichkeiten für den Aufenthalt des Königs. Nur in einem dieser Räume, und zwar ganz oben, befanden sich Öffnungen und Maschinen zum Heraufholen des Wassers: Mit ihrer Hilfe wurde Wasser aus dem Fluss (gemeint ist der Euphrat, d. Vf.) nach oben gebracht, ohne dass die Leute draußen etwas bemerkten.«
    Ein Aufzug also, eine Art Paternoster, schöpfte aus dem Fluss und bewässerte die Dachgarten-Treppe, ein künstliches Paradies, eine vielbewunderte Oase, hoch über der Steinwüste der Weltstadt, dem von der Sonne beschienenen Babylon. Ein spektakulärer An- und Ausblick.
    Parther, Römer, Araber und Mongolen bauten Burgen und Städte im Land zwischen Euphrat und Tigris und dezimierten die Bevölkerung im Verlauf von Jahrhunderten in blutigen Kriegen und Metzeleien. Sie hinterließen nichts als Trümmer. Aber unverlierbar blieb die Erinnerung an die Hängenden Gärten der Semiramis.

Kupferstich von Johann Fischer von Erlach
D RITTES K APITEL
D IE S TATUE DES Z EUS IN O LYMPIA

Dass kolossale und berühmte Bauten, wenn es auch Jahrtausende dauert, vom Erdboden verschwinden, ist schwer vorstellbar. Irgend etwas, so meint man, müsse doch zurückbleiben. Tatsächlich haben die Archäologen, geleitet von den Hinweisen früherer Schriftsteller, immer wieder mit kriminalistischem Spürsinn Spuren gesichert und Artefakte geborgen, Grundmauern ausgegraben, Fundamente identifiziert. Sie haben, Zweifel und Skepsis überwindend, den Beweis geführt: Hier, an dieser Stelle, stand das gesuchte Gebäude.
    Dass nichtarchitektonische Kunstwerke, etwa eine große Plastik, spurlos verschwinden können, kann man sich schon leichter vorstellen. Die Gefahr des Verlustes ist besonders groß, wenn sie nicht nur künstlerisch bedeutsam sind, sondern auch ihr Material kostbar und wertvoll ist. Unzählige Kunstwerke sind brutaler Raffgier zum Opfer gefallen, antike Statuen wurden in die Kalköfen gesteckt, unersetzliche Schmuckstücke eingeschmolzen. Trotzdem haben Diebstahl, Raub und Plünderungen vermutlich weniger zerstört als Fanatismus und eine offensichtlich in vielen Menschen virulente unbestimmte Lust an der Zerstörung. Immer wieder sind Götterbilder von den Altären gestürzt, sind Tempel in Brand gesteckt worden.
    Von den originalen Werken der großen griechischen Bildhauer ist nur wenig erhalten. Gelegentlich verfügen wir noch über römische Kopien, die in Museen eine Anschauung der klassischen Antike geben. Oft müssen wir uns mit den Abbildungen auf antiken Münzen zufriedengeben, wenn wir uns über das, worüber frühere Schriftsteller berichten, ein Bild machen wollen. So ist es auch bei der Zeus-Statue, geschaffen von Phidias, dem größten Bildhauer seiner Zeit.
D ER W EG ZUM G LAUBEN DER G ÖTTER
    Schon zu der Zeit, als man in Griechenland und in Mesopotamien noch Löwen jagte, als man die Geschichten Homers vom Trojanischen Krieg, vom Leben und Sterben der Helden aufzeichnete und auch die Gesänge von der abenteuerlichen Rückkehr des listenreichen Odysseus nach Ithaka, fühlten sich die verschiedenen griechischen Stämme bereits zusammengehörig und grenzten sich gegenüber ihren Nachbarn, den Barbaren, ab. Sie bauten ihre Häuser um den Altar eines Gottes und schützten sie durch Mauern. Schon im 7. Jahrhundert v. Chr. kamen in den fruchtbaren Tälern und auf den Inseln Griechenlands Städte wie Athen, Sparta, Korinth, Theben, Milet zu Blüte und Bedeutung. Mit Ochs, Esel und Pflug bauten die Griechen Gerste und Weizen an, übernahmen sie aus Ägypten Ölbaum und Weinrebe.
    Von den Frauen des Landes am Nil lernten die Griechen Spinnen und Weben. Auch die Zwölfteilung des Tages und die Geheimnisse des Himmels übernahmen sie über Ägypten von den Babyloniern. Die Phönizier lehrten sie die Seefahrt entlang den Ufern des Meeres. Bald saßen die Griechen an den Küsten des Schwarzen Meeres, in Unteritalien und Sizilien, nach der Mitte des 7. Jahrhunderts wurde der primitive Tauschhandel durch Geldverkehr ersetzt; Münzen wurden in jeder griechischen Stadt geprägt.
    Die Polis, die Stadtgemeinschaft, der Staat kannte vielfältige Elemente der Herrschaft: das Volk, die Aristokratie, Parteiführer und Tyrannen, nie jedoch den König und Halbgott, umgeben von einem zeremoniellen Hof, wie er in Ägypten und Mesopotamien herrschte.
Z EUS, DER G OTT
    So schildert Homer im ersten Gesang der Ilias Zeus, den Herrscher im Donnergewölk: »Also sprach und winkte mit schwärzlichen Brauen Kronion, und die

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