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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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wenn sich die Griechen unter den Augen des Zeus in Olympia zum Wettkampf trafen. Niemand durfte mit Waffen das Heiligtum, die Altis, betreten. Der berühmte »olympische Friede« jedoch ist eine Fiktion. Keineswegs wurden Kriege durch Waffenstillstand unterbrochen – es war nur eine Zusicherung, dass die Kämpfer unbehelligt nach Olympia gelangen konnten.
    Die Palästra, die Ringschule, diente den Ring- und Faustkämpfern zum Training. Das Gymnasion, mit der Palästra verbunden, war den Läufern und den Speer- und Diskuswerfern vorbehalten. Außerdem befanden sich hier die Unterkünfte, in denen die Athleten während der Spiele wohnten.
    Anfangs wurden die Olympischen Spiele an einem einzigen Tag abgewickelt. Ab 472 v. Chr. dauerten sie fünf Tage: der Eröffnungstag war den Zeremonien vorbehalten, dann gab es drei Kampftage und einen Schlusstag für die Siegerehrung. Die Spiele fanden im heißen Sommer statt, für Kämpfer und Zuschauer keine geringe Anstrengung. Die Olympischen waren mehr als Sportereignis und Konkurrenzwettkampf: Sie bedeuteten auch eine Art Pilgerreise, Gottesdienst und Vergnügen.
    Am ersten Tag der Wettkämpfe legten die Athleten einen Eid ab: Sie schworen »bei Zeus«, sich im heiligen Wettkampf fair und ehrenhaft zu verhalten.
    Über neunhundert Jahre vor Pausanias wurden die Olympiaden schon aufgezeichnet: Zum einfachen Stadionlauf des Anfangs kam im späteren 8. Jahrhundert v. Chr. der Doppel- und Langlauf, ab 708 v. Chr. ein Fünfkampf, der Springen, Laufen, Ringen, Diskus- und Speerwurf umfasste. Der Faustkampf wurde 688 eingeführt, das spektakuläre Wagenrennen 680; seit 632 nahmen die Knaben am Laufen und Ringen teil.
D ER Z EUS -T EMPEL
    Über allem wachte Zeus, der in Olympia unter blauem Himmel und rauschenden Baumwipfeln verehrt wurde – zu seinen Füßen lagen stets Weihegeschenke der Fürsten, Philosophen, Athleten und Pilger, die Olympia besuchten und dem Gott huldigten, ein Sammelsurium der verschiedensten Gegenstände: große, auf drei Füßen stehende Kessel, Greifenköpfe in allen Größen zur Abwehr dämonischer, unheilbringender Kräfte, erbeutete Waffen oder auch nur Sträuße aus wilden Blumen.
    Als es den Griechen Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. gelang, die Bedrohung durch die Perser glücklich abzuwenden, wurde dem Zeus zum Dank in Olympia ein mächtiger Tempel errichtet, größer und stattlicher als alle anderen Zeus-Heiligtümer in Griechenland. Er galt gleichsam als Nationalheiligtum.
D ER T EMPELBAU
    Um das Jahr 470 v. Chr. wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauzeit war für antike Maßstäbe geradezu atemberaubend kurz: Bereits fünfzehn Jahre später, gegen 456, war der äußere Bau vollendet, in einer Länge von vierundsechzig, einer Breite von siebenundzwanzig Metern und einer Höhe von zwanzig Metern.
    Über drei Stufen erhoben sich auf den Breitseiten sechs und auf den Längsseiten dreizehn Säulen, zehn Meter hoch, mit einem Durchmesser von über zwei Metern. Die poröse Oberfläche des Muschelkalks, aus dem der Tempel gebaut war, wurde mit feinem Stuck überzogen, so dass der Eindruck von schimmerndem Marmor entstand. Wasserspeiende Löwenköpfe leiteten das Regenwasser von den riesigen, mit Marmorziegeln gedeckten Dachflächen ab.
    Das Bildwerk im Inneren des Tempels zeigt eine beeindruckende Vielfalt von Szenen: Zeus selbst, aber auch menschliche Riesen und Kentauren im Kampf und sogar ein Wagenrennen. Die zwölf Taten des Herakles waren über den sechs Säulen an den Schmalseiten des Tempels dargestellt.
    Auf dem Ostgiebel waren die Bewacher und Beschützer des olympischen Eides zu sehen – sozusagen das olympische Komitee. Gegenüber auf dem Westgiebel thronte Apollon als Schiedsrichter zwischen Ordnung und Chaos.
    Überwältigender Mittelpunkt jedoch war das Kultbild des Zeus, das bis zur Decke ragte. Über drei Stufen führte der Weg durch eine weite Vorhalle zum Vorraum des inneren Tempels. Die Cella, das eigentliche Tempelhaus – die Wohnung des Gottes, die dieses berühmteste Kunstwerk der Antike barg –, lässt sich an den Resten noch gut erkennen. Der gesamte längliche Innenraum war von beiden Seiten mit Säulengängen in zwei Stockwerken eingefasst, die es dem Besucher ermöglichten, die gewaltige Kultstatue des Zeus, von ebener Erde und von einer Galerie aus zu bestaunen.
    Nach dem Ende des Innenausbaus, um 430 v. Chr., wurde dann der Bildhauer Phidias eingeladen, für diesen heiligsten Tempel der Griechen das Kultbild zu schaffen.
D IE Z

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