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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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übereinstimmt?

    Skizze des von Donald John Wiseman vorgeschlagenen Standorts der Hängenden Gärten in Babylon
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    Seltsamerweise werden weder die Hängenden Gärten noch Semiramis bei Herodot erwähnt. Sollten sie seiner Aufmerksamkeit tatsächlich entgangen sein? Sollte er sie gegenüber den großartigen Stadtmauern, die ihn so sehr beeindruckten, nicht für erwähnenswert gehalten haben?
    In seiner »Historischen Bibliothek« berichtet der Grieche Diodoros, der zur Zeit Caesars in Babylon war und die Gärten gesehen hat: »Dieser Park zieht sich wie Bergterrassen über mehrere Stockwerke hin, so dass das Ganze wie ein Theater (mit ansteigenden Sitzstufen für die Zuschauer, d.Vf.) aussieht. Unterhalb von diesen ansteigenden Lagen befanden sich Gänge, welche die Last der Gartenanlagen zu tragen hatten, jeder entsprechend der Neigung des Anstiegs etwas höher als der vorhergehende. Der oberste von ihnen war fünfzig Ellen hoch und trug auf sich die obersten Teile des Parks, etwa in gleicher Höhe mit der Brustwehr der Mauer … Das Dach über diesen Quadern hatte zuerst eine Schicht aus Schilfrohr mit viel Asphalt, darüber eine doppelte aus gebrannten Ziegeln, die durch Gips verbunden waren; eine dritte Schicht bildeten Bleiplatten, damit nicht die Feuchtigkeit von der darauf gelegten Erde in die Tiefe dringen kann. Obenauf lag eine Schicht Erde, tief genug auch für die Wurzeln größter Bäume. Der Boden selbst war geebnet und mit vielerlei Bäumen bepflanzt, wie sie in ihrer Höhe und sonstigen Schönheit die Betrachter in ihrer Seele erfreuen mussten.«
    Lassen wir die Frage nach dem Erbauer und damit nach der Datierung unbeantwortet. Was sagen antike Schriften über Ort und Anlage der Hängenden Gärten aus? Bereits die älteste, allerdings nicht vertrauenswürdigste Quelle, das Werk »Persika« des königlichen Leibarztes Ktesias, den auch Diodoros zitiert, nennt den Garten »neben der Burg«. Man habe das Wasser dafür »aus dem Fluß« geschöpft. Strabon schreibt »über dem Strom gelegen«, das Wasser sei »aus dem Euphrat hochgeschöpft« worden. Flavius Josephus und andere sprechen vom »Königspalast« bzw. von »oben auf der Burg«. Auch die Größenangaben der antiken Autoren sind einigermaßen identisch: ein Quadrat von 120 auf 120 Meter. Das von Koldewey entdeckte Kellergewölbe ist dafür zu klein und liegt auch nicht am oder über dem Euphrat, vielmehr in der Nähe des Ischtar-Tores.
    Im Norden der einstigen Weltstadt hat sich der Babil-Hügel erhalten; er überragt die Ebene rund 25 Meter hoch. Dort war die Sommerresidenz des Königs; der Euphrat floss an ihr vorbei. Die Hängenden Gärten könnte man sich also da vorstellen, doch haben die Ausgrabungen an dieser Stelle keine Übereinstimmung mit den alten Schilderungen erbracht.
    Also bleibt nur die Südburg Nebukadnezars, die unmittelbar am Strom erbaut war. Tatsächlich deuten zahlreiche Indizien darauf hin, dass die Weltwunder-Gärten hier angelegt waren. Der Westabschluss der Königsburg nämlich bildet eine Plattform über dem Euphrat, und genau diese Stelle paßt vorzüglich zu den Berichten, die von den Hängenden Gärten überliefert sind. Zunächst gibt es da wieder einen Text, der Nebukadnezar rühmt: »Damit sich nicht Sandbänke im Euphrat absetzen können, ließ ich eine große Schanze aus Ziegeln in den Fluss hineinbauen. Ihr Fundament ließ ich in der Wassertiefe festigen, ihren Gipfel führte ich hochauf wie ein Waldgebirge.« Diese Formulierung ist bemerkenswert: Nicht »turmhoch« ist die Schanze gebaut; von einem in Babylon fremdartigen Erscheinungsbild, einem »Waldgebirge« ist die Rede.
    Die in den Fluss hinausgebaute Schanze wurde als ein Quadrat von 107 auf 107 Meter festgestellt; das entspricht den alten Schätzungen recht gut. Und was den Grundriss der Königsburg anlagt, den die Archäologen ziemlich präzise festlegen konnten, so macht er die Hängenden Gärten an dieser Stelle wirklich glaubhaft: Die Gemächer der Königin führten nämlich auf eine Gartenterrasse hinaus – möglicherweise ein Übergang zu den Hängenden Gärten, einer stufenförmigen Terrassenanlage am Hang, einer blühenden Riesentreppe, jede Treppenstufe ein zurückgesetztes Stockwerk, gedeckt mit Blei, abgedichtet mit Pech, und darüber Humus geschüttet. Diodoros beschreibt – wenn auch vage – sogar das Bewässerungssystem: »Die Gänge, die ihr Licht dadurch erhielten, dass sie voneinander abgesetzt waren, hatten zahlreiche

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