Die siebte Gemeinde (German Edition)
spirituelles Zeugs. Sind die sieben Briefe nicht vielmehr symbolisch oder sinnbildlich gemeint? Wie so vieles in der Bibel.«
»Warum nicht einfach mal etwas beim Wort nehmen, Elias. Wissenschaftlich ist das manchmal viel Einleuchtender.«
»Kann man diese Dokumentenrolle auch als ein Buch bezeichnen«, fragte Emma.
»Im Prinzip schon«, nickte der Professor. »Damals gab es Bücher nicht in der gebundenen Form wie heute, sondern wurden in Rollen zusammengefasst. Warum fragst du?«
Emma tippte Elias an. »Zeig ihm die Verse.«
Elias zog eine der geknüllten Seiten aus dem Umschlag heraus, zeigte ihn Emma und schob ihn dem Professor zu. »Das ist die bisher letzte Nachricht, die wir von Matteo erhalten haben.«
Der Professor überflog die Nachricht und blickte in die Runde. »Du finden musst das alte Buch«, wiederholte er eine Zeile des Reimes. »Das bedeutet, dieser Matteo behauptet, dass sich irgendwo ein altes Buch befinden muss. Vielleicht sogar das Buch, welches Arusch bei sich hatte.«
»Genau«, nickte Elias, »und wir haben auch schon eine Vermutung, wo es sich befinden könnte.«
Elias erzählte dem Professor über ihre bisherige Suche. Über die fehlende Kommode aus Altenberg, über die Ziffern, die er für Bibeltexte hielt, den Wasserspuckern am Kölner Dom und das Anno-Loch im Parkhaus unter dem Dom. Gustav Heinrich hörte seinem ehemaligen Schützling gespannt zu, während Emma zur Bestätigung mit dem Kopf nickte.
»Weißt du, was das für ein Fund wäre?«, sagte der Professor schließlich. Er stockte und wühlte in seinen Blättern. »Aber warte mal, jetzt wird mir einiges deutlicher, womit ich heute Morgen noch nicht viel anfangen konnte.«
»Mit was?«, fragte Elias ungeduldig.
»Arusch schreibt, dass er das siebte Buch vor einer Gemeinschaft in Sicherheit bringen möchte. Vor der ›Gemeinschaft des himmlischen Jerusalems‹. Diese Gemeinschaft, Orden oder wie man sie nennen möchte, besitzt bereits die anderen sechs Briefe, schreibt er.«
»Bitte, wer? Und warum hat er Angst vor denen.«
»Das kann ich dir leider nicht beantworten, Emma. Fakt ist, dass es etwas mit dem Grabtuch von Jesus zu tun hat. Ich habe mir heute Morgen schon stundenlang das Hirn zermartert. Arusch hatte wohl Angst, dass die Briefe zusammengeführt werden. Außerdem liest es sich so, dass er das Leichentuch zerstören wollte. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Gemeinde Laodizea als einzige getadelt wurde. Sie war es, die sich bessern sollte.«
»Was besagt die Offenbarung des Johannes im Detail?«, fragte Emma.
»Von dem was ich mir heute Morgen erarbeitet habe«, antwortete der Professor, »soll das Volk Buße tun und zum Martyrium bereit sein. Gott oder sein Sohn oder beide kehren zurück, besiegen den Teufel, die Welt geht unter, und das himmlische Jerusalem, die Heilige Stadt, entsteht neu.«
»Die Heilige Stadt«, murmelte Emma. »Hatten wir das nicht gestern, Elias?«
»Logisch.« Elias zückte die restlichen Zettel. »Matteo verweist auf diese beiden Bibelstellen im Zusammenhang mit Köln und dem Dom.« Er las sie dem Professor vor. »Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab … und hier die Zweite: Als Jesus den Tempel verlassen hatte, wandten sich seine Jünger an ihn und wiesen ihn auf die gewaltigen Bauten des Tempels hin. Er sagte zu ihnen: Seht ihr das alles? Amen, das sage ich euch: Kein Stein wird hier auf dem andern bleiben, alles wird niedergerissen werden.« Elias zog die Schultern hoch. »Und, was denkst du?«
»Die Apokalypse. Matteo möchte auf den Beginn der Apokalypse in Köln aufmerksam machen.«
Emma schaute Gustav Heinrich erstaunt an. »Heißt das, du kennst den Zusammenhang mit Köln und der Heiligen Stadt?«
Gustav grinste. »Das ist zwar mehr kirchenhistorisch, aber dennoch historisch. Es gab viele Gründe dafür, warum man Köln als Heilige Stadt betrachtete. Nicht nur wegen des Doms und seiner Tor-Symbolik, denn viele Kirchen sind nach dem Vorbild Jerusalems erbaut worden, sondern auch wegen der Stadtmauer Kölns.«
»Ich bin irritiert«, sagte Emma. »Wann soll denn die Apokalypse eintreten? Das ist doch vollkommen an den Haaren herbeigezogen.«
»Hm.« Gustav schaute auf seine Blätter. »Arusch wollte seine Rolle und das Tuch vor der Gemeinschaft verbergen. Es würde ein großes Unheil passieren, wenn alles in einem Besitz wäre. Damals war man schnell
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