Die siebte Gemeinde (German Edition)
Meister, sein könnte. Er ist mit uns, das heißt, mit Henry de Crién und seinen Männern Richtung Adrianopel geritten. Wir hatten uns getrennt, kurz bevor wir dich gefangen nahmen. Ich dachte, dieser Bursche sei der geistliche Begleiter Henrys.«
Arusch konnte einen ängstlichen Blick nicht verhindern. »Diese Kerle sind schneller im Intrigieren, als ich dachte. Er hat bereits einen eurer Heerführer auf seiner Seite und das nach nicht einmal zwei Wochen.«
»Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, sind sie wahrscheinlich gar nicht so weit von uns entfernt. Mittlerweile sollte Henry bemerkt haben, dass wir angegriffen wurden, und hat mit Sicherheit unsere Spur aufgenommen.«
»Wie viele Männer hat Henry bei sich?«
»In etwa so viele, wie wir es waren, nur sind seine Männer die härtesten Krieger, die ich je erlebt habe. Unerschrockene Erstlinienkämpfer. Hätten wir ihn heute Mittag an unserer Seite gehabt, würden wir nicht an diesem Pfahl hier hocken.«
Kaum als Philipp die Worte ausgesprochen hatte, brach auf der gegenüberliegenden Seite der Mühle die Hölle los. Aus dem hüfthohen Gras sprangen vier Männer mit zwei Meter langen Schwertern hervor und rannten auf die Bulgaren zu. Mit ihren Klingen eine senkrechte Acht durch die Luft zeichnend schlugen sie eine blutige Schneise durch die Bulgarenhorde. Von der anderen Seite stießen acht Männer schreiend aus dem Wald heraus, flankiert von genauso vielen Reitern, an dessen äußerem Ende Henry de Crién, der sein Schwert in die Höhe hielt. Aus dem Schutz der Bäume zischten Pfeile auf die Bulgaren, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Noch ehe sie sich formieren konnten, wurden sie gnadenlos überrannt und innerhalb kürzester Zeit niedergemetzelt.
»Na, da habt Ihr Euch aber von einem Sauhaufen ganz schön düpieren lassen«, grinste Henry de Crién, während er Philipp vom Pfosten losband. »Habt Ihr gesehen, wie man das macht?«
»Das war leicht«, murrte Philipp. »Das hätte ich ebenfalls geschafft, wenn mir zuvor jemand fünfzig Mann beiseitegeschafft hätte und ich die Möglichkeit für diesen Hinterhalt gehabt hätte.«
»Seid nicht traurig«, lachte Henry. »Die nächste Schlacht werdet Ihr wieder gewinnen.« Er schaute zu Arusch. »Wie es scheint, seid Ihr so erfolglos gar nicht gewesen.«
»Halt, den übernehme ich.« Manuel Kranto hatte sich aus dem Schutz der Bäume gewagt und rannte auf Arusch, Philipp und Henry zu. Angeekelt stieg er über ein paar bulgarische Leichen hinweg und stemmte vor den dreien stehend breitbeinig seine Hände in die Hüften. »Er hat etwas, das mir gehört. Das muss ich aus ihm rausprügeln.«
»Das wird nicht nötig sein«, fuhr Philipp dazwischen. »Den habe ich mir bereits zurechtgelegt. Spätestens in Adrianopel wird er uns erzählt haben, wo sein Versteck liegt.«
Manuel Kranto trat wütend einen Stein beiseite. »Sagt nur, er hatte das Dokument nicht bei sich.«
Philipp schüttelte den Kopf. Kranto stürmte auf Arusch zu und stieß ihm die Faust ins Gesicht. »Wo ist der siebte Brief? Los, sag schon!« Er holte erneut aus, doch bevor er zuschlagen konnte, hielt Philipp seinen Arm fest. »Ihr schlagt hier niemanden, ohne dass ich es erlaube.«
Manuel Kranto riss sich von Philipp los. »Was fällt Euch ein, mich anzurühren. Wisst Ihr eigentlich, wen Ihr vor Euch habt?«
»Einen Geistlichen, dem wir erlaubt haben, uns nach Adrianopel zu begleiten, mehr nicht. Der Mann ist mein Gefangener, und daran wird sich, bis wir angekommen sind, auch nichts ändern. Das bedeutet für Euch, Kranto, dass er geschlagen wird, wenn ich es sage, und er getötet wird, wenn ich es sage.«
Kranto rang nach Fassung. Konsterniert stierte er auf Henry, der eine beschwichtigende Geste machte. »Er hat recht, Kranto, gedulde dich.« Dann schaute Henry zu Philipp. »Was meint Ihr, Philipp, sollten wir hier rasten und morgen weiterreiten?«
Philipp nickte. »Das ist vermutlich das Beste. Habt Ihr unterwegs Truppenbewegungen der Bulgaren oder der Griechen ausmachen können?«
»Nein, gar nichts. Die hier haben offensichtlich die Orientierung verloren und sind viel zu weit nach Süden geritten.«
»Das dachten wir auch«, bestätigte Philipp. »Dann wird uns in der folgenden Nacht auch kein Ärger erwarten.«
Später in der Nacht schlich sich ein Mann zu Manuel Kranto. Dieser hatte sich in Aruschs Nähe niedergelassen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kerl, der seine ersehnte siebte Rolle besaß, hockte gerade
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