Die siebte Gemeinde (German Edition)
bei der Hand, irgendwelche Ereignisse einem göttlichen Zusammenhang zuzuschreiben. Die Menschen waren sehr abergläubig. Außerdem schrieb er etwas von Läuterung und der anschließenden Rückkehr.«
Emma schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Verdammt! Rückkehr.« Sie schaute Elias an. »Das hatte ich vollkommen verdrängt. Wisst ihr, was heute vom Vatikan nach Köln gebracht wird? Das Turiner Grabtuch!«
In diesem Moment wackelte der Tisch, an dem sie saßen, und die Tassen klapperten bedrohlich auf ihren Untersetzern. Die Erde bebte.
»Da ist es.« Jakob Thiemann streichelte vorsichtig über das zweitausend Jahre alte Grabtuch. »So lange hat es gedauert und nun endlich.« Er schlug dem Mann neben sich anerkennend auf die Schulter. »Gut gemacht, Fabio.«
»Das war leicht, nachdem du mich so lange vorbereitet hast, Meister.«
»Vorbereitung ist das eine, Fabio.« Er warf einen verachtenden Blick auf Alex, der mit leuchtenden Augen auf das Tuch stierte. »Bereitschaft und Wille das andere. Ohne den siebten Brief nutzt uns das Tuch gar nichts.«
Alex löste seinen Blick von dem Grabtuch. »Vicky wird bald zusammenbrechen, Herr. Wir haben ihr neue Bilder von ihrem Sohn zukommen lassen …« Er setzte ein teuflisches Grinsen auf. »Das wird sie langsam umstimmen.«
»Das Wort ›langsam‹ gefällt mir gar nicht, Alex. Die Frau weiß um die Wichtigkeit ihres Sohnes.« Jakob schaute auf seine Uhr. »Jetzt, wo wir das Tuch haben, sollten wir andere Geschütze auffahren. Wir müssen nicht mehr so vorsichtig sein. Schnappen wir uns die Frau und pressen das Versteck mit Gewalt aus ihr heraus.«
»Ich dachte, sie weiß nicht, wo es liegt?«
»Dann wird sie uns eben so viel sagen, wie sie weiß. Die Rolle befindet sich hier in Köln, soviel ist sicher. Den Rest des Weges wird Gott uns leiten.«
Die Tür wurde aufgestoßen, und ein Mann trug die Plexiglaskiste mit den sechs Rollen herein. Er stellte sie neben das Grabtuch, und in diesem Moment wackelte der Tisch. Jakob hielt sich an der Kante fest und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Verheißungsvoll hob er seinen rechten Arm. »Die Sonne verdunkelte sich, die Erde bebte und riss einen Spalt in den Felsen als Jesu starb. Die Erde wird beben, wenn er wiederkehrt. Kapitel 27 Vers 51.« Er drehte sich ruckartig um. »Ruf Maria an«, befahl er Alex. »Ich möchte wissen, was dieser Seydel gerade macht.«
»Was war das?«, fragte Emma erschrocken und hielt sich instinktiv an Elias’ Arm fest.
»Das war ein Erdbeben«, meinte der Professor. »Zwar nur drei Sekunden, aber eindeutig ein Erdstoß.«
»Ist das, weil wir …«
»Ach, Blödsinn«, unterbrach sie Elias. »Das war Zufall. Hat der Taxifahrer nicht neulich erzählt, dass sie Probleme mit dem U-Bahn-Bau haben. Zuviel Sand unter der Stadt oder sowas.«
»Ja, aber so weit von der Innenstadt entfernt?«
»Ruhig bleiben«, sagte der Professor. »Es ist doch nichts passiert. Wir wohnen am Rand der Eifel, da kann die Erde durchaus alle paar Jahre beben.«
»Genau«, nickte Elias. »Wir sollten uns lieber überlegen, was wir jetzt tun wollen.«
»Glaubst du wirklich, dass dieses Buch im Anno-Loch unter der alten Stadtmauer versteckt liegt?«, fragte Emma.
Elias zuckte mit den Schultern.
»In das Anno-Loch im Parkhaus am Dom kommt man nicht hinein«, meinte Gustav. »Irgendwie ist mir das nicht schlüssig.« Er kratzte sich am Kinn.
»Ich weiß, dass es heißt, man käme nicht in das Anno-Loch«, griff Elias den Gedanken des Professors auf, »aber dieser Matteo scheint mehr zu wissen, als wir vermuten. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er uns mehr lotst, als uns zu hintergehen.«
»Stimmt, es könnte aber auch eine Falle sein.«
»Möglich ist alles, aber ich habe so ein Bauchgefühl.«
»Ich würde gerne auf die Dokumente dort zurückkommen«, warf Emma ein. »Wie geht es denn mit Arusch weiter?«
Der Professor fischte einen Zettel heraus. »Das muss ich erst noch sinnig zusammenfassen. Ein halber Tag hat einfach nicht ausgereicht. Außerdem tauchen immer mehr Namen in seinem Bericht auf. Fakt ist, dass er von Konstantinopel abgereist oder flüchten musste und irgendwo auf eine Gruppe Mönche getroffen ist. Er schreibt, es sollen Zisterzienser gewesen sein.«
Emma schlug Elias in die Seite. »Ich werde verrückt, wir sind tatsächlich auf der richtigen Spur.«
»Was?« Elias schien für einen Moment abwesend gewesen zu sein. »Wie kommst du darauf?«
»Hast du mir nicht
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