Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
Vom Netzwerk:
hin und tippelte mit ihren Fingern auf der Tischplatte herum. Sie konnte sich nicht konzentrieren.
    In was war sie da hineingeraten? Erst bekam sie am laufenden Band E-Mails, dann wurde Robert Seydel ermordet. Anschließend hatte sie ein Dokument gefunden, in dem ein Mann vor 800 Jahren das Grabtuch Christi suchte, und dann erfuhr sie aus einer Zeitung, dass exakt dieses Tuch vom Vatikan der Stadt Köln zur Verfügung gestellt wird - und das bereits in den nächsten Tagen. ›Ob Matteo das Tuch stehlen will?‹
    Irgendwie waren sie dem Rätsel und der Person dahinter nicht nähergekommen. Zur Erinnerung rief sie sich noch einmal die Mails auf und las sie durch. Eine weitere Botschaft hatte er ihr nicht hinterlassen. Erneut schaute Emma ins Leere, bis sie mit dem Ellenbogen gegen die Verträge stieß. Lustlos hob sie die obersten Seiten an und fächerte sich damit Luft zu.
    »Ich weiß zwar nicht, wie ich mich überhaupt konzentrieren soll«, lamentierte sie, »aber es nutzt ja nichts. Wenn ich meinen Job behalten möchte, muss ich wohl anfangen.«
    Missmutig quälte sie sich Vertrag um Vertrag voran. Ihr Chef hatte einzelne Seiten mit Randnotizen versehen, dass es ihr leichter fiel. Nicht immer war ihr in der Vergangenheit klar gewesen, was Menner genau von ihr wollte. Sein komplexes Rechtsverständnis hatte schon manchen Gegner, allerdings auch die eigenen Mitarbeiter, verzweifeln lassen.
    »Na, Emma, lässt dich der Gestapo-Mann wieder Überstunden schuften?«
    Emma schrak zusammen und zog mit ihrem Stift quer über die Seite. Vor ihrem Schreibtisch stand Christoph Schiebel und grinste sie schelmisch an.
    »Christoph, du Arsch!«, schrie Emma und warf ihm ihren Kugelschreiber an die Brust. »Du weißt doch, dass ich so schreckhaft bin. Was fällt dir ein, dich hier hereinzuschleichen?«
    »Ich hatte angeklopft. Das hast du anscheinend nicht gehört«, entschuldigte sich Christoph kleinlaut und hob Emmas Stift vom Boden auf.
    »Wenn du wie ein richtiger Mann anklopfen würdest, dann könnte man dich auch hören«, brauste Emma auf und riss ihm wütend das Schreibgerät aus der Hand.
    »Autsch, das hat gesessen. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Mit Verlaub, du siehst ganz schön Scheiße aus.«
    Emma lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah Christoph mit verkniffenen Augen an. »Hast du eigentlich irgendeine Ahnung, was heute los war?« Sie holte tief Luft. »Angefangen hat alles mit diesen Matteo-Mails, die ich dir heute Morgen gezeigt habe. Kurz darauf haben mich die Chefs nach oben zitiert und die gesamten Verträge für die morgen beginnende Betriebsprüfung ändern lassen. Dann musste ich zu den Seydels wegen des Jahresabschlusses.« Sie machte eine Pause und schaute ihren Kollegen dramatisch an. »Und jetzt kommt’s. Als ich bei den Seydels war, finde ich Robert Seydel tot auf dem Fußboden liegen.« Erneut stoppte sie, um Christophs Reaktion abzuwarten. Dieser riss erstaunt seine Augen auf, ging einen Schritt zurück und setzte sich auf einen der Stühle vor Emmas Schreibtisch. »Danach herrschte dort ein heilloses Durcheinander«, setzte Emma fort. »Überall Polizei und so weiter. Die haben mich natürlich nicht weggelassen. Aussagen hier, Fragen dort. Danach habe ich mit Elias Seydel zur Beruhigung einen Kaffee in der Stadt getrunken … tja, und jetzt, wo ich ins Bett gehöre, bin ich wieder hier an meinem Schreibtisch, nachdem mich die halbe Kanzlei gesucht hat, und versuche mich an diesem blöden Vertragsmist.« Sie beugte sich vornüber und legte ihren Kopf auf die Tischplatte. »Ich kann dir sagen, Christoph, ich bin vollkommen fertig und will nur noch nach Hause in mein Bett.«
    »Wow!« Christoph ließ einen Pfiff los. »Das nenne ich einen ereignisreichen Tag.« Er legte besorgt seine Stirn in Falten. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein oder sonst etwas Gutes tun?«
    »Ach nein, danke, du bist ein Schatz. Aber ich hab’s ohnehin gleich geschafft. Diese zwei Verträge noch und dann geht’s nach Hause. Den Rest kann ich locker morgen früh erledigen.« Sie gähnte und streckte sich. »Wenn ich, so erschöpft wie ich bin, morgen überhaupt aufwache.«
    »Wie du meinst.« Christoph erhob sich und öffnete die Tür. »Aber mach nicht mehr so lange, Süße. Ich werde den Laden jetzt verlassen. Wir sehen uns morgen. Schlaf gut und einen schönen Feierabend.« Mit einem leisen Klacken fiel die Tür ins Schloss.
    Kaum hatte Christoph die Tür geschlossen, klopfte es erneut. »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher