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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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den Laden?«
    »Eigentlich bin ich nur einmal im Jahr hier. Letztes Jahr im Januar zum ersten Mal, zusammen mit meinem verstorbenen Kollegen, Patrick Gerdes. Von ihm habe ich das Mandat übernommen. Als Steuerberater müssen wir nur hierher, wenn wir den Jahresabschluss fertigstellen. Ich kenne mich also nicht so gut aus, weiß aber, wo ich hingehen muss, wenn ich mal hier bin.«
    »Patrick Gerdes«, wiederholte Behr flüsternd und schrieb den Namen in seinen Block. »Gibt es noch mehr Mitarbeiter, die für den Betrieb zuständig sind?«
    »Ja, die Buchhaltung erledigt mein Mitarbeiter Walter Köpges. Der ist regelmäßiger vor Ort. Ich bin nur für den Abschluss, die Steuererklärung und die allgemeine Beratung zuständig.«
    Während des Gesprächs fügte Frank Behr ständig irgendwelche Notizen im Block hinzu, strich ältere Aufzeichnungen scheinbar planlos durch und blätterte zwei oder drei Seiten zurück, dann wieder nach vorne. »Darf ich fragen, wo sie gestern Nachmittag mit Herrn Seydel hingegangen sind, als sie das Geschäft verließen?«
    »In das Kalkofen-Café in der Altstadt. Wir haben dort einen Kaffee getrunken.« Emma sprach bedacht langsam, da nun der Moment kam, wo sie mit den Aussagen von Elias übereinstimmen musste. Sie hatten ausgemacht, ihre Rückkehr zum Laden geheim zu halten, wollten jedoch einräumen, zum Philosophikum gefahren zu sein. »Danach fuhren wir zu Professor Heinrich in die Universität. Herr Seydel wollte den Professor ohnehin an diesem Tag besuchen, und da ich noch nicht ins Büro wollte, habe ich ihn kurzerhand begleitet.«
    Emma hielt den Atem an, da Behr erneut mit seinem Block hantierte. Mit zunehmender Dauer machte sie das Geraschel wütend. Hatte Elias etwas anderes ausgesagt?
    »Prima«, rief der Beamte, schloss nickend seinen Block und erhob sich schwerfällig von der Couch. »Das wäre es vorerst. Könnte aber sein, dass ich Sie in den nächsten Tagen noch einmal belästigen muss.«
    Emma erhob sich ebenfalls, und sie schlenderten zurück zum Büro.
    »Ach, Frau Kemmerling?« Frank Behr drehte sich zu Emma um. »Das hätte ich beinahe vergessen. Ist Ihnen mittlerweile eine Idee gekommen, was CMS bedeuten könnte?«
    Erneut sah sich Emma gezwungen, den Polizisten anzulügen. »Nein«, zuckte sie mit den Schultern. »Möglichkeiten, für was es eine Abkürzung sein könnte, sind mir viele eingefallen, jedoch keine Variante, die irgendeinen Sinn machen würde. Tut mir leid.«
     
    Einige Minuten später verschwanden die Männer von der Kriminalpolizei, und Emma saß mit Elias alleine im Büro.
    »Sie müssen unbedingt das Fenster aufreißen«, beschwerte sie sich, während sie sich angewidert mit der Hand Luft zufächelte. »Mann, was hatte dieser Kerl für eine miese Plörre an sich? Das ist ja ekelhaft.« Sie betätigte den Fenstergriff und öffnete es. Ein angenehm eisiger Lufthauch schlug ihr ins Gesicht. »Schon besser«, sagte sie tief einatmend und setzte sich neben Elias.
    »Haben Sie diesem Behr etwas von dem Dokument erzählt?«, fragte Elias bedrückt. Seinen Kopf hatte er erschöpft auf seiner linken Hand abgestützt. Seine braunen Haare waren vollkommen zerzaust. »Die haben mich so geschickt ausgefragt, dass ich schon glaubte, die hätten eine Ahnung.«
    Emma schüttelte, wie schon so oft an diesem Tag, vehement den Kopf. »Nein, von dem Dokument habe ich nichts erzählt. Obwohl ich schon überlegt hatte, Herrn Behr alles zu beichten. Ich habe ein ganz schön schlechtes Gewissen. Die Existenz von dem Schriftstück zu verheimlichen, könnte doch die Ermittlungen behindern, oder nicht? Machen Sie sich denn keine Gedanken darüber?«
    »Selbstverständlich mache ich mir Gedanken, Frau Kemmerling«, antwortete Elias schroff. »Glauben Sie, ich hätte heute Nacht auch nur ein Auge zugemacht? Immer wieder schießen mir irgendwelche Theorien durch den Kopf. Habe ich etwas übersehen? Was hat mein Vater mit diesem Mann zu tun gehabt? Woher stammen diese drei Schriftstücke? Könnten sie uns eventuell zu dem Mörder führen?«
    »Moment mal«, unterbrach ihn Emma irritiert. »Wie jetzt, drei Schriftstücke? Es war doch nur ein einzelnes Dokument?«
    »Nicht ganz.« Seine gewohnt freundliche Mimik kehrte zurück, und er griff lächelnd in die unterste Schublade seines Schreibtisches. »Ich bin gestern Abend, als ich zurückkam, noch einmal nach oben und habe das gröbste Durcheinander beiseite geräumt. Ich wollte wenigstens die wertvollsten Folianten wieder auf das

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