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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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Elias mit heruntergezogenen Augenbrauen an. »Wie machen Sie das nur?«
    »Was?«
    »Na ja«, begann sie, »ich gebe zu, dass ich ebenfalls neugierig bin, was den Fortgang der Übersetzungen angeht. Aber ich bin überrascht, mit welcher Hingabe Sie trotz Ihres Verlustes an die Sache herangehen. Als wäre überhaupt nichts passiert.« Sie hielt sich entschuldigend eine Hand ans Herz. »Ich möchte auf keinen Fall andeuten, dass Sie mehr Trauer zeigen sollten, oder so, nein, nur weiß ich eben, wie ich mich gefühlt habe, als meine Mutter gestorben ist. Da hätte ich diese Energie niemals aufbringen können.«
    Elias schaute Emma regungslos an. Sein Gesicht zeigte weder Freude noch Ärger. »Ablenkung, Frau Kemmerling, Ablenkung. Das alles ist reine Ablenkung für mich. Wenn ich mich mit solchen Dingen wie dem hier beschäftige, dann vergesse ich alles Drumherum. Es hat mir schon gereicht, wie ich mich heute Morgen auf der Stadtverwaltung gefühlt habe und mit dem Standesbeamten reden musste. Ich bin nicht der Typ, der sich trauernd zu Hause hinlegt und in Selbstmitleid zerfließt. Das würde meinen Vater auch nicht wieder zum Leben erwecken. Außerdem hätte er es viel lieber gesehen, wenn ich den Hinweisen nachgehe. Obwohl ich mächtig sauer bin, dass er mich erst gar nicht mit eingeweiht hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn er überhaupt etwas von den Dokumenten gewusst hat.«
    »Wie sieht es denn mit Verwandtschaft aus?«, fragte Emma. »Niemand da, der Sie ablenken könnte? Hat sich Besuch angekündigt?«
    Elias schüttelte mit dem Kopf. »Ich bin Einzelkind. Mein Vater war es ebenfalls, und die Schwester meiner verstorbenen Mutter lebt in Berlin. Die kann ich aber absolut nicht ausstehen, geschweige denn ihre zwei verlogenen Töchter. Die können mir gestohlen bleiben. Nein«, er schüttelte nochmals vehement seinen Kopf. »Ich habe ein paar Telefonate mit Freunden geführt. Sobald die Polizei meinen Vater freigegeben hat, wird es eine Beerdigung im ganz kleinen Kreis geben, mehr nicht.«
    »Da fällt mir ein«, erinnerte sich Emma und wühlte in ihrer Tasche, »ich bin heute Morgen im Büro noch auf eine Merkwürdigkeit gestoßen.« Sie holte das Schriftstück über den Kauf der Kommode hervor und legte es auf den Schreibtisch. »Das ist der Vorgang von der schwarzen Kommode. Wer von Ihnen hat damals den Kauf getätigt?«
    »Das war mein Vater. Er hat sich meistens darum gekümmert. Warum fragen Sie?«
    »Lesen Sie die Anzeige, die hinter dem Vertrag heftet. Dort werden zwei schwarze Kommoden angeboten. Wenn ich die Unterlagen und Ihre Inventur richtig deute, hat Ihre Firma jedoch nur eine Kommode gekauft.«
    Elias blätterte zwischen den Seiten hin und her. »Ich kann mich erinnern, dass mein Vater damals von einer Kommode erzählt hat, die er für uns kaufen wollte. Es war seine Aufgabe, nach solchen Dingen zu suchen. Irgendwann kam er dann mit dem guten Stück auf unserem Hänger in den Hof gefahren. Seitdem steht sie dort oben. Von einer zweiten hat er mir nie etwas erzählt.«
    »Warum glauben Sie, hat er nur eine Kommode gekauft?«
    »Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten. Die zweite könnte bereits verkauft gewesen sein. Oder aber sie könnte zu beschädigt gewesen sein, um für uns interessant zu sein. Ebenfalls könnte es sein, dass ihm beide einfach zu teuer waren und er sich nur für eine entschieden hat.«
    »Was glauben Sie?«, fragte Emma und deutete auf die Telefonnummer in der Anzeige. »Ob wir einfach im Altenberger Dom anrufen sollten und dreist nach der zweiten Kommode fragen?«
    Elias blickte auf seine Armbanduhr. »Warum eigentlich nicht? Vielmehr, als dass sie uns sofort wieder abwimmeln, kann uns nicht passieren.«
    »Genau«, bestätigte Emma, hatte bereits ihr Mobiltelefon in der Hand und wählte die Nummer aus der Anzeige.
    »Es klingelt«, informierte sie Elias und hielt ihren Zeigefinger auf die Lippen. Eine Angewohnheit, die sie sich als Kind von ihrem Vater abgeschaut hatte, der auf diese Weise die umhertollenden Kinder im Raum zum Schweigen bringen wollte, sobald er telefonierte. »Hallo?« Es hatte jemand abgehoben, ohne sich mit Namen zu melden. »Hier ist Emma Kemmerling, mit wem spreche ich?«
    »Hier ist Pater Friedrich von der katholischen Pfarrgemeine Odenthal«, antwortete eine schläfrige Stimme. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Der Pater klang, als hätte man ihn aus seinem Mittagsschläfchen gerissen und wäre noch dabei, sich zu sammeln und seine Glieder zu

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