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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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strecken.
    »Ich hoffe, ich störe nicht, Pater Friedrich, ich habe eine Frage über den Verkauf von alten Abteibeständen, die der Dom vor einem Jahr angeboten hat. Bin ich da bei Ihnen richtig?«
    »Richtig schon, Frau, äh, Kemmerlein.«
    »Kemmerling«, berichtigte Emma.
    »Entschuldigen Sie, Frau, äh, Kemmerling? Grundsätzlich sind Sie, was das angeht, bei mir richtig.« Nach jedem Wort machte der Pater eine kaum auszuhaltende Atempause. »Wie Sie richtigerweise angedeutet haben«, keuchte der Pater weiter, »fand der Verkauf der Gegenstände vor einem Jahr statt. Wie kann ich Ihnen da jetzt noch helfen?«
    »Sie müssen wissen, Pater Friedrich, dass ich die Steuerberaterin der Firma Seydel & Seydel bin. Eine Firma, die damals bei Ihnen eine schwarze Kommode gekauft hat. Erinnern Sie sich?« Emma vernahm keine Reaktion. »Hallo, sind Sie noch dran?«
    »Ich bin noch dran«, schnarrte der Pater. »Kommode gekauft, ja, habe ich verstanden.«
    »Genau«, sagte Emma. »Mittlerweile hat sich endlich ein Käufer für diese Kommode gefunden, der zufällig an einer zweiten interessiert ist. Herr Seydel fragt sich daher, ob die andere Kommode aus Ihrem Bestand eventuell noch nicht verkauft worden ist und wir sie erwerben können?« Sie zog die Unterlippe nach unten und blickte schelmisch zu Elias, der grinsen musste.
    »Sie könnten Glück haben, Frau Kemmerling«, antwortete Pater Friedrich nach einer weiteren Bedenkpause. »Es sind damals nicht alle Gegenstände verkauft worden. Eine Kommode, so glaube ich, war ebenfalls dabei.«
    »Das ist ja Wahnsinn«, jubilierte Emma und deutete Elias den Daumen nach oben. »Wann können wir vorbeikommen und sie uns anschauen? Passt es Ihnen morgen früh zwischen zehn und zwölf Uhr?«
    »Ja, das müsste funktionieren. Es ist ohnehin immer jemand hier.«
    »Prima, dann komme ich morgen auf jeden Fall mit Herrn Seydel bei Ihnen vorbei. Vielen Dank für die Information. Auf Wiederhören.«
    Emma legte auf und lächelte Elias aufgeregt an. »Die haben tatsächlich noch eine Kommode dort stehen. Ich habe mir gedacht, wenn wir sowieso zu Professor Heinrich fahren, dann könnten gleich zum Altenberger Dom durchstarten. Es ist doch nicht so weit dorthin, oder?«
    »Dreißig Kilometer, in etwa«, sagte Elias. »Können wir aber machen. Ich hatte mir noch nichts vorgenommen. Na, dann bin ich aber mal gespannt, was uns erwartet.«
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag um zehn Uhr. Anschließend packte Emma ihre Unterlagen zusammen und verließ den Antiquitätenladen, neugierig beobachtet von zwei missgünstigen Augen auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
     
    Maria trottete nachdenklich in die Innenstadt zurück. Vor einer Stunde hatte er seinen Mut zusammengenommen und war in den Hinterhof des Antiquitätenladens geschlichen, und das, obwohl ein Polizeiauto vor der Tür gestanden hatte. Zuvor war er Emma zum Laden gefolgt. Er hatte sich schon gedacht, wo sie hinfahren würde, als sie in das Taxi stieg, und folgte ihr zu Fuß. Zwar war er versucht, sofort die Flucht zu ergreifen, als er um die Ecke gebogen kam und das Auto der Kripo sah, doch musste er etwas unternehmen. Unverrichteter Dinge wollte er heute nicht zurückkehren. Sein Meister hatte ihn unter Druck gesetzt. Er wollte die Dokumentenrolle. Koste es, was es wolle. Somit schlich er sich in den Hof und belauschte die beiden.
    Was hatte der Professor herausgefunden? Elias klang so aufgelöst. Morgen würde er es herausfinden.
    Er begab sich zurück in die Innenstadt und blickte kontrollierend in den Himmel. Er musste auf die Dunkelheit warten. Vorher konnte er nicht hinunter zu dem Jungen. Ihn in seiner Wohnung zu lassen, war viel zu gefährlich. Er hatte daher beschlossen, ihn dorthin zu verfrachten, wo sie ihn später benötigen würden. Der Kleine war nicht nur Druckmittel für die Gemeinschaft, sondern gleichzeitig ihr Instrument für das finale Ritual. Er war das siebte Glied, und somit durfte er ihm nichts antun. Der Meister hatte Maria mit Sanktionen gedroht. Dabei hätte er den Bengel am liebsten das ein oder andere Mal für sein vorlautes Mundwerk bestraft. Einmal war ihm die Hand ausgerutscht. Fluchtversuche mussten gemaßregelt werden. Er hatte an sich halten müssen, den Jungen nicht bewusstlos zu schlagen, und hatte sich nach wenigen Schlägen wieder beruhigt. Immerhin war der Rotzlöffel anschließend ruhiger geworden und hatte sich seinem Schicksal ergeben. Maria musste grinsen. Schmerzen halfen also

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