Die siebte Maske
Spaß, von jedem das Schlechteste –«
»Deine Beschwerde ist also nicht gegen eine bestimmte Person gerichtet? Es wird nur so geklatscht und getratscht?«
»Ja! Aber kann man das nicht irgendwie unterbinden?«
»Doch – aber da müßtest du Namen nennen. Wir können den Leuten einen hübschen Brief schreiben, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren läßt, auf meinem Geschäftspapier. Wir würden mit allem möglichen drohen, falls sie fortfahren, diese beleidigenden Äußerungen zu verbreiten.«
»Mike! Könntest du das tun?«
»Auf Wunsch von Mrs. Haven – als ihr Anwalt. Da sie mich jedoch nicht engagiert hat –«
»Könnte nicht ich dich engagieren?«
»Tut mir leid.« Mike lächelte. »Ich mag keine Klienten aus zweiter Hand. Falls Mrs. Haven wünscht, daß ich gegen diese Lästermäuler einschreite, stehe ich zur Verfügung.«
»Pedant!«
»Ja«, sagte Mike. Er kam um den Schreibtisch herum und sprach jetzt nicht mehr als Rechtsanwalt, nur noch als Freund. »Nun sag schon, Louise, was geht da vor?«
»Mike, du weißt es wirklich nicht? Ich dachte, es gehört zu deinem Beruf, auf dem laufenden –«
»Ich weiß, daß Walter Haven ermordet wurde, Louise. Aber ich hatte mich mit meinen eigenen Problemen herumzuschlagen. Ich nehme an, du hast gehört, wie die Verhandlung heute morgen ausgegangen ist?«
»Ja«, sagte Louise mit einem Unterton des Bedauerns. »Es tut mir leid, Mike; es ist sicherlich bedrückend, wenn man einen Prozeß verliert …«
»Bedrückend ist das richtige Wort«, stimmte Mike zu. »Jedenfalls habe ich mich in letzter Zeit kaum mit etwas anderem beschäftigt. Du mußt also entschuldigen, wenn ich nicht so ganz auf dem laufenden bin.«
»Na schön, aber wer Walter Haven war, das weißt du doch?«
»So eine Art Automobilkönig – stimmt das?«
»Nun, da stammt jedenfalls das Familienvermögen her. Ich fürchte nur, es war nicht mehr viel davon übrig, als die Fabrik ihre Pforten schloß. Die ›Haven Motor Company‹ hat seit fünfzehn Jahren kein Auto mehr produziert.«
»Er hat sich auch nie besonders um die Firma bemüht, wenn ich mich recht entsinne. War mehr an Politik interessiert, oder?«
»Ja. Hast du schon mal von Sanford Haven gehört?«
»War das nicht irgendein Bürgermeister oder Gouverneur oder dergleichen?«
»Ein hoher Verwaltungsbeamter, um die Jahrhundertwende. Walters Großvater war Senator. Walter hat sich sehr angestrengt, in seine Fußstapfen zu treten – und da wurde er umgebracht.«
»Den Zeitungsberichten habe ich entnommen, daß die Polizei einen Einbrecher für den Täter hält.«
»Ich bin überzeugt, so war es! Du mußt wissen, Adrienne war an jenem Abend bei mir. Wir hatten sie und ihren Mann zu einem kleinen Abendessen eingeladen –«
»Aber er ist nicht mitgekommen?«
»Er ist fast nie ausgegangen«, sagte Louise steif. »Walter hatte nicht viel für Partys übrig; aber er hat darauf bestanden, daß Adrienne hinging.«
»Hm. Dann erscheint mir die Theorie mit dem Einbrecher sehr einleuchtend. Er könnte das Haus beobachtet haben, um eine günstige Gelegenheit abzupassen. Vielleicht wußte er sogar von deiner Einladung und dachte sich, diese Nacht oder nie …«
»Richtig! Die beiden Hausangestellten waren in der fraglichen Nacht abwesend!«
»Perfekt«, sagte Mike und kreuzte die Arme. »Der Einbrecher wartete also und lauerte, sah den Wagen wegfahren und nahm an, das Haus sei leer. Er brach ein, und es stellte sich heraus, daß er sich geirrt hatte – Haven war daheim. Der Einbrecher geriet in Panik – schoß auf ihn …«
Louise hielt den Atem an. »Mike, du bist wirklich ein Genie. Ich bin sicher, genau so hat es sich abgespielt.«
»Ich nicht.«
»Aber es ist so logisch! Im Ernst, du solltest diese Theorie Bill auseinandersetzen.«
»Ich habe Bill erst vor einer knappen Stunde gesehen. Er hat von dem Fall gesprochen.«
»Was hat er gesagt?«
»Nicht viel. Er tat sogar ein bißchen geheimnisvoll.«
»Glaubst du, daß er im Begriff ist, jemanden zu verhaften?«
»So direkt habe ich ihn nicht gefragt.«
Louise spielte mit ihren Handschuhen, die sie im Schoß hatte, und erschien noch besorgter als vorher.
»Man wird doch nicht etwa Adrienne verhaften, oder? Das kann man doch nicht!«
»Louise, ich habe keine Ahnung.«
»Sie war bei mir, als Walter erschossen wurde. Das kann ich beschwören und Phil ebenfalls. Wir haben sie gegen zehn Uhr dreißig in ein Taxi gesetzt. Beim Nachhausekommen hat sie dann die Leiche
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