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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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entdeckt –«
    »Das könnte ein Alibi sein«, sagte Mike, »wenn sich die genaue Todeszeit feststellen läßt. Manchmal ist das nicht so leicht. An der Leiche finden sich nur wenig Hinweise darauf.«
    »Ich dachte, das klappt immer. So steht es jedenfalls in den Kriminalromanen. Der Coroner erklärt: ›Der Tod des Ermordeten ist genau fünfundzwanzig Minuten nach drei Uhr früh eingetreten.‹«
    Mike lächelte. »Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Und überhaupt, ein Alibi ist noch nicht alles. Da erhebt sich auch die Frage des Motivs.«
    »Ja«, sagte Louise und biß sich auf die Lippen.
    »War eines vorhanden?«
    »Wenn man all den Gerüchten Glauben schenken wollte –«
    »War die Ehe denn nicht glücklich? Jedenfalls dauerte sie noch nicht lange.«
    »Weniger als zwei Jahre. Aber auf keinen Fall hat Adrienne Walter gehaßt, was auch immer ihre Probleme gewesen sein mögen.«
    »Sofern du es beurteilen kannst –«
    »Ich bin mir dessen sicher, Mike!«
    »Und es gab auch keine finanziellen Schwierigkeiten?«
    »Nein …«
    »Du scheinst nicht sehr überzeugt.«
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sie hatten nicht gerade Geld wie Heu. Walter war kein besonders guter Geschäftsmann; seine Firma hatte mehr Passiva als Aktiva aufzuweisen.«
    »Es gibt also kein Motiv – doch die Leute klatschen.«
    Louise stand auf.
    »Reden wir nicht mehr davon; es ist wirklich zu bedrückend, und du hast heute schon genug mitgemacht.«
    Mike lächelte. »Du willst also keine gerichtlichen Maßnahmen mehr ergreifen?«
    »Ich sehe ein, es wäre albern. Man kann nicht gut einen Haufen Klatschtanten verklagen, stimmt’s? Aber hab Dank dafür, daß ich mir Luft machen durfte.«
    »Es war mir ein Vergnügen«, entgegnete Mike. »Wir sehen euch morgen abend, dich und Phil?«
    »Gewiß«, sagte Louise.
    Fünf Minuten, nachdem sie gegangen war, kam Jean herein, angeblich weil sie mit der Kartei nicht zurechtkam – in Wirklichkeit, weil sie hoffte, etwas aufzuschnappen.
    »Die arme Mrs. Haven«, sagte sie herausfordernd.
    »Was?«
    »Mrs. Capice hat mir einiges erzählt, während sie auf Sie gewartet hat – was die Leute so reden.«
    »Aha«, sagte Mike. »Diese Dokumente gehören in die Kartei für nicht abgeschlossene Fälle; wir werden Berufung einlegen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Jean und ging zur Tür. »Wissen Sie, ich habe Mrs. Capice gesagt, daß ich kein Wort davon glaube.«
    »Wovon?«
    »Von den Gerüchten. Über Mrs. Haven und diesen Mann.«
    »Welchen Mann?«
    »Na, diesen Tony Jerrick, mit dem sie angeblich ein Verhältnis hatte. Dürfte ich heute schon um halb fünf gehen, Mr. Karr? Ich bin beim Friseur angemeldet.«

3
    U nd wer ist Tony Jerrick?« fragte Nancy.
    »Weißt du, wo das ›Dormitory‹ ist?« Mike nahm den Löffel, mit dem Laurie Anne gegen ihr Glas schlug, und legte ihn neben ihren Teller. Laurie Anne zog eine Schnute und biß in eine Semmel.
    »›Dormitory‹. Ist das nicht diese entsetzliche Gegend bei den alten Lagerhäusern?«
    »Ja. Natürlich hat man es mit Sanierungsmaßnahmen probiert«, sagte Mike. »Man hat Neubauten errichtet und so weiter, und so hört man die alte Bezeichnung Dormitory nicht mehr gern.«
    »Was heißt Dormitory?« fragte Laurie Anne.
    »Für gewöhnlich nennt man so einen Raum, in dem viele Leute zusammengepfercht leben, einen Schlafsaal.« Zu seiner Frau sagte Mike: »In diesem Fall war es eine Brutstätte des Verbrechens. Tja, und aus diesem Milieu stammt Tony Jerrick.«
    Nancy schnalzte mit der Zunge, während sie eine Scheibe Rindsbraten auf Mikes Teller legte. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Frau wie Adrienne Haven und –« Sie merkte, daß Laurie Anne sie interessiert anstarrte, und schürzte die Lippen. »Auf jeden Fall klingt das alles nach purer Gerüchtemacherei.«
    »Ich weiß nicht recht. Es verhält sich nämlich so, daß Tony Jerrick zwar aus dem Dormitory kam, aber seine Geschichte hat ein Happy-End. Wenn man am alten Muller-Lagerhaus weitergeht, etwa drei Blocks in Richtung Norden, dann kommt man zu einem hübschen weißen Gebäude mit Stuckverzierungen, und darauf steht geschrieben: Jerrick Corporation, Herstellung von Fahrzeugbedarf.«
    »Klingt eindrucksvoll.«
    »Ach, Quark«, meinte Laurie Anne.
    »Na, na«, sagte Mike. »Fällt dir nichts Besseres ein als ›Quark‹, wenn dein Vater etwas erzählt?«
    »Aber Papi, ich mag keinen Quark! So eine widerliche weiße Schmiere –«
    »Themawechsel«, kündigte Mike seufzend an. »Erst

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