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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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pelzgefütterte Umhang und der Biberhut * verraten, dass es sich hier um eine Person von Reichtum und Ansehen handeln muss. Mäu erkennt in ihm schließlich den Bürgermeister Ludwig zum Paradies und kann sich trotz ihrer Niedergeschlagenheit eine gewisse Häme nicht verkneifen. Verlegen schaut der Patrizier zu Boden, dem es offensichtlich peinlich ist, beim Verlassen des Frauenhauses von jemandem ertappt zu werden.
    Inzwischen hat sich Mäu doch entschieden, Martha aufzusuchen und öffnet die Eingangstür. Erschöpft klettert sie die enge Stiege hoch, die zum Zimmer der Muhme führt. Als Mäu an ihre Tür klopft, hört sie dahinter Martha ärgerlich fluchen.
    „Ich bin’s, die Mäu“, gibt sich Mäu zu erkennen.
    „Ach so, dann komm halt rein!“, antwortet Martha leicht ungehalten.
    Mäu tritt in die Kammer und schließt die Tür. Martha, die gerade damit beschäftigt ist, sich über eine Waschschüssel gebeugt, gründlich zu reinigen, blickt ihr entgegen. Martha wirkt mitgenommen und übernächtigt.
    „Na, du guckst ja auch nicht gerade fröhlich aus der Wäsche! Und aussehen tust du wie eine ersoffene Katz. Komm, zieh gleich deine nassen Klamotten aus und trocken dich ab, hier haste ein Handtuch. Ich wasch mich grad noch fertig, dann hol ich dir was Trockenes zum Anziehen“, grummelt die Hübscher in und fährt mit ihrer Toilette fort. In der einfach, aber behaglich eingerichteten Kammer duftet es nach Rosenwasser. Im kleinen Eckkamin brennt ein Feuer und der Raum ist angenehm warm. Erst jetzt bemerkt Mäu, wie durchgefroren sie ist und befreit sich nach und nach von den klitschnassen Kleidungsstücken.
    „Mensch, mir reicht’s, das darfst du mir glauben! Die ganze Nacht schon ging’s hier zu wie im Taubenschlag und zum Schluss muss auch noch der Schultheiß kommen, der geile Bock, der nie genug kriegen kann. Ich bin wund und weh da unten, jetzt läuft erst mal nichts mehr! Und eigentlich wollt ich jetzt eine heiße Mandelmilch trinken und mich dann ins Bett legen, um ein paar Stunden zu schlafen. Das hab ich bitter nötig, denn heut Nachmittag geht’s schon wieder weiter… – aber was hast du denn, Mädchen, du heulst ja!“ Martha, die die ganze Zeit mit den eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt war, hat erst jetzt bemerkt, dass Mäus nackter Rücken von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wird und vernimmt ihr verzweifeltes Schluchzen.
    „Ach mein Mädchen, was ist denn los? Komm, bei mich!“, ruft Martha in echter Betroffenheit und schließt Mäu wie ein Kind in ihre Arme.
    „Na, das ist ja der reinste Weltuntergang! Komm, wir legen uns hin und decken uns zu, damit du’s warm kriegst. Du fühlst dich ja an wie ein kalter Fisch. Wart, ich leg uns noch ein frisches Leinentuch hin und hier hast du auch ein warmes Nachthemd. – So, ja, heul dich nur erst mal richtig aus und dann verzählste mir in aller Ruh, was los ist“, sirrt die Muhme in liebevollem Singsang der Weinenden zu und birgt sie an ihrer Brust.
    Mäu hat Martha seit ihrer kurzen Begegnung auf dem Galgenfest nicht mehr gesehen. Nach und nach schüttet sie der Muhme ihr ganzes Herz aus, erzählt von dem Fuchs und seiner Bande, mit denen sie durchbrennen wollte und die sie so übel im Stich gelassen haben, berichtet von dem Heiratskomplott ihres Vaters und davon, dass sie nun als Siechenmagd für Ulrich Neuhaus auf dem Gutleuthof arbeitet.
    „Ich kenne den Neuhaus. Der ging hier früher ein und aus. Eine Zeit lang kam er auch mal zu mir, aber ich war ihm wohl zu alt. Er bevorzugt eher die ganz jungen Dinger. War immer großzügig, das schon, aber wenig beliebt bei den Mädchen, weil er sich immer so herrisch aufführte. Er wollte, dass seine Favoritin nur noch für ihn da zu sein hat, ihm jederzeit zu Diensten sein musste und keine anderen Verehrer mehr empfangen sollte. Die Mädels waren immer froh, ihn dann wenigstens mal für eine Zeit lang loszuwerden, denn sein Ehegespons hat ihn regelmäßig zurückgepfiffen, wenn er es zu doll getrieben hat und ihn dann für ein Weilchen regelrecht an die Kandare gelegt. Ich hab die eingebildete Schnepfe manchmal in der Peterskirche gesehen, wenn wir zur Messe gegangen sind und uns in unsere Hurenbank * gesetzt haben, hat sie uns immer Blicke zugeworfen, davon hätt man glatt tot umfallen können! Der Hochmut und die Habgier sind ihr in das sauertöpfische Gesicht gemeißelt, wie der Kuh das Brandzeichen auf den Arsch. Er hat bei ihr daheim bestimmt nicht viel zu lachen gehabt und dann lässt

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