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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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aufdrängen wollen und das war mein Fehler. Liebe muss immer ein Geschenk bleiben. Aber ich habe nichts mehr zu verschenken! Bei mir kostet alles Geld“, lacht Martha grimmig und gibt Mäu einen liebevollen Klaps. „Und du, lass dir das eine Lehre sein und gib dich niemals auf! Für einen Mann nicht und auch für sonst nichts! Hast du gehört!“, fügt sie eindringlich hinzu, nimmt Mäus Kopf in die Hände, mit beschwörendem Blick ihre Worte untermalend.
    „Recht haste, Tantchen“, entgegnet Mäu nachdenklich. Sie hat Martha die ganze Zeit wie gebannt zugehört und wirkt inzwischen um einiges gefasster.
    „Verdammt, mir ist es halt mal für kurze Zeit so richtig gut gegangen. So wohl war mir mit ihm, wie ich es vorher nie gekannt hab. Ich hab ja noch nicht mal gewusst, wie schön das sein kann, mit einem Kerl. Ja, verdammt! Er war mein erster! Wir haben uns einfach gut verstanden, konnten über alles reden, haben viel gelacht und mit ihm rumzumachen war die reinste Wonne! Ich war halt so richtig verknallt in ihn. Und ich glaub, ich bin es immer noch.“ Während sie es ausspricht, steigen Mäu unwillkürlich wieder die Tränen in die Augen.
    „Das Glück ist ein launisches Ding, es kommt und geht, wie es ihm behagt. Da kann man nicht viel machen, du kannst nur versuchen, wenn dich das Unglück am Wickel hat, so wie jetzt, dir selber gut zu sein“, erwidert Martha gähnend. „Und jetzt versuchen wir zwei, eine Runde zu schlafen. Ich für mein Teil bin hundemüde. Meinst du, du kannst schlafen?“
    „Ich weiß nicht, mir geht halt momentan noch so viel durch den Kopf.“
    „Das ist doch normal! Wenn du willst, können wir ja später nochmal über alles reden. Aber jetzt schlaf erst mal drüber, das ist das Beste! Warte, ich bring dir einen Schoppen Wein und tu dir ein bisschen Theriak * rein. Davon schläfst du wie ein Ratz!“, schlägt Martha vor und steigt aus dem Bett, um die Sachen zu holen.
    Als die Tante ihr den Becher mit dem Schlafmittel reicht, zögert Mäu keine Sekunde und stürzt den Inhalt in einem Zug herunter. In kürzester Zeit fällt sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     
     
    „Mensch Mädel, ich muss sofort aufstehen und mich fertig machen! Es ist schon fünf Uhr und in einer halben Stunde kommt der Fugger an! Wie soll ich das nur schaffen!“ Martha ist aus dem Bett gesprungen und läuft hektisch hin und her.
    „Wer ist denn der Fugger?“, fragt Mäu schlaftrunken.
    „Hast du noch nie von Jakob Fugger dem Reichen gehört? Ein ganz reicher Geldsack aus Augsburg ist das! Der ist auf der Durchreise von Augsburg nach Leipzig und wird heute mit seinem Gefolge in der Stadt übernachten. Da wollen sich die Stadtoberen natürlich nicht lumpen lassen und haben einen noblen Empfang für den hohen Herrn vorbereitet. Die schönsten Hübscherinnen sollen ihm und seinem Gefolge in festlichem Putz draußen vor den Stadttoren entgegenkommen und ihnen zur Begrüßung Blumengestecke überreichen. Beim anschließenden Empfang im Rathaussaal sollen wir dann gemeinsam mit den Handwerksgesellen erbauliche Tänze aufführen. Und danach zieht die ganze Bagage, der Bürgermeister mit allen Ratsherren, den Zunftmeistern und anderen Wichtigtuern, mit dem Fugger und den Huren im Schlepptau, ins Frauenhaus. Erst mal wird gefressen und gesoffen, die feinsten Speisen und besten Weine werden heute noch angeliefert, die wir den Gästen kredenzen sollen. Und später sollen wir dann den Geldsäcken in jeder Beziehung zu Willen sein. Das wird also noch eine anstrengende Nacht!“, erläutert Martha, während sie sich nebenbei in Windeseile ankleidet und zurechtmacht.
    „Dann mach ich mich am besten auch gleich auf. Ich weiß nur noch nicht wohin“, entgegnet Mäu tonlos.
    „Bleib du nur und schlaf ruhig noch ein bisschen, wenn du willst. Das dauert sowieso noch einige Stunden, bis wir zurückkommen. Reden tun wir ein anderes Mal. Kannst jederzeit zu mir kommen, Mädel. Also, gehab dich wohl und lass dich nicht unterkriegen!“, verabschiedet sich die Muhme und verlässt eilig den Raum. Mäu lauscht dem Klappern ihrer Chopinen auf der Holztreppe. Die ganze Kammer duftet noch nach ihrem Rosenöl.
    Mäu kommt sich wie erschlagen vor, alle Glieder tun ihr weh und sie fühlt sich müde und kraftlos. Im Frauenhaus ist kein Laut mehr zu vernehmen, wahrscheinlich sind alle Hübscherinnen zu dem Empfang geeilt. Mehr und mehr überkommt sie ein Gefühl von tiefer Ausweglosigkeit. Was soll sie denn jetzt nur machen? Nach

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