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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Männer und arbeitete darum auch nicht mehr als Hübscherin. Ganz erfüllt war ich von ihm und gestand ihm immer wieder meine Liebe – was er sowieso schon längst wusste! Immer wollte ich mit ihm zusammenbleiben und ihn nie mehr verlieren. Ich betete ihn förmlich an, was ihm wohl zuviel wurde, denn eines schönen Tages teilte er mir unumwunden mit, dass er mich zwar auf seine Art auch lieben würde, dass wir aber nicht zusammenbleiben könnten. Er müsste bald in seine Heimatstadt, nach Mailand, zurück. Er entstamme einer alten, wohlhabenden Familie und müsse die Familientradition fortführen, indem er sich mit einer ihm ebenbürtigen Dame vermählen werde. Nach einiger Überwindung gestand er mir schließlich, dass er bereits eine Braut habe, die ihn in der Heimat schon sehnsüchtig erwarten würde.
    Ich war wie vom Blitz getroffen, konnte es nicht fassen und bestürmte ihn mit Vorwürfen und Fragen. Er wäre doch mit mir so glücklich, wie man es überhaupt nur mit einer Frau sein könne, so etwas würde er doch mit keiner anderen Frau jemals erleben, brach es aus mir heraus. Zögernd stimmte er mir zu. Ich drang weiter in ihn ein und flehte ihn unter Tränen an, dann doch auch zu mir zu stehen und bei mir zu bleiben. Ich versprach, ihm immer eine gute Frau und treue Gefährtin zu sein und nie wieder als Hure zu arbeiten. So ging es andauernd hin und her, ein Wort gab das andere und schließlich sagte er wütend, dass er mir das nicht glauben würde, denn tatsächlich wäre ich doch nichts anderes als eine Hure und das würde ich auch immer bleiben. Die Lust, die er mit mir erlebt hätte, wäre schon einmalig und so etwas würde er bestimmt bei seiner zukünftigen Frau nicht bekommen. Sie wäre eine reine, liebreizende Jungfrau mit den Zügen eines Engels, die er mit derlei schmutzigem Ansinnen sicher nicht besudeln würde. Dafür gäbe es ja Weiber, wie mich!
    Ich war wie gelähmt und brachte keinen Ton mehr heraus. Mein Herz war mir so schwer geworden, dass ich plötzlich nicht mehr an mich halten konnte und bittere Tränen brachen wie Sturzbäche aus mir heraus. Er umfasste mich und sagte, dass er nicht wolle, dass ich wegen ihm leiden müsse. Dann küsste er mich leidenschaftlich und bedrängte mich in wachsendem Begehren. Die Zärtlichkeit, die ich für ihn empfand, war genauso groß wie meine Lust auf ihn. Ich gab mich ihm hin in der grenzenlosen Sehnsucht, ihm nur nahe zu sein.
    Erst sehr viel später habe ich begriffen, dass er mich niemals geliebt hat, sondern nur benutzte, um seine Geilheit bei mir auszuleben, wie es bis heute alle Männer gegen Bezahlung bei mir tun. Nach unserem Streit wurde er mir gegenüber immer kühler. Unsere Zusammenkünfte wurden immer seltener. Immer mehr behandelte er mich wie eine käufliche Metze und nahm mich auch so: ohne jede Zärtlichkeit. Ich konnte nicht von ihm lassen und lief ihm hinterher, was ihn immer wütender machte, bis er mich sogar ins Gesicht schlug und mir sagte, dass ich ihn endlich in Ruhe lassen soll. Ob ich denn nicht merken würde, dass er meiner längst überdrüssig geworden sei. Es folgte noch eine kurze, qualvolle Zeit. Ich war wie von Sinnen, ohne Stolz und nicht mehr Herr über mich selbst. Es blieb mir keine Erniedrigung und keine Demütigung erspart! Und plötzlich war er weg. Er war einfach abgereist, ohne ein Wort des Abschieds. Ich war am Boden zerstört und wünschte mir nur noch den Tod. Jeder Tag ohne ihn, war für mich ein verlorener Tag. Ich geisterte wochenlang durch die Universitätsbezirke und glaubte ihn immer wieder in meinem Wahn zu erkennen. Doch alles erwies sich als ein einziges, großes Irrlicht. Ich betrog mich selber und wurde dabei immer wütender auf mich. Ich war nur noch eine Sklavin dieser verfluchten Sehnsucht. Alles in allem habe ich neun Monate gebraucht, um wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Solange, wie man ein Kind austrägt. Nur musste ich leider erkennen, dass das, was ich all die Monate mit meinem ganzen Herzblut genährt hatte, nichts anderes als eine Totgeburt war. Das war meine Lektion. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder einem Mann so zu verfallen! Und es ist mir gelungen. Die Sehnsucht nach ihm und auch meine Liebe sind längst abgestorben. Ich habe ihn innerlich ziehen lassen und gemerkt, dass sich nur dadurch mein eigenes Leben weiter dreht. Inzwischen weiß ich, dass er meine Liebe nicht verdient hat. Er wollte sie ja gar nicht. Soll ich ihn dafür hassen? Ich habe ihm meine Liebe

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