Die Siedler Von Botany
das?«
»Da haben Sie auch wieder recht.«
Das Tub flog regelmäßig die Minen mit Nachschub für die Männer und Frauen an, die dort arbeiteten, oder um Personal auszutauschen und Erz zurückzubringen. Die vom Richter am häufigsten wegen irgendwelcher geringerer Vergehen verhängte Strafe betrug einen Monat Zwangsarbeit in den Bergwerken, und nur ein einziger Delinquent betrachtete die Tätigkeit des Bergmanns als so angenehm und befriedigend, daß er freiwillig dabei blieb und nicht mehr zurückwollte.
Als Abendunterhaltung produzierten talentierte Zeitgenossen kleine Bühnenshows. Entweder sie erinnerten sich an lange Passagen aus Musicals oder Schauspielen, um verkürzte Versionen davon darzubieten, oder sie erfanden Dialoge und Aktionen, die sie dem hinzufügten, woran sie sich jeweils erinnern konnten. Kartenspiele wurden aus den stabilen Verpackungen in den Vorratslagern von KDL und Baby hergestellt. Die Karten ließen sich nicht allzugut mischen, aber das hielt die Spieler nicht davon ab, einen Stundenlohn oder irgendeine besondere Schnitzerei zu verwetten, um die Sache interessanter zu gestalten.
Es wurde auch Gold gefunden, aber man kam nach einer hitzigen Debatte überein, daß Tauschhandel ein weitaus besseres Zahlungssystem für eine so kleine Gemeinde wie die ihre wäre, in der jeder auch für die Gemeinschaft arbeiten mußte und sich nicht von dieser Pflicht freikaufen konnte. Unter den Kolonisten befanden sich auch mehrere Juweliere. Sie stellten Schmuck für jene her, die Gold und vielleicht sogar Edelsteine gefunden hatten, und setzten untereinander fest, wieviel Gramm des gelben Metalls als angemessener Preis gelten sollte.
Iri Bempechat hatte mehrere Assistenten als Rechtsberater für Streitigkeiten ausgebildet, die sich meistens einvernehmlich regeln ließen. Die ehemaligen Militärs hatten einen niederen Gerichtshof eingerichtet, gegen dessen Entscheidungen Einspruch eingelegt werden konnte, woraufhin Richter Bempechat die Aufgabe zufiel, die letzte Entscheidung in der jeweiligen Streitsache zu fällen.
»Wir brauchen keine formelle Regierung«, hatte Beverly eines Abends erklärt, als in einer Messe, in der aufgrund eines heftigen Regens mehr Betrieb als üblich herrschte, das Gespräch auf dieses Thema kam. Es war der Beginn einer Art Regenzeit, in der die Niederschläge jedoch vorwiegend in den Nachtstunden fielen. »Warum sollten wir etwas, das bisher ganz gut funktioniert hat, komplizierter machen?«
»Wenn es nicht kaputt ist, braucht man es nicht zu reparieren!« rief Mitford und wurde für diese alte Soldatenweisheit mit allgemeinem Gelächter belohnt.
»Wir haben eine Art Regierung, auch wenn die meisten von Ihnen es gar nicht merken. Wir haben lediglich keine gewählten Vertreter oder einen nominellen Staatschef. Ich glaube auch nicht, daß so etwas nötig ist«, stellte Iri mit seiner kultivierten und wohl tönenden Stimme fest, die bis in den entferntesten Winkel des Saals reichte. »Diejenigen unter uns mit speziellen Erfahrungen haben die Aufgabe übernommen, für Frieden und Ruhe zu sorgen. Gemeinschaftsarbeit regelt all das, was sonst der öffentliche Dienst wahrnimmt, und ansonsten sind wir alle jeweils dort tätig, wo wir uns nützlich machen und wo wir Kenntnisse aus unseren früheren Berufen anwenden können, auch wenn wir ständig gegen eine allgemeine Materialknappheit ankämpfen müssen. Ich denke, wir sollten unserem Schicksal dankbar sein, daß wir über eine Vielfalt an Fertigkeiten verfügen. Praktisch jeder Bereich des Lebens ist bei uns vertreten. Unsere außerirdischen Gefährten«, – er deutete auf die Rugarianer, die wie immer als Gruppe zusammensaßen, und die Deski, die eher bereit waren, sich unter die Menschen zu mischen – »haben uns in jeder erdenklichen Weise geholfen. Ich denke, viele würden sich köstlich darüber amüsieren, wenn sie unser früheres Dasein mit dem vergleichen, was wir jetzt treiben, aber es war sowohl zu unserem Besten wie auch sehr aufschlußreich. Es geht uns allen sehr gut. Und wir können im großen und ganzen alles tun, was wir wollen. Natürlich ohne irgendwelche bürokratischen Hürden und ohne irgendwelche offiziellen Genehmigungen oder Verbote. Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich darüber bin.«
Gelächter quittierte dieses scherzhafte Geständnis.
»Und in der Tat, warum sollen wir etwas verändern, das eigentlich völlig in Ordnung ist?« fragte er und hob beschwörend die Hände.
»Schön und gut, aber
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