Die Siedler Von Botany
möglich, und Kris, Sarah und Leila bildeten darin keine Ausnahme. Tatsächlich gerieten sie sogar mit dem Sergeant darüber in Streit, als er zunehmend darauf achtete, sie nur noch mit ›leichten‹ Aufgaben zu betrauen. So sorgte er dafür, daß Zainal mit Baby zum kleinsten Kontinent flog – eher eine sehr große Insel als eine kontinentale Landmasse –, um ihn gründlich zu erforschen, da der Küstenstreifen die einzige grüne Region war.
»Es erinnert ein wenig ans australische Outback«, meinte Sarah. Zainal ließ das Scout-Schiff einen Zick-Zack-Kurs über das Binnenland fliegen. »Wie Nullarbor. Klickweit überhaupt nichts! Kein Gras, keine Büsche … nur Sand und Steine«, fügte sie hinzu und schüttelte sich voller Abscheu.
»Hm, ja, ich verstehe«, sagte Joe, ohne sich zu seiner rätselhaften Reaktion näher zu äußern. Er schaute durch die Steuerbordscheibe der Pilotenkanzel hinaus. »Echte Steine!« Er deutete auf einen Felsengrat, der unter ihnen verlief und aussah wie ein Rückgrat mit Vertiefungen und Spitzen. »Saurierskelette.«
»Hm, so sehen sie tatsächlich aus«, stimmte Kris zu.
Whitby machte den Vorschlag, zu landen und eine Nacht am Fuß dieser Bergkette zu verbringen, weil die Landkarten an dieser Stelle auf Erzvorkommen hinwiesen. »Wir sollten frühzeitig in Erfahrung bringen, wo Kupfer und Zink zu finden sind, denn genau die sollen da unten vorkommen. Wenn die Adern dicht unter der Oberfläche liegen, dann wäre es sicherlich vernünftig, eine Woche zu bleiben, um eine Schiffsladung zutage zu fördern.«
Also landeten sie, und es war heiß draußen.
»Genauso wie zu Hause in der Trockenzeit«, sagte Sarah begeistert, reckte die Arme, streckte ihren hochschwangeren Leib vor und wandte das Gesicht der Sonne zu.
»Das ist der beste Weg, sich einen Sonnenstich zu holen«, sagte Joe und setzte ihr unsanft ihren aus Gras geflochtenen Sonnenhut auf den Kopf. »Du wirst auf keinen Fall in der Enge unseres Scout-Schiffs das Kind zur Welt bringen.«
»Ich darf in Baby kein Baby kriegen?« Sarah bekam einen Lachanfall.
Whitby, Leila, Joe und Zainal machten sich auf den Weg, um die Erzvorkommen zu suchen. Sie waren beladen mit Gefäßen, um Gesteins- und Erdproben zu nehmen. Sarah und Kris, die die Hitze als sehr unangenehm empfanden, suchten Schutz im Schatten Babys, indem sie eine kleine Vertiefung gruben, so daß sie unter dem Landegestell auf einer Decke sitzen konnten. Kris hielt ein Nickerchen, während Sarah im Geröll herumrührte und nach interessanten Steinen Ausschau hielt.
Schließlich nickte auch Sarah ein, und beide Frauen erwachten vom Gelächter der zurückkehrenden Erzsucher. Jeder hatte ein totes Tier auf der Schulter, das einer großen Ratte glich.
Kris wich zurück, als Zainal drei Paar Kadaver neben ihr auf den Boden fallen ließ. Die Pelze weckten ihre Neugier, denn sie waren in verschiedenen Beigeschattierungen gefleckt.
»Tarnung? Wovor?« fragte sie und berührte das nächstliegende Tier. Das Fell war rauh von Erde und Sand.
»Sie graben sich ein«, sagte Joe erklärend. »Aber sie sind genießbar. Wir dachten, wir sollten es mal mit ihnen versuchen. Sie leben von Insekten, und davon hat der Kontinent im Überfluß. Ich habe mindestens fünfundzwanzig verschiedene Arten gesehen und nur ein paar gefangen.« Er hielt mehrere Glasbehälter hoch, die er mit einer Schnur zusammengebunden hatte. »Ich will sie untersuchen. Man weiß ja nie, ob das eine oder andere Tier nicht vielleicht von Nutzen ist.« Er grinste. »Oder besonders gut schmeckt. Oder nahrhaft ist.«
»Woher wollen Sie das wissen? Sie sind doch noch nie im Outback mit den Aborigines auf die Jagd gegangen«, sagte Sarah.
»Sie auch nicht.«
»Aber ich habe einen Aufsatz über die Arten geschrieben, die die Aborigines bevorzugen«, erwiderte sie hitzig, und schon war zwischen ihnen wieder der schönste Streit im Gange.
Die Wüstengraber – Kris weigerte sich, sie in Gedanken als Ratten zu bezeichnen – wurden abgehäutet und, nachdem Joe mit Hilfe der Instrumente im Scout-Schiff noch ein paar weitere Untersuchungen vorgenommen hatte, in der Küche zubereitet und als Teil des Abendessens serviert. Das Fleisch war in Konsistenz und Geschmack anders als alles, was sie aus der Fauna Botanys bisher gekostet hatten. Es war glatt und schmeckte nach Nüssen. Man konnte kaum richtig hineinbeißen.
Bei Einbruch der Dämmerung tauchten auch ihre natürlichen Feinde auf, fledermausähnliche Lebewesen,
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