Die Siedler Von Botany
die sich mit Hilfe langer, dreieckiger Flügel von den Felsspitzen hinabschwangen, um die Nachtgraber zu fangen. Die kühlere Luft lockte auch ganz andere Insektenarten aus ihren Verstecken, und zwar vorwiegend eine Gattung, die schmerzhafte, juckende Bisse austeilte und die Forscher zwang, im Scout-Schiff Zuflucht zu suchen. Aber vorher konnten sie noch verfolgen, wie die Nachtgraber unglaublich hohe Sprünge vollführten und sich ihre Mahlzeit mit ihren verlängerten Zungen einfingen, um schon im selben Moment im Erdreich zu verschwinden, wenn sie über sich das Schlagen von Fledermausflügeln hörten.
»So etwas wie die hatten wir auch auf der guten alten Erde«, sagte Joe und schaute aus dem Scout hinaus.
Die Männer waren mit dem Verlauf ihrer Suche zufrieden und hatten die Bereiche, in denen sie fündig geworden waren, mit blauer Farbe markiert, obgleich Whitby und Joe sich hinsichtlich der Haltbarkeit in der unbarmherzigen Sonne nicht einig werden konnten.
»Na schön, dann testen wir die Farbe eben unter realistischen Bedingungen«, sagte Joe achselzuckend. »Und wenn sie versagt, kennen wir auf jeden Fall noch die Koordinaten.«
Zainal machte sich am nächsten Morgen auf den Weg zur Küste. Er hielt Baby in niedriger Höhe und landete immer an den Stellen, die anders aussahen als die Umgebung. Diese tropische Gegend hielt Früchte und Nüsse bereit – Zitrusfrüchten und Kokosnüssen nicht unähnlich –, und davon wurden Proben eingesammelt, dazu auch eine völlig andere Insektenart. Kris empfand den Geruch von faulendem Gemüse und Obst ziemlich ekelerregend, sagte aber nichts, bis sogar die stets zurückhaltende Leila murmelnd einen Protest vorbrachte.
»Voraus scheint es Hochebenen oder so etwas zu geben.« Whitby deutete nach vorne. »Vielleicht ist es da oben kühler, und es weht ein Wind, der uns die Mücken und Schnaken vom Leibe hält.«
Kris haßte es, ihre Schwangerschaft als Begründung dafür anzuführen, daß sie alle anstrengenderen Arbeiten mied, aber sie war doch froh, daß die Männer auf einer Anhöhe mit Blick auf eine sehr idyllisch anmutende Bucht mit weißem Sandstrand aus dicken Ästen der üppig wuchernden Vegetation einen schützenden Unterstand aufbauten. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß sich in dem Sand besonders bösartige bissige Insekten aufhielten, daher verminderte der Reiz dieser Gegend sich beträchtlich, und Sarah und Kris konnten beruhigt in sicherer Entfernung von diesen Störenfrieden das Nichtstun genießen. Es gab auch kleinere Äste, die man als Fächer benutzen konnte, und der Wind war tatsächlich kühl und erfrischend und duftete sehr angenehm nach dem, was weiter landeinwärts in voller Blüte zu stehen schien. Leila startete mit Whitby zu einem Erkundungsgang, kam jedoch schon bald wieder zurück. Ihr Gesicht und ihre nackten Arme waren mit roten Flecken übersät, da sie mit den Pflanzen in Berührung gekommen waren, durch die sie sich mit ihren Haumessern hatten einen Weg bahnen müssen.
»Der Saft, der mich so zugerichtet hat«, erzählte Leila, während Kris und Sarah ihr die Arme und das Gesicht wuschen, »ist sehr klebrig, und Joe hofft, daß wir einen Kautschukersatz gefunden haben.«
»Das ist sicherlich kein großer Trost für Sie, nicht wahr?« sagte Sarah mitfühlend. »Hilft ihnen das?«
Leila seufzte leise. »Und wie! Hauptsache es ist naß und kühlt meine Haut.«
»Was würden wir jetzt für ein anständiges Antihistamin geben!« sagte Sarah sehnsuchtsvoll.
»Wir haben doch genug Chemiker …«, wandte Kris ein.
»Und nur ein einziges Mikroskop, das offenbar nicht stark genug ist, um damit irgend etwas Sinnvolles anzufangen, daher müssen wir uns wieder der alten Methode des Ausprobierens bedienen.«
Da der Versuch mit kalten Kompressen erfolgreich war, wurden weitere aus Verbandsstreifen aus dem Erste-Hilfe-Kasten hergestellt und um Leilas Arme gewickelt und auf Gesicht und Hals gelegt.
Genau diesen Zeitpunkt suchte sich Sarahs Baby für seine Geburt aus. Und es kam tatsächlich, bevor sein Vater und die anderen zurückkehrten, obgleich Kris sofort einen Hilferuf nach Joe über das Handy absetzte.
»Ich habe mich offenbar verzählt«, entschuldigte Sarah sich bei ihren Hebammen, als ihr klar wurde, daß die Wehen eingesetzt hatten. »Es ist auch ziemlich kompliziert bei Dreißig-Stunden-Tagen und Sieben-Monats-Schwangerschaften.«
»Unsinn«, entgegneten Kris und Leila wie aus einem Mund. »Es ist ja nicht so,
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