Die Siedler Von Botany
plötzlich erwachte in ihr eine schreckliche Angst. Sie wiegte ihren Sohn, denn sie wußte, wenn man ihn bewegte, schlief er immer ein, auch wenn die Zähne ihn quälten, und selbst diese kurze Fahrt hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn.
Diejenigen, die geweckt worden waren, trafen mit Luftkissenfahrzeugen ein. Sie rannten, so schnell sie konnten, und teilweise sogar schneller als die einfachen Treträder, die zur Überwindung kurzer Strecken konstruiert worden waren. Das Prinzip der Luftreifen mußte noch verbessert werden, aber die Eisenringe funktionierten auf den Steinplatten und den unbefestigten Wegen gut genug, und so waren die Fahrer allemal schneller als die Fußgänger.
Sämtliche Lampen im Hangar brannten, und die Einstiegsluken von KDL, Baby und die Bürotür standen offen. Rutscher waren kreuz und quer geparkt.
Zainal begab sich mit Kris zum nächstliegenden Büro. Die dortige Kommandobrücke zeigte genauso viel wie die des Schiffs, und außerdem hätten sie und das Baby dort viel mehr Platz. Auch in solchen Situationen hatte Zainal stets Kris’ und Zanes Wohl im Auge.
Scott, Beggs, Fetterman, Yowell und Coo hielten sich im Büro auf, und Scott winkte Zainal zu sich.
»Eine Umkreisung ist bereits durchgeführt, und der Flugkörper ist nicht sehr groß. Nicht klein genug, um ein programmierter Satellit zu sein, aber das Ding bewegt sich zu schnell für uns. Wir können keinen klaren Eindruck von seiner Größe oder seiner Form gewinnen.«
»Das«, und Coo deutete auf die Spur, die die Orbitalkugel hinterließ, »ist nicht zu hören. Etwas ist gelandet.« Er sprach mit mehr Nachdruck, als ein Deski es gewöhnlich tat. Er hatte es wahrscheinlich für Scott wiederholt. Nun deutete Coo mit seinen spinnenartigen Fingern auf die Kommandostation der Farmer, die Kris, Zainal und die anderen vor gut einem botanischen Jahr untersucht hatten. Es war die Station, wo Dick Aarens absichtlich den Start einer Zielflugrakete ausgelöst hatte.
»Was …« Scott verfolgte den Kurs der Orbitalkugel mit einem Finger. In diesem Moment wechselte der Flugkörper die Richtung und schwenkte auf eine Nord-Süd-Bahn ein. Schnell führte er mehrere Umkreisungen von Botany durch. »Was ist das?«
»Das erfahren wir …« Und Zainal hielt inne und überwachte den Weg der Kugel auf dem Schirm, »genau jetzt.«
Sie verspürten das typische Kitzeln, als sie von einem Scannerstrahl abgetastet wurden. Zainal gluckste leise.
»Oh mein Gott«, stieß Fetterman hervor und setzte sich, als ob sämtliche Kraft aus seinen Beinen gewichen wäre.
Kris hatte es ebenfalls gespürt, und Zane hatte sich in seiner Tragschlinge für einen kurzen Moment aufgebäumt. Sie legte eine Hand auf seine Wange und fragte sich, ob der Scannerstrahl für einen so kleinen Körper nicht zu stark gewesen war. Zainal tätschelte beruhigend ihre Schulter. »Ich gehe freiwillig«, sagte Zainal.
Kris schaffte es gerade noch, den Einwand »Nein, das tust du nicht!« zu verschlucken, als Scott auch schon ablehnend beide Hände hob, wobei er den Blick keine Sekunde vom Schirm löste. Die Komm-Einheit piepte, und er aktivierte sie.
»Wurden wir gerade gescannt?« Es war Beverlys Stimme.
»Coo meldet, sie seien an der Kommando-Station gelandet.«
»Da oben ist aber nichts zu sehen«, sagte Beverly.
Coo nickte heftig und bekräftigte seine Meldung.
»Fek bestätigt alles«, fuhr Beverly fort. »Haben wir nicht festgestellt, daß sie Materietransmission benutzen?«
»Oh, oh«, sagte Yowell, und er machte ein paar unsichere Schritte rückwärts, um sich auf den nächstbesten Hocker fallen zu lassen. Sein Gesicht war eine Studie widerstreitender Gefühle: Hoffnung, Furcht, Unsicherheit und Verwirrung.
Coo drehte den Kopf zur Bürotür. Er stand auf, hob einen Arm und deutete hinaus.
»Sind sie da?« fragte Scott.
Kris schluckte und legte instinktiv die Arme schützend um Zane. Als Zainal sich in Bewegung setzte, war sie sofort dicht hinter ihm und damit noch vor den anderen, die einen Sekundenbruchteil länger gezögert hatten, ehe sie reagierten. Wenn ihr Schicksal sie heimsuchte, dann wollte sie es wenigstens sehen.
Während sie das Büro verließen, blickte sie hinüber zur KDL und entdeckte Feks unverwechselbare Gestalt in der Einstiegsluke, dann Balenquahs stämmige Figur als Silhouette im Lukenlicht, gefolgt von Worrells leicht gebückter Gestalt. Die kerzengerade Figur war vermutlich Rastancil, und die zierlichen Umrisse gehörten zu einer Frau, die
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