Die Siedler Von Botany
zu rufen. Sie rannten bereits die Rampe hinauf und betraten das stinkende Deck. Die verängstigte Catteni-Besatzung war ebenfalls zurückgekommen. Von je einem Siedler mit einem Stunner angetrieben, begannen sie damit, die unfreiwilligen Passagiere auszuladen.
Die Evakuierung begann. Catteni schafften es, zwei oder drei Körper auf einmal zu tragen, während die Siedler sich jeweils mit einem begnügen mußten, den sie nach Feuerwehrmannsart trugen. Weitere Helfer erschienen, während das Schiff zitterte und erbebte und die unheimlichsten und furchtbarsten metallischen Geräusche von sich gab, während an allen möglichen und unmöglichen Stellen Dampfwolken austraten. Kris’ rechte Hand geriet in einen Dampfstoß, der hinter der Kontrolltafel hervorschoß. Wimmernd vor Schmerzen lutschte sie an ihren Fingern, dann versuchte sie sie durch Blasen zu kühlen. »Alle sind draußen!« rief ihr jemand zu.
»Nein, sind sie nicht!« rief sie zurück. Und wechselte die Decks. Der Gestank, der herauswallte, war ekelerregend. Diejenigen, die sich als Retter betätigten, husteten und würgten, widmeten sich aber weiterhin ihrer anstrengenden Aufgabe.
Männer mit Werkzeugkästen, die mit dem Zeichen von Baby, dem Scout-Schiff, versehen waren, eilten an Kris vorbei. Dann rannte eine Gruppe nach hinten, angeleitet von Zainal, der ihnen Erklärungen zu Skalen und Kontrollen zubrüllte. Die Hitze und der Gestank waren stärker, als Kris es ertragen konnte, obgleich sie in nächster Nähe der offenen Luke stand, und ihr Magen rebellierte heftig. Ihre Hand schmerzte stark. Sie beugte sich aus der offenen Luke und atmete die frische Luft von draußen tief in ihre Lungen. Indem sie sich die Vorderpartie ihres Overalls bis zu Mund und Nase hochzog, konnte sie wenigstens einen Teil des Gestanks herausfiltern.
»Die hätten wir auch geschafft.« Yuri blieb neben ihr stehen, das Gesicht eine schmutzstarrende Maske. Sein Overall war blutbesudelt. »Wie viele noch?«
»Zwei weitere Decks.« Sie bediente die Kontrollen, obgleich sie sich angesichts des Lärms, den die Maschinen von sich gaben, nicht sicher war, ob der Mechanismus tatsächlich die Decks verschob. Die Metallkonstruktionen mußten sich durch die Hitze total verzogen haben. Aber das dritte Deck tauchte allmählich in der Toröffnung auf. »Wie viele haben überlebt?«
»Sie werden gerade versorgt.«
»Wir sollten auch die Ladung bergen«, sagte Kris.
»Die Ladung? Zuerst die Lebenden.« Yuri verwarf ihren Vorschlag mit einer knappen Geste, begab sich schnellstens in das neue Deck und kletterte durch die halb geöffnete Luke. Plötzlich nahm der Lärm rund um das Schiff schlagartig ab. Mehr Männer und Frauen eilten umher, sowohl nach vorne wie auch nach hinten. Einige hatten Werkzeug bei sich, andere trugen Schläuche und andere Ausrüstungsteile, die sie, wie Kris erkannte, im Transportschiff gefunden haben mußten.
Eine weitere mächtige Dampfwolke stieg von den Deckplanken unter ihren Füßen auf. Sie sprang zur Seite und versuchte eine Stelle zu finden, die nicht glühendheiß war. Sobald sie die Maschinerie in Gang gesetzt hatte, die das letzte Deck hochfahren ließ, stürzte sie ebenfalls in den Frachtraum, um beim Entladen zu helfen. Die Hitze war nahezu unerträglich. Wie lange waren diese bewußtlosen Opfer diesen Temperaturen ausgesetzt gewesen? Lebten sie überhaupt noch?
Sie schlang sich einen Arm über die Schulter und wuchtete einen Körper – es war eine Frau – hoch und stolperte damit hinaus und die Rampe hinunter.
»Dort entlang. Laufen Sie lieber bis zum nächsten Feld«, wurde ihr geraten, während eine Hand sie in die richtige Richtung drehte und weiterschob. Die Sonne war aufgegangen, und sie konnte wenigstens sehen, wohin sie lief. Auf dem Feld lagen nur zwei Körper, ein Catteni, ein anderer unidentifizierbar, und beide tot. Sie stolperte weiter, wobei sie den stechenden Schmerz in ihrer Hand und an ihren empfindlichen Füßen viel deutlicher spürte. Die Hecke war gründlich gestutzt worden, und Bretter waren auf beiden Seiten über die Gräben gelegt worden. Das Feld war mit Körpern bedeckt. Viele von ihnen, so sah sie dankbar, bewegten sich und wurden betreut. Sie wurden mit Wasser übergossen, oder jemand hielt ihnen Becher oder Tassen an die Lippen, damit sie trinken konnten. Über dem Feld lag ein einziges lautes Stöhnen, untermalt von vereinzelten Schluchzlauten. Sie stolperte weiter, bis sie einen freien Platz fand, wo sie ihre Last
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