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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Großzügigkeit, so wusste der Sachse schon lange, war eine der schönsten Gaben, die diese Menschen auszeichnete, und viele, die noch besaßen, was sie aus der alten Heimat mitgebracht hatten, teilten bereitwillig mit denen, die an Bord des Falken gesegelt waren. Aber ebenso weit verbreitet wie Großmut war der Jähzorn, der besonders leicht entflammte, wenn man die immer noch erschöpften Auswanderer aus dem Schlaf riss.
    »Candamir, kann ich nicht doch mitkommen?«, bettelte Hacon wenigstens zum zehnten Mal.
    Sein Bruder schüttelte den Kopf. »Du bleibst hier und hilfst deiner Schwester. Thorbjörn hat sich bereit erklärt, dich mit zum Fischen rauszunehmen, damit ihr genug zu essen habt, während der Sachse und ich fort sind. Das ist jetzt deine Aufgabe, Hacon, und ich möchte, dass du endlich aufhörst, dich zu beklagen, und sie mit Gewissenhaftigkeit erfüllst. Ist das klar?«
    Hacon schlug die Augen nieder. »Ja.«
    »Gut. Und tu, was Asta dir sagt. Sie ist in meiner Abwesenheit das Oberhaupt des Haushalts. Besser, ich höre keine Klagen über dich.«
    »Nun lass ihn«, bat Asta mit einem nachsichtigen Lächeln.
    »Er wird mir eine große Hilfe sein, ich bin sicher.« Sie reichte ihrem Bruder sein Bündel: ein paar Stücke Dörrfleisch in einem Lederbeutel, eingerollt in eine Decke. Das war alles, was er mitnehmen wollte, bis auf seinen Sax. »Hier, Bruder.« Asta stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
    »Sieh dich vor. Osmund, Austin, das gilt auch für euch.« Für den Freund ihres Bruders und den Sklaven hatte sie zwei gleiche magere Reisebündel vorbereitet, die sie dankend entgegennahmen.
    »Es wird Zeit«, mahnte der Schmied. »Lasst uns aufbrechen.«
    Brigitta hatte für jeden der Kundschafter eine weiße Rabenfeder an einer dünnen Schnur aus Seehundleder. Einer nach dem anderen beugte das Haupt vor ihr, und sie hängte ihnen den eigentümlichen Schmuck um. »Auf dass Odins Stärke und Weisheit euch auf eurem Weg begleiten mögen«, erklärte sie und scheuchte sie dann mit einem schroffen, wenig feierlichen Wink in den Wald.
    Voller Neugier und Tatendurst brachen sie auf. In südöstlicher Richtung bahnten sie sich einen Weg durch die Bäume. Der dunkle Waldboden war von dem federnden Gras bedeckt, das sie schon kannten, und das Unterholz war zumindest vorerst nicht sonderlich dicht, sodass sie gut vorankamen. Osmund und Jared gingen voraus. Ihnen folgten Inga und Siglind, dann der Schmied und seine Frau, und Candamir bildete mit seinem Sachsen die Nachhut.
    Als Austin seine Schritte beschleunigte, um weiter nach vorn aufzuschließen, fasste Candamir ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Hier geblieben«, raunte er. »Wo willst du denn hin?«
    Austin hob verwundert die Brauen, antwortete aber willig:
    »Zu Inga, Herr. Wir haben verabredet, zusammen nach Erdrauch Ausschau zu halten.«
    »Nach was?«
    »Erdrauch. Eine Heilpflanze, die gegen die Gallenbeschwerden ihres Vaters helfen könnte. Sie ist ziemlich selten, aber wenn wir Glück haben, blüht sie hier schon …«
    Der Griff um seinen Arm fühlte sich plötzlich an wie eine Eisenschelle. »Für wie beschränkt hältst du mich eigentlich?«, fragte Candamir. Die meergrauen Augen funkelten gefährlich.
    »Herr?« Austin war hoffnungslos verwirrt.
    »Oder denkst du vielleicht, ich bin blind? Es ist nicht Inga, in deren Nähe es dich zieht, sondern sie.« Beinah verstohlen wies Candamir mit dem Daumen auf Siglind, die vor ihnen über einen umgestürzten Baum kletterte und sowohl Osmunds als auch Jareds hilfreich ausgestreckte Hand dabei geflissentlich ignorierte. »Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass du dir eine Frau nimmst«, fuhr Candamir leise fort, »aber sieh dich gefälligst unter denen deines Standes um. Lass dich nicht noch mal in ihrer Nähe erwischen, hast du verstanden?«
    Austin ging endlich ein Licht auf. Er seufzte verstohlen.
    »Herr, ich habe schon Dutzende Male versucht, dir zu erklären, dass mir der Umgang mit Frauen untersagt ist. Mein Gelübde …«
    »Du bist ihr doch fast unter den Rock gekrochen«, unterbrach Candamir. »Und wenn ich dich je wieder dabei ertappe, dann wirst du mich von einer Seite kennen lernen, die du lieber unentdeckt lassen solltest.«
    Es war eine sehr ernst gemeinte Drohung, und das entging dem Sachsen keineswegs. Erstaunt und ein wenig erschrocken sah er Candamir von der Seite an, erwiderte aber scheinbar unbeeindruckt: »Du hast die Situation vollkommen

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