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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sein. Frauen sehen die Welt mit anderen Augen als Männer und bedenken Dinge, die Männern vielleicht gar nicht in den Sinn kämen.«
    Das Gleiche hatte Brigitta auch gesagt. »Inga und Asi werden mit uns gehen«, erklärte er eilig. »Sie kennen sich mit Wurzeln und Kräutern und all diesem Zeug aus. Nicht so gut wie Brigitta, aber die ist zu alt, den Göttern sei Dank.«
    Siglind ging auf die flegelhafte Bemerkung nicht ein, sondern erwiderte: »Ich werde ebenfalls mitkommen.« Kein »wenn ihr nichts dagegen habt« oder »falls ich von Nutzen sein kann«.
    Candamir senkte den Blick und nickte. Ihm wäre lieber gewesen, sie wäre hier geblieben. Sie machte ihm zu schaffen, die Königin der Kalten Inseln. In seiner Vorstellung gab es drei Sorten von Frauen: Es gab junge, unverheiratete Mädchen wie Inga etwa. Manche waren im Umgang mit Männern scheu und hielten den Blick stets gesenkt, andere waren mutiger und vielleicht gar ein bisschen keck, aber wenn man nicht die Absicht hatte, sie zur Frau zu nehmen, war man gut beraten, auf Abstand zu ihnen zu bleiben. Dann gab es die Verheirateten und Witwen. Je nach Alter und Stellung begegnete man diesen
    Frauen mit Respekt oder tändelte ein wenig mit ihnen, wobei die Frage, wie weit man dabei gehen konnte, ganz von der Reaktion abhing. Und zu guter Letzt gab es die Sklavinnen. Mit denen waren die Dinge am einfachsten. Man konnte sie sich nehmen, wann immer man wollte, ohne dass sie irgendwelche Gegenforderungen stellen konnten. Gewiss, die Vertrautheit oder gar Freundschaft, die man manchmal bei Verheirateten beobachtete, die, wenn er sich recht entsann, auch seine Eltern verbunden hatte, konnte es mit einer Sklavin natürlich niemals geben. Aber wenn man solch ein Glück hatte wie er mit seiner Gunda und ein bisschen nett zu ihnen war, dann versüßten sie einem das Leben.
    Siglind hingegen gehörte zu keiner dieser Gruppen. Vermutlich war sie ungefähr so etwas wie eine Witwe, nahm er an, doch im Gegensatz zu allen anderen Witwen hatte sie es anscheinend überhaupt nicht eilig, einen neuen Mann zu finden, und es gab auch keinen Schwiegervater oder Onkel, der sie dazu drängte. Das verstimmte Candamir; es widersprach seiner Vorstellung von Anstand und Ordnung. Doch sie umgab sich mit ihrer Fremdartigkeit und ihrem Hochmut wie mit einem Kettenpanzer. Vielleicht war es nur das. Vielleicht war es die Herausforderung, diesen Panzer zu durchbrechen, die ihn so reizte und die dazu führte, dass er manchmal so rastlos war und keinen Schlaf fand, weil er über diese Frau nachgrübeln musste. Jedenfalls machte sie ihm zu schaffen. Und Osmund ging es ebenso, das war nicht zu übersehen. Es war dieser letzte Punkt, der Candamir wirklich beunruhigte.
    Verstohlen betrachtete er sie. Sie saß reglos am Feuer, das ihre blonden Haare mit einem matten, rötlichen Glanz überzog. Ihre Miene war nachdenklich, vielleicht sogar eine Spur bekümmert. Wie schön sie war. Immer, wenn er zu dieser Erkenntnis kam, verspürte er ein eigentümliches Ziehen in der Brust. Das Gefühl war ihm unheimlich, denn es machte ihn seltsam schwach. Doch gleichzeitig war er süchtig danach.
    Plötzlich hob sie den Kopf ein wenig und schaute ihn an, so als spüre sie seinen Blick. »Und was hältst du davon, dass es uns ausgerechnet auf diese Insel verschlagen hat?«, fragte sie.
    »Ich denke, es ist ein großer Glücksfall«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ganz gleich, was wir im Landesinnern vorfinden; man spürt schon hier an der Küste, dass es milder ist als in der alten Heimat. Die Erde ist fetter. Es gibt reichlich Wasser. Dieses Land ist nicht der Feind der Menschen, man muss ihm nicht jeden Halm mühsam abringen.«
    »Das ist sicher so«, gab sie ihm Recht. »Aber befürchtest du nicht, dass Odin irgendeinen Preis dafür fordern wird? Fragst du dich nicht, warum er uns hergeführt hat?«
    Er lächelte auf sie hinab. »Vielleicht, weil du zu uns gestoßen bist. Vermutlich sah er in dir Tanuris Ebenbild.«
    Hastig, beinah erschrocken schlug sie die Augen nieder.
    Sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter, und er streckte sich ausgiebig. »Nun, morgen bei Sonnenaufgang brechen wir auf, und es wird gewiss ein langer Tag. Da du offenbar beschlossen hast, auf dem albernen Buch meines Sachsen hocken zu bleiben wie die Henne auf dem Ei, werde ich jetzt schlafen gehen. Gute Nacht.«
    Sie richtete sich kerzengerade auf und runzelte missfällig die königliche Stirn. Mit einem äußerst kühlen Blick wünschte

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